Hochzeit zu verschenken
von der anschwellenden Musik getragen. Über mir blinken kleine Lichter. Die Kiefernnadeln unter meinen Füßen fangen an zu duften. Es riecht nach frischer Erde, es erklingt Vogelgezwitscher und das Plätschern eines kleinen Wasserfalls. Mit jedem Schritt, den ich tue, erblühen auf wundersame Weise Blumen am Wegesrand, Blätter entrollen sich, und die Gäste sind nur noch am Staunen. Ganz vorne sehe ich Luke stehen, meinen Märchenprinzen, der auf mich wartet.
Und jetzt endlich fange ich an, mich zu entspannen. Das alles zu genießen.
Mit jedem Schritt fühle ich mich mehr wie eine Primaballerina, die die perfekte Arabeske im Covent Garden tanzt. Oder wie ein Filmstar, der zur Oscarverleihung kommt. Das Orchester spielt, alle sehen mich an, ich trage echten Schmuck im Haar und das schönste Kleid meines Lebens. Ich weiß, dass ich so etwas nie wieder erleben werde. Nie wieder. Ich erreiche das Ende des Mittelgangs, verlangsame meinen Schritt, nehme alles um mich herum tief in mir auf - die Bäume, die Blumen, den wunderbaren Duft. Ich versuche, mir all das für immer ins Gedächtnis zu brennen. Und genieße jede einzelne Sekunde.
Okay, ich gebe es zu.
Elinor hatte Recht. Als ich versuchte, diese Hochzeit zu retten, waren meine Motive nicht rein altruistischer Natur. Ich habe das nicht nur gemacht, um Lukes Beziehung zu seiner Mutter zu retten.
Ich wollte diese Hochzeit für mich. Ich wollte einen Tag lang eine Märchenprinzessin sein.
Als ich auf gleicher Höhe mit Luke bin, reiche ich Erin meinen Brautstrauß. Ich lächele Gary, Lukes neuen Trauzeugen, an und nehme dann Lukes Hand. Er drückt meine Hand ein wenig, was ich meinerseits mit einem Drücken beantworte.
Jetzt tritt Michael hervor, der in einem dunklen, leicht geistlich anmutenden Anzug steckt.
Er lächelt mich kaum merklich verschwörerisch an, atmet dann tief durch und wendet sich an die Gästeschar.
„Liebe Gemeinde. Wir haben uns heute hier versammelt, um die Liebe zwischen zwei Menschen zu bezeugen. Wir sind hier, um dabei zu sein, wie sie sich gegenseitige Liebe versprechen. Und um mit ihnen gemeinsam die Freudüber diese Liebe zu feiern. Gott segnet die Liebenden, und Gott wird ganz sicher auch Luke und Becky segnen, wenn sie heute das Eheversprechen ablegen.
Er wendet sich an mich, und ich höre am Rascheln hinter mir, dass die Leute versuchen, einen möglichst guten Blick zu bekommen.
»Also frage ich dich, Rebecca: Liebst du Luke?«, sagt er. »Willst du ihm treu sein in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit? Willst du ihm dein ganzes Vertrauen schenken, bis dass der Tod euch scheidet?«
»Ja, ich will«, antworte ich mit einem unwillkürlichen Beben in der Stimme.
»Also frage ich dich, Luke: Liebst du Rebecca?«, sagt er. »Willst du ihr treu sein in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit? Willst du ihr dein ganzes Vertrauen schenken, bis dass der Tod euch scheidet?«
»Ja«, antwortet Luke mit fester Stimme. »Ich will.«
»Möge Gott der Vater Luke und Becky segnen und ihnen ein glückliches gemeinsames Leben schenken.« Michael hält inne und sieht sich um, als wolle er sich jede Kritik aus dem Saal verbitten. Ich umfasse ganz feste Lukes Hand. »Mögen Luke und Becky erfahren, wie schön es ist, einander zu verstehen, sich von Tag zu Tag mehr zu lieben und auf ewig Freunde zu sein. Einen Beifall für das glückliche Paar.« Er lächelt Luke an. »Du darfst die Braut jetzt küssen.«
Als Luke sich zu mir beugt, um mich zu küssen, fängt Michael sehr entschlossen an zu klatschen. Man kann merken, dass die Gäste verunsichert zögern... doch dann fallen immer mehr von ihnen in den Beifall ein, bis schließlich der ganze Saal applaudiert.
Gary murmelt Luke etwas ins Ohr, worauf Luke sich verwirrt an mich wendet.
»Was ist mit den Ringen?«
Kein Wort über die Ringe, bitte«, presse ich durch ein festgefrorenes Lächeln hervor.
Mein Herz klopft so heftig, dass mir fast die Luft wegbleibt. Ich warte immer noch darauf, dass gleich irgendjemand aufsteht. Dass irgendjemand sagt: »Moment mal...«
Tut aber keiner. Kein Mensch sagt ein Wort.
Es hat geklappt.
Ich sehe Michael eine Sekunde in die Augen, wende den Blick dann aber schnell wieder ab, bevor es jemandem auffällt. Ich kann mich noch nicht entspannen. Noch nicht.
Der Fotograf kommt auf uns zu, ich hake mich resolut bei Luke unter, und Erin kommt mit meinem Brautstrauß und wischt sich eine Träne aus dem Auge.
»Gott, so
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