Hochzeit zu verschenken
Aufzug.
»Die Nacht vor der Hochzeit möchten Sie womöglich in einer unserer Suiten verbringen und sich in unserem hoteleigenen Spa verwöhnen lassen«, frohlockt er, während wir nach oben fahren. »Und am Tag der Hochzeit können Sie dann Ihre persönlichen Haar- und Make-up-Spezialisten hier empfangen.« Er lächelt. »Aber daran haben Sie ja sicher selbst schon gedacht.«
»Ich... äh...« Ich muss an Janice und ihre Strahlende Frühlingsbraut denken. »Ja, gewissermaßen...«
»Den Gästen werden gleich nach der Trauung Cocktails gereicht«, erklärt Robyn, als wir aus dem Aufzug aussteigen. »Das hier ist dann der Baroque Room, in dem die Horsd‘oeuvres serviert werden, bevor die Gesellschaft im Großen Ballsaal weiterfeiert. Ich nehme an, Sie haben bisher noch keine konkreten Vorstellungen, was als Horsd‘oeuvres angeboten werden könnte.«
»Na ja... äh... wissen Sie...« Ich bin kurz davor zu sagen, dass Cocktailwürstchen eigentlich immer gut ankommen.
»Zum Beispiel«, spricht sie weiter, »könnte man eine Kaviar-Bar aufbauen, eine Austern-Bar, einen mediterranen Meze-Tisch, Sushi vielleicht...«
»Okay«, schlucke ich. »Das... hört sich gut an.«
»Und der Raum an sich kann natürlich ganz Ihren Themenvorstellungen entsprechend gestaltet werden.« Sie macht eine ausladende Handbewegung durch den ganzen Raum. »Wir könnten einen venezianischen Karneval daraus machen, einen japanischen Garten, einen mittelalterlichen Rittersaal... Nur Ihre eigene Fantasie setzt den Möglichkeiten Grenzen!«
»Und dann geht es weiter in den Großen Ballsaal zum eigentlichen Empfang!«, meldet Mr. Ferguson sich fröhlich zu Wort. Schwungvoll öffnet er eine weitere Doppeltür und... oh, mein Gott. Dieser Raum ist der spektakulärste von allen. Er ist ganz in Weiß und Gold gehalten, hat hohe Decken und Theaterlogen, und rund um die weitläufige, polierte Tanzfläche stehen edle Tische.
»Hier werden Sie und Luke den Tanz eröffnen«, seufzt Robyn glücklich. »Ich sage immer, das ist der Moment, den ich am meisten liebe. Der erste Tanz.«
Ich blicke auf den glänzenden Boden und habe plötzlich eine Vision von mir und Luke, wie wir bei Kerzenlicht über die Tanzfläche wirbeln und von Hunderten von Augenpaaren bestaunt werden.
Und sieben Harfen.
Und die New Yorker Philharmoniker.
Und Kaviar... und Austern... und Cocktails...
»Ist Ihnen nicht gut, Rebecca?«, erkundigt Mr. Ferguson sich besorgt, als er mein Gesicht sieht.
»Ich glaube, sie ist ein wenig überwältigt«, lacht Robyn. »So viele neue Eindrücke auf einmal, das ist ein ganz schöner Happen.«
»Also... ja. Wahrscheinlich.«
Ich atme tief durch und wende mich einen Moment ab. Okay, jetzt mal schön auf dem Teppich bleiben. Das hier mag ja alles wahnsinnig schick und aufregend sein, aber ich werde mich nicht davon einlullen lassen! Ich habe beschlossen, in England zu heiraten - und genau das werde ich auch tun. Basta.
Obwohl... Das muss man sich doch nur mal ansehen!
»Kommen Sie, setzen Sie sich«, sagt Robyn und klopft auf die Sitzfläche eines mit Blattgold überzogenen Stuhls neben sich. »Ich weiß, dass die ganze Sache für Sie persönlich noch relativ weit weg ist. Aber für uns, die wir alles organisieren sollen, wird die Zeit im Grunde jetzt schon knapp... Darum wollte ich ganz gern mit Ihnen über Ihre ganz generellen Vorstellungen von der Hochzeit sprechen. Wovon träumen Sie? Was ist für Sie der Inbegriff der Romantik? Viele meiner Klienten sagen Scarlett und Rhett oder Fred und Ginger ...« Sie sieht mich aus blitzenden Augen an und hält den Stift schreibbereit über dem Papier.
Jetzt sind wir wohl weit genug gegangen. Ich muss der Frau jetzt sagen, dass ich nicht hier heiraten werde. Ich muss ihr sagen, dass sie diese Traumhochzeit im Plaza vergessen kann. Nun komm schon, Becky. Komm zurück auf den Teppich. Wach auf!
»Ich...«
»Ja?«
»Ich war immer total angetan von dem Schluss von Dornröschen, wo die beiden zusammen tanzen«, höre ich mich sagen.
»Das Ballett«, merkt Elinor erfreut an.
»Nein, eigentlich... meine ich den Disney-Film.«
»Oh!« Robyn sieht vorübergehend verwirrt aus. »Den muss ich mir dann wohl noch mal ansehen! Nun ja... Das wird sicher auch sehr einfallsreich...«
Sie notiert sich etwas in ihr Buch, und ich beiße mir auf die Lippe.
Ich muss dem hier Einhalt gebieten. Komm schon. Sag was!
Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund bleibt mein Mund zu. Ich sehe mich um - sehe die
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