Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Hochzeitsempfang abgesehen, auch zu einer Abendgesellschaft geladen, deshalb hatte Hal beschlossen, dass sie erst am nächsten Morgen aufbrechen sollten. Als Jo sich am Abend zum Umkleiden in ihr Zimmer zurückzog, begleitete ihre Mutter sie, um ihr zur Hand zu gehen.
„Geht es dir gut, mein Kind?“, fragte Mrs. Horne besorgt. „Die Verletzung stört nicht zu sehr?“
„Nein, Mama, kaum noch. Glaub mir, es sah schlimmer aus, als es ist. Papas Kreuz hat mich beschützt, denn es wäre wohl anders ausgegangen, wenn ich es nicht unter dem Kleid getragen hätte. Leider ist es nun beschädigt, doch ich werde es trotzdem in Ehren halten.“
„Ach, mein liebes Mädchen“, sagte Mrs. Horne, Tränen in den Augen, „ich bin dir dankbar, dass du die Sache nicht aufgebauscht hast. Ich dachte schon, Lucy würde hysterisch werden, doch als du so ruhig bliebst, folgte sie deinem Beispiel.“
„Diese schreckliche Sache sollte ihr keine Albträume machen, Mama. Und nun ist ja wirklich alles vorbei.“
„Sie möchte dir, bevor das Fest endet, noch Gute Nacht sagen. Magst du sie in ihr Zimmer begleiten, ehe du dich zurückziehst?“
„Natürlich, Mama“, versprach Jo. „Und nun gehen wir besser wieder hinunter.“
Heute endlich konnte Jo mit ihrem Hal tanzen, sooft sie mochte, und während sie in seinen Armen durch den Ballsaal schwebte, war es ihr manchmal, als ob sie träumte. Vor einiger Zeit noch hatte sie nicht einmal zu hoffen gewagt, und nun war sie mit ihm entgegen allen Erwartungen und all den widrigen Umständen zum Trotz wahr- und wahrhaftig verheiratet.
Kurz nach zehn Uhr begleitete Jo ihre kleine Schwester zu ihrem Schlafzimmer, drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange und wünschte ihr eine gute Nacht.
„Fehlt dir wirklich nichts?“, fragte Lucy besorgt.
„Bestimmt nicht, Schwesterchen, es war nur ein Kratzer und tut überhaupt nicht mehr weh. Schlaf nun schön. Morgen, ehe Hal und ich abreisen, sehen wir uns ja noch.“
„Gut, dass du Hal geheiratet hast. Ich mag ihn“, erklärte Lucy. „Dank ihm noch einmal für die Perlenkette, die er mir geschenkt hat. Als ich mich bedankte, hat er nur auf seine typische Art gelächelt.“
„Das will ich tun, Lucy, und nun schlaf gut“, sagte Jo liebevoll, ehe sie wieder in den Ballsaal zurückkehrte, um sich von den wenigen Gästen zu verabschieden, die sich noch nicht zurückgezogen hatten.
„Du bist eine sehr tapfere junge Dame“, lobte Lord Beverley, als sie ihm gute Nacht sagte. „Ich bin stolz darauf, wie du heute Haltung bewahrt hast, und fühle mich geehrt, dich zur Schwiegertochter zu haben.“
„Danke, Sir“, entgegnete Jo, ein schalkhaftes Funkeln in den Augen, „auch Sie waren sehr tapfer – und sehr kräftig.“
„Hast mich durchschaut, was? Na, in der Lage blieb mir wohl nichts anderes übrig. Wir werden gut miteinander zurechtkommen, meine Liebe.“
Jo lächelte schelmisch, dann ging sie zu Hal und flüsterte ihm zu, dass sie sich nun zurückziehen werde.
In der Suite, die Hal und sie von nun an bewohnen würden, wenn sie in Beverley House weilten, wartete schon die Zofe, um ihr beim Entkleiden zu helfen, doch Jo schickte sie fort, sobald sie ihre Robe abgelegt hatte.
Im Nachtgewand setzte sie sich vor den Frisiertisch und bürstete gedankenverloren ihr Haar.
Hal ließ sie nicht lange warten. Bald klopfte es leise an der Tür, und er trat ein, blieb stehen und ließ seine Blicke voller Begehren auf ihr ruhen, ehe er näher kam.
„Wie sehr ich dich liebe, mein Herz“, sagte er ehrfürchtig. „Du fühlst dich wohl … dir tut nichts weh?“ Er schob den dünnen Stoff ihres Nachtgewandes beiseite und untersuchte das rote Mal, das der Dolch hinterlassen hatte. „Mein armer Schatz …“
„Ich spüre es kaum noch“, flüsterte sie, während sie näher zu ihm rückte und ihm die Lippen zum Kuss entgegenhob. „Ach, Liebster, so lange habe ich auf diesen Moment gewartet … so lange schon sehne ich mich danach, dein zu sein.“
Und dann lag sie in seinen Armen, und er hob sie auf und trug sie zum Bett. Sanft legte er sie nieder, und sie genoss das beseligende Gefühl, ihn neben sich zu spüren, seine Küsse zu empfangen und zu erwidern, seine Hände zu fühlen, als er die süßen Geheimnisse ihres Körpers erforschte. Sanft und geduldig und voller Zärtlichkeit weihte er sie in die Freuden der Liebe ein, bis die Wellen der Leidenschaft sie davontrugen und sie sich ihm freudig ergab, kaum, dass sie den leichten
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