Hochzeit zu verschenken
Jeans und T-Shirt am selben Schrank und besieht sich dieselbe Teekanne.
»Jetzt guck dir das doch mal an«, sagt sie. »Eine Teekanne für fünftausend Dollar. Wer kauft sich denn so was?«
»Ja, trinkst du etwa keinen Tee?«, fragt ihr Freund und grinst.
»Doch, natürlich! Aber ich meine - wenn du fünftausend Dollar hättest, würdest du die etwa für eine Teekanne ausgeben?“
»Ich sage dir Bescheid, wenn ich die fünftausend Dollar habe«, sagt ihr Freund. Die beiden lachen und machen sich Hand in Hand davon. Sie sehen so glücklich und unbeschwert aus.
Und auf einmal, während ich noch so vor dem Antiquitätenschrank stehe, komme ich mir total lächerlich vor. Wie ein Kind, das mit den Klamotten der Erwachsenen spielt. Was will ich denn mit einer 5.000-Dollar-Teekanne?
Ich weiß gar nicht, was ich überhaupt hier mache. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich mache.
Ich will Luke.
Die Erkenntnis stürzt auf mich ein wie eine Flutwelle, die alles andere unter sich begräbt. Die alles Überflüssige und Unwichtige wegspült.
Das ist alles, was ich will. Dass Luke wieder normal und glücklich wird.
Dass wir beiden wieder normal und glücklich werden. Auf einmal habe ich eine Vision von uns zweien an einem einsamen Strand. Wie wir den Sonnenuntergang beobachten. Kein Ballast, keine Probleme. Nur wir beide, sonst nichts und niemand. Wir beide. Zusammen.
Irgendwie habe ich in diesem ganzen Tohuwabohu doch aus den Augen verloren, was wirklich wichtig ist, oder? Ich habe mich blenden und ablenken lassen von dem ganzen Firlefanz. Von dem Kleid, der Torte, den Geschenken. Obwohl das Einzige, was zählt, doch die Tatsache ist, dass Luke für immer mit mir zusammen sein will und ich mit ihm. Oh, Gott, wie konnte ich nur so blöd sein...
Mein Handy klingelt, und ich wühle, von einer plötzlichen Hoffnung beflügelt, in meiner Tasche.
»Luke?«, melde ich mich.
»Becky! Was zum Teufel ist bei dir los?«, kreischt Suzes Stimme mich so heftig an, dass ich vor Schrecken fast das Telefon fallen lasse. »Michael Ellis hat mich gerade angerufen! Er hat gesagt, dass du immer noch in New York heiraten willst! Das glaube ich einfach nicht, Bex!«
»Schrei mich nicht so an! Ich stehe mitten bei Tiffany‘s!«
»Was zum Teufel machst du bei Tiffany‘s? Du musst endlich deinen Schlamassel in Ordnung bringen! Bex, du wirst nicht in Amerika heiraten! Das kannst du nicht machen! Das würde deiner Mutter das Herz brechen!«
»Ich weiß! Ich heirate ja auch nicht hier! Oder zumindest...« Ich fahre mir verzweifelt durch die Haare. »Ach, Gott, Suze. Wenn du wüsstest, was hier los ist. Luke hat eine Midlifecrisis... die Hochzeitsplanerin droht damit, mich zu verklagen... und ich bin total allein...«
Oh, Gott, jetzt kommen mir schon wieder die Tränen. Ich verkrümele mich hinter den Antiquitätenschrank und setze mich dort, wo mich niemand sehen kann, auf den Teppichboden.
»Es finden zwei Hochzeiten für mich statt, und ich kann eigentlich an keiner von beiden teilnehmen! Egal, wie ich mich entscheide, werde ich irgendjemanden gegen mich aufbringen. Egal, wie ich mich entscheide, wird es zu einer Katastrophe kommen. Das, was eigentlich der schönste Tag meines Lebens sein soll, wird so wie es aussieht der schlimmste Tag in meinem Leben werden. Der Allerschlimmste!«
»Hör zu, Bex, jetzt reg dich mal nicht so auf«, sagt Suze jetzt etwas sanfter. »Bist du wirklich alle Möglichkeiten durchgegangen?«
»Alle. Ich habe überlegt, ob Bigamie eine Lösung wäre.
Ich habe daran gedacht, Doppelgänger zu engagieren...«
»Keine schlechte Idee«, merkt Suze nachdenklich an.
»Weißt du, was ich am allerliebsten machen würde?« Mir schnürt sich die Kehle zu vor lauter Emotionalität. »Am allerliebsten würde ich weglaufen vor der ganzen Scheiße und an einem einsamen Strand heiraten. Wo nur wir sind und der Pfarrer und ein paar Möwen. Ich meine, das ist es doch, worauf es ankommt, oder? Dass ich Luke liebe und er mich, und dass wir für immer zusammenbleiben wollen.« Ich stelle mir vor, wie Luke mich vor einem Sonnenuntergang in der Karibik küsst, und schon werden meine Augen wieder ganz feucht. »Wen interessiert es schon, was für ein hippes Kleid ich anhabe? Wer will schon einen riesigen Empfang und massenweise Geschenke? Das ist alles so unwichtig! Am Strand würde ich einfach nur einen schlichten Sarong tragen, und wir würden barfuß durch den Sand laufen, das wäre so wahnsinnig romantisch -«
»Bex!«
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