Hochzeit zu verschenken
»Wenn ihr beiden reden wollt...«
»Nein«, sagt Luke. »Bleib hier. Es dauert nicht lange.«
Ich setze mich auf die Armlehne eines Sessels und wünsche mir, ich könnte in dem Möbel verschwinden. Mir hat die Atmosphäre in dieser Wohnung noch nie gefallen -aber jetzt könnte man sogar meinen, man sei in Orwells Raum 101 oder so.
»Ich habe deine Nachrichten erhalten«, sagt Elinor. »Und deinen Brief, der nicht sehr viel Sinn ergeben hat.« Mit zackigen Bewegungen zieht sie ihre Handschuhe aus und legt sie auf einen Beistelltisch. »Ich habe keine Ahnung, was du mir eigentlich vorwirfst.«
‹Ich bin nicht hier, um dir irgendetwas vorzuwerfen«, sagt Luke, der sich sichtlich anstrengen muss, ruhig zu bleiben.
»Ich wollte dir nur mitteilen, dass mir einige Dinge klar geworden sind. So zum Beispiel, dass ich mich über die Jahre irgendwie... habe täuschen lassen. Du wolltest mich nie wirklich bei dir haben, stimmt‘s? Trotzdem hast du mich das glauben lassen.«
»Sei nicht albern, Luke«, sagt Elinor nach einer Pause. »Die Situation war viel komplizierter, als du dir vorstellen kannst.«
»Du hast meine... Schwächen ausgenutzt. Du hast mich benutzt. Und meine Firma. Du hast mich behandelt wie ein...« Er bricht ab, atmet schwer und bemüht sich, ruhig zu bleiben. »Das Traurige an der ganzen Sache ist, dass ich nach New York gekommen bin, um mehr Zeit mit dir verbringen zu können. Ich wollte dir so nahe sein wie Becky ihrer eigenen Mutter.«
Er macht eine Geste in meine Richtung, und ich sehe erschrocken auf. Halt mich bloß da raus!
»Was für eine Zeitverschwendung.« Seine Stimme wird härter. »Ich glaube, du wärst zu einer solcher Beziehung nicht einmal fähig.«
»Das reicht!«, sagt Elinor. »Ich kann nicht mit dir reden, solange du in dieser Verfassung bist, Luke!«
Sie und Luke funkeln einander an, und ich sehe zum ersten Mal, wie ähnlich sich die beiden eigentlich sind. Sie bekommen beide diesen leeren, unheimlichen Gesichtsausdruck, wenn nicht alles nach Plan läuft. Sie stellen beide unerreichbar hohe Ansprüche an sich selbst. Und sie sind beide viel verletzlicher, als sie zugeben wollen.
»Du brauchst überhaupt nicht mit mir zu reden«, sagt Luke. »Ich gehe nämlich. Und du wirst Becky und mich nicht mehr wiedersehen.«
Ich reiße den Kopf hoch. Meint er das ernst?
»Was redest du denn für einen Unsinn«, sagt Elinor.
»Ich habe den Treuhändern der Elinor Sherman Foundation ein Rücktrittsschreiben zukommen lassen. Es wird also in Zukunft keine Veranlassung mehr dazu geben, dass unsere Wege sich noch einmal kreuzen.«
»Du vergisst die Hochzeit«, stellt Elinor knapp fest.
»Nein, tue ich nicht. Die Hochzeit vergesse ich ganz und gar nicht.« Luke holt tief Luft und sieht mich an. »Becky und ich werden uns ab sofort um alternative Festlichkeiten zu unserer Hochzeit kümmern. Selbstverständlich werde ich sämtliche Ausgaben, die du bisher gehabt haben magst, decken.«
W-Was hat er gesagt? Wie vom Donner gerührt sehe ich Luke an.
Hat er gerade wirklich gesagt, was ich Hat er gerade wirklich...
Habe ich Halluzinationen?
»Luke«, sage ich und versuche, ruhig und beherrscht zu bleiben. »Habe ich das jetzt richtig verstanden... Willst du damit sagen, dass du die Hochzeit im Plaza absagen willst?«
»Ich weiß, dass ich das noch nicht mit dir besprochen habe, Becky.« Luke kommt auf mich zu und nimmt meine Hände. »Ich weiß, dass du diese Hochzeit bereits seit Monaten planst. Und dass es sehr viel verlangt ist, dich zu bitten, das alles aufzugeben. Aber unter den gegebenen Umständen kann ich da einfach nicht mitmachen.«
»Du willst die Hochzeit absagen.« Ich schlucke. »Du weißt, dass du dann eine Strafe zahlen musst?«
»Ist mir egal.«
« Das ist dir... egal?«
Es ist ihm egal.
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
»Nein, das meinte ich doch nicht!«, sagt Luke, als er mein Gesicht sieht. »Natürlich ist es mir nicht egal! Ich meine, wir beide, das ist mir nicht egal. Aber in aller Öffentlichkeit da vorne zu stehen und so zu tun, als wenn ich der liebende Sohn wäre...« Er wirft einen Blick auf Elinor. »Das wäre eine Farce. Das würde die ganze Sache entwürdigen. Kannst du das verstehen?«
»Luke... natürlich verstehe ich das.« Hoffentlich hört man mir meinen Jubel nicht zu sehr an. »Wenn du die Sache absagen willst, kannst du natürlich auf mich zählen.«
Ich fasse es nicht. Ich bin gerettet. Ich bin gerettet!
»Und das meinst du
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