HOCHZEITSGLOCKEN AUF MALLORCA
Zeilen:
Dein Slip ist im Trockner. Geh nicht, ohne zu frühstücken. Kaffee, Obst, Cornflakes etc. sind in den Schränken und im Kühlschrank. Melde mich heute Nachmittag wegen Besuch bei Beatrice.
Ihr Slip war im Trockner! Wie häuslich, wie autoritär â wie Marcus. Und gleichzeitig, wie schön zu wissen, dass er sauber war. Lucy gab ohne weiteres zu, dass sie fast zu reinlich und ordentlich war.
Mochte die Einrichtung des Hauses auch ein bisschen altmodisch sein, das Gästebad war mit allem ausgestattet, was ein weiblicher Ãbernachtungsgast ohne Kulturtasche brauchte. Lucy lächelte anerkennend, als sie Duschlotion, Shampoo, Zahnbürste, Zahnpasta, einen Kamm, einen kleinen, ungeöffneten Tiegel Gesichtscreme und ein Deodorant entdeckte.
Zum Glück war ihr Haar von Natur aus glatt, so dass sie es nur unter der Dusche waschen und in Form kämmen musste. Bis sie im Büro ankam, wäre es trocken. Noch besser war, dass sie von hier aus direkt hingehen und sich dort umziehen konnte. Denn für alle Fälle hatte sie in der Agentur mehrere Sachen zum Wechseln.
Ihr Kopf schmerzte. Angst vor dem, was Marcus ihr wegen der vergangenen Nacht sagen würde, und Koffeinmangel, dachte Lucy, als sie in ihrem Seidenchiffonkleid nach unten ging.
Nachdem sie ihren Slip aus dem Wäscheraum geholt und schnell angezogen hatte â ganz gleich, wie schick es angeblich war, sie fühlte sich ohne einfach nicht wohl â, ging sie in die Küche, die natürlich tadellos sauber und aufgeräumt war.
Zehn Minuten später hatte sie alle Schränke durchsucht und nur koffeinfreien Kaffee gefunden. Offensichtlich stellte Marcus sich unter einem anständigen Frühstück etwas völlig anderes vor als sie. Koffeinfreier Kaffee. Naserümpfend machte sich Lucy eine Tasse und aà lustlos eine Banane.
Nicht nur der fehlende Koffeinschuss verursachte ihr ein flaues Gefühl in der Magengegend, sondern auch die Tatsache, dass sie in der vergangenen Nacht Marcus verführt hatte. SchlieÃlich hatte sie sich ihm an den Hals geworfen. Doch ihr Gesicht brannte nicht allein aus Verlegenheit. Sie hatte zwar Schuldgefühle, schämte und fürchtete sich davor, Marcus gegenüberzutreten, aber gleichzeitig durchlebte sie noch einmal voller Wonne jede einzelne intime Liebkosung und jeden Kuss. So guten Sex wie mit Marcus hatte sie noch nie gehabt, auÃer in ihren wollüstigen Fantasievorstellungen.
Und meine Liebe zu ihm?, fragte sich Lucy traurig, als sie das Haus verlieà und sich auf den kurzen Weg zu ihrem Büro in der Sloane Street machte. Sie liebte Marcus und wünschte sich so sehr, dass er ihre Liebe erwiderte. Doch ihr Verstand sagte ihr, dass das schlicht unmöglich war, und warnte sie vor dem Kummer und der Demütigung, die sie herausforderte.
Hin und her gerissen zwischen all diesen Emotionen, war es kein Wunder, dass sie hämmernde Kopfschmerzen hatte. Schnell ging Lucy in den Coffee-Shop, um sich ihren Koffeinschuss zu holen. Zu ihrer Erleichterung war sie die einzige Kundin.
âWie immer?â, fragte die junge Frau hinter dem Tresen fröhlich.
âBitte, Sarah â nein, machen Sie zwei draus. Und zwei Brownies.â
Sarah grinste sie an. âKoffein und Kohlenhydrate? Das muss ja eine tolle Nacht gewesen sein.â
âDie beste, zumindest das, woran ich mich erinnern kann.â Lucy lachte und verdrehte die Augen. Aber nur der erste Teil ihrer gespielt unbeschwerten Antwort war die Wahrheit. Es war tatsächlich die beste Nacht ihres Lebens gewesen. Und sie wird es wahrscheinlich bleiben, dachte sie bekümmert, als sie mit ihren beiden Espressos und den Brownies zurück in den Vormittagssonnenschein ging.
Unter Garantie wollte Marcus keine Wiederholung, und jetzt, da ihre Fantasievorstellungen wahr geworden waren, würde sie niemals einen anderen Mann lieben können und niemals mit einem anderen Sex haben wollen.
Wie traurig, sich das eingestehen zu müssen. Lucy betrat das Gebäude, in dem ihre Büros lagen, und lächelte dem Portier Harry zu.
Früher hatte in den Räumen reges Leben geherrscht: ständig klingelnde Telefone, Kunden, die einen Besuch machten, das Gelächter ihrer beiden besten Freundinnen und Mitarbeiterinnen. Jetzt war es in der Agentur leer und still. Mit ihrem Kaffee und den Schokoladenkuchen balancierend, schloss Lucy mit dem Fuà die Tür und versuchte, nicht daran zu
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