Hochzeit zu verschenken
Handy und tippe die Nummer meiner Eltern ein. Als Mum abnimmt, höre ich im Hintergrund die Schlussmusik von Crimewatch und werde sofort ein klein wenig wehmütig. Ich sehe es genau vor mir, wie Mum und Dad bei vorgezogenen Vorhängen im Wohnzimmer sitzen und das künstliche Kaminfeuer Gemütlichkeit verbreitet.
»Mum?«
»Becky!«, ruft meine Mutter. »Wie schön, dass du anrufst! Ich habe versucht, dir die Vorschläge der Cateringfirma für die Speisenfolge durchzufaxen, aber dein Fax funktioniert nicht. Dad fragt, wann du zum letzten Mal eine neue Rolle eingelegt hast.«
»Öm... Weiß ich nicht. Hör mal, Mum -«
»Becky, stell dir vor! Janices Schwägerin kennt jemanden, der bei einer Firma arbeitet, die Luftballons bedruckt! Sie hat gesagt, wenn wir mindestens zweihundert Ballons bestellen, bekommen wir das Gas gratis dazu!«
»Super! Hör mal, Mum, ich habe nämlich zufällig auch gerade über die Hochzeit nachgedacht...«
Wieso bin ich denn plötzlich so nervös?
»Ach, ja? Graham, mach doch mal bitte den Fernseher leiser!“
»Und da ging mir so durch den Kopf... also, es wäre doch vielleicht eine Möglichkeit...« Mir entfährt ein schrilles Lachen.»... dass Luke und ich in Amerika heiraten!«
»Amerika?« Lange Pause. »Was willst du damit sagen, in Amerika?«
»Das war nur so ein Gedanke! Du weißt schon, schließlich leben Luke und ich ja jetzt schon eine Weile hier...«
»Ihr lebt seit einem Jahr da, Becky!« Mum klingt regelrecht schockiert. »Dein Zuhause ist hier!«
»Na ja... ja... aber ich dachte halt...«
Irgendwie hatte ich wohl gehofft, dass meine Mutter »Super Idee!« rufen und es mir schön leicht machen würde.
»Wie sollen wir denn eine Hochzeit in Amerika organisieren?«
»Weiß ich nicht.« Ich schlucke. »Wir könnten ja vielleicht in einem... großen Hotel heiraten.«
»In einem Hotel?« Mum klingt, als wenn ich jetzt völlig übergeschnappt wäre.
»Und vielleicht würde Elinor dann auch ein bisschen helfen...«, kämpfe ich mich mühsam weiter durch die Thematik. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auch einen Beitrag leisten würde... du weißt schon, wenn es dann etwas teurer würde...«
Ich höre, wie Mum am anderen Ende der Leitung sehr tief Luft holt, und zucke innerlich zusammen. Mist. Ich hätte Elinor besser nicht erwähnen sollen.
»Wie schön. Wir legen aber keinen Wert auf ihren Beitrag, danke. Wir schaffen das auch sehr gut ohne sie. Stammt die Idee mit dem Hotel etwa von Elinor? Die glaubt wohl, wir seien nicht in der Lage, eine schöne Hochzeit auf die Beine zu stellen?«
»Nein!«, beeile ich mich zu sagen. »Es ist nur... ach, nichts. Ich dachte bloß...«
»Dad sagt, wenn sie so scharf auf Hotels ist, darf sie gerne in einem übernachten, wenn sie kommt. Dann müssen wir sie nicht beherbergen.«
Oh, Gott. Ich mache alles nur noch schlimmer.
»Mum... vergiss es. War eine blöde Idee.« Ich wische mir über die Stirn. »Wie läuft denn die Planung so?«
Wir quatschen noch ein paar Minuten, und ich erfahre alles über den netten Herrn von der Festzeltfirma, seinen akzeptablen Kostenvoranschlag und darüber, dass sein Sohn mit meinem Cousin Alex zur Schule gegangen ist - ist die Welt nicht klein? Gegen Ende unseres Gesprächs klingt meine Mutter wieder ganz wie am Anfang und hat anscheinend jegliche Erwähnung von Hotels in Amerika vergessen.
Ich verabschiede mich, lege auf und atme tief durch. Gut. Na, dann wäre das ja entschieden. Dann kann ich jetzt auch genau so gut gleich bei Elinor anrufen und ihr Bescheid sagen. Wozu noch länger warten?
Ich tippe die ersten beiden Ziffern in mein Handy und breche dann ab.
Andererseits - muss ich mich jetzt wirklich sofort Hals über Kopf entscheiden?
Ich meine, man kann ja nie wissen. Vielleicht reden Mum und Dad heute Abend noch einmal in Ruhe darüber und überlegen es sich doch noch anders. Vielleicht kommen sie nach New York, um sich das Hotel anzusehen. Und wenn sie das Plaza dann erst mal in natura sähen... wenn sie sähen, wie wunderwunderschön alles werden könnte... wie luxuriös ... wie glanzvoll...
Oh, Gott. Es fällt mir doch ziemlich schwer, mich von all dem zu verabschieden. Ich warte noch ein bisschen.
Als ich nach Hause komme, sitzt Luke mit einem Haufen Papiere und gerunzelter Stirn am Tisch im Wohnzimmer.
»Du bist aber früh zu Hause!«,, freue ich mich.
»Ich musste noch ein paar Unterlagen durchgehen«, sagt Luke. »Ich dachte, hier hätte ich vielleicht die nötige Ruhe
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