Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
Theatralisches.
    Doch nichts hätte mich auf das hier vorbereiten können.
    Es ist, als würde ich ein anderes Land betreten.
    Ich stehe in einem silbernen, funkelnden Zauberwald. Hoch über mir biegen sich die Äste und Zweige. Aus Erdklumpen sprießen Blumen. Da sind Weinranken, Obst und ein mit silbernen Äpfeln behangener Apfelbaum... ein mit Tautropfen bedecktes Spinnennetz... und das da oben, sind das etwa echte Vögel??
    Buntes Licht besprenkelt die Äste und fällt auf die Stuhlreihen. Zwei Frauen bürsten mechanisch Krümel von jedem gepolsterten Sitz. Ein Mann in Jeans klebt ein Kabel auf den Teppich. Ein Mann auf einem Beleuchtungsgerüst rückt einen silbernen Ast zurecht. Ein Geiger spielt kleine Läufe und Triller, und man hört das dumpfe Geräusch der Kesselpauken, die gestimmt werden.
    Das hier ist wie Backstage bei einer Show im West End.
    Ich drücke mich an der Seite herum und versuche, so viel wie möglich in mich aufzunehmen. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen - und ich schätze, so etwas werde ich auch nie wieder sehen.
    Da betritt Robyn den Raum am anderen Ende und spricht in ihr Headset. Sie lässt den Blick über den Raum schweifen, und ich verkrieche mich ganz in meiner Kapuzenjacke. Schnell verdrücke ich mich aus dem Terrace Room und mache mich auf den Weg zum Aufzug, um mir auch noch den Großen Ballsaal anzusehen.
    Gerade als die Türen sich schließen wollen, betreten zwei ältere Damen in dunklen Röcken und weißen Blusen den Lift.
    »Haben Sie die Torte gesehen?«, sagt die eine. »Dreitausend Dollar Minimum.«
    »Wie heißt die Familie?«
    »Sherman«, antwortet die erste. »Elinor Sherman.«
    »Ach, das ist die Elinor-Sherman-Hochzeit.«
    Die Türen öffnen sich und die beiden verlassen den Aufzug.
    »Bloomwood«, sage ich etwas zu spät. »Ich glaube, die Braut heißt Becky...«
    Ach, die haben ja sowieso nicht zugehört.
    Ich folge ihnen unauffällig in den Ballsaal. Den riesigen, in Gold und Weiß gehaltenen Saal, in dem Luke und ich den Tanz eröffnen werden.
    Oh, Gott. Der ist ja noch größer und goldener und grandioser, als ich ihn in Erinnerung hatte. Zahllose Scheinwerfer werfen kreisrunde Lichtkegel in den Raum und erleuchten die Ränge und Kronleuchter. Auf einmal schalten sie um auf Stroboskop, dann auf rotierende Disco-Lichter, die in den Gesichtern der Kellner tanzen, die letzte Hand an die gedeckten Tische legen. Auf jedem einzelnen der runden Tische steht ein kunstvoller Tafelaufsatz mit einer üppigen, weißen Blumendekoration. Die Decke ist mit Musselin abgehängt worden, unter dem sich endlose bunte Lichterketten wie Perlenketten aneinander reihen. Die Tanzfläche ist riesig und spiegelglatt. Auf der Bühne macht die zehnköpfige Band einen Soundcheck. Leicht benommen sehe ich mich um und entdecke zwei Mitarbeiter aus Antoines Konditorei, wie sie auf Stühlen stehen und die letzten Zuckertulpen auf die zweieinhalb Meter hohe Torte stecken. Wo ich auch gehe und stehe, duftet es nach Blumen, Kerzenwachs und freudiger Spannung.
    »Entschuldigen Sie bitte.« Ich springe zur Seite, als ein Kellner mit einem Servierwagen an mir vorbeiwill.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigt sich eine Frau mit einer Plaza-Plakette am Revers.
    »Ach, ich äh... wollte mich nur ein bisschen umsehen...«, sage ich.
    »Sich ein bisschen umsehen?« Sie kneift misstrauisch die Augen zusammen.
    »Ja! Für den Fall, dass ich... äh... irgendwann mal heiraten will.« Und bevor sie noch etwas sagen kann, mache ich mich auch schon aus dem Staub. Ich habe genug gesehen.
    Ich weiß nicht genau, wie ich von hier zurück zu meiner Suite komme, und der Schuppen ist so groß, dass ich mich garantiert verlaufe, wenn ich es versuche. Also gehe ich lieber erst mal wieder nach unten ins Erdgeschoss. Ich schlendere so unauffällig wie möglich am Palm Court vorbei auf die Aufzüge zu.
    Als ich an einem kleinen Alkoven mit einem Sofa vorbeikomme, bleibe ich stehen. Der Kopf da mit den dunklen Haaren kommt mir doch bekannt vor. Und die Hand, die ein Glas mit etwas hält, das wie Gin Tonic aussieht, auch.
    »Luke?« Er dreht sich um und sieht mich ausdruckslos an - dann fällt mir ein, dass mein Gesicht ja zur Hälfte verschleiert ist. »Ich bin‘s!«, flüstere ich.
    »Becky?«, fragt er ungläubig. »Was machst du denn hier?«
    »Ich wollte mir das alles mal angucken. Wahnsinn, oder?« Ich sehe mich um, für den Fall, dass ich beobachtet werde, und setze mich dann auf den Sessel Luke

Weitere Kostenlose Bücher