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Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Titel: Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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Nicht lange darauf hatte er ihr einen Heiratsantrag gemacht. Und Lan – was so viel heißt wie Orchidee – hatte den Antrag glücklich angenommen. Zwei Jahre hatten die beiden in einer kleinen Wohnung in der Passauer Altstadt gelebt.
    »Es war die schönste Zeit meines Lebens«, schwärmte er mit sehnsuchtsvollem Blick.
    Willy hatte sich zu dieser Zeit mit einem Job als Kellner durchgeschlagen, damit Lan weiter studieren konnte. Doch dann kam eines Tages die Nachricht, dass Lans Mutter schwer krank war. Lan reiste nach Hause. Danach hatte Willy nie mehr etwas von ihr gehört. Er hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zu finden. Doch Lan war und blieb verschwunden. Während er erzählte, hatte ich Mühe, meine Tränen zurückzuhalten. Das war eine traurige Geschichte. Wie konnte eine Frau nur so gemein sein und ihren Mann einfach im Stich lassen? Oder war ihr vielleicht etwas passiert?
    »Denkst du, dass … dass sie …« Ich konnte die Frage nicht stellen.
    »Nein. Ich glaube nicht, dass sie gestorben ist. Das würde ich fühlen.« Unbewusst legte er bei diesen Worten seine Hand an sein Herz. »Ich bin mir sicher, dass Lan noch lebt.«
    »Das tut mir sehr leid, Willy. Aber du könntest doch bestimmt die Ehe annullieren lassen, um mit einer anderen Frau glücklich zu werden«, meinte ich mitfühlend. Ich merkte, dass der Alkohol mich noch rührseliger machte, als ich es ohnehin war.
    Willy schüttelte den Kopf. »Das werde ich auf keinen Fall tun. Eines Tages wird sie sich melden und mir sagen, warum sie verschwunden ist. Und bis dahin, naja, muss ich ja nicht als Mönch leben … So, und jetzt will ich nicht mehr davon reden«, sagte er so bestimmt, dass ich mir weitere Fragen verkniff.
    Wir schwiegen beide. Ich starrte abwesend auf die kleine Himbeere auf meinem Löffel und zog ein Resümee des vergangenen Tages: Ich hatte heute meinen ersten Heiratsantrag bekommen und meinen ersten Heiratsantrag gemacht. Beide mit negativem Ergebnis. Das bedeutete eine Erfolgsquote von null Prozent. Aus heiratsantragstechnischer Sicht konnte es nicht schlimmer werden. Was ja schon wieder positiv war.
    Ich schob die Himbeere in meinen Mund und schenkte mir ein weiteres Glas ein, verzichtete aber jetzt auf die Früchte, die es in sich hatten. Willy war bereits nach dem ersten Glas auf Bier umgestiegen und holte sich eine neue Flasche.
    »Ich verstehe nicht, warum du einen alten Mann wie mich fragst, ob er dich heiratet«, sagte er plötzlich und kratzte sich an seinem grau durchzogenen Bart.
    »Naja. Du kennst doch meine Lage. Kein Hochzeiter in Sicht … Und außerdem … ich … ich kann das nicht«, sagte ich mit etwas schwerer Zunge.
    »Was kannst du nicht?«
    »Männer ansprechen. Flirten. Mit einem anbandeln. Und all so was«, rutschte es mir heraus.
    Ich war da wirklich nicht sonderlich erfahren. Und ich war nicht nur schlecht darin, selbst die Initiative zu ergreifen. Ich stellte mich fast genauso ungeschickt an, wenn ein Mann auf mich zukam. Daniela hatte mal zu mir gesagt, dass ich wohl erst dann merken würde, dass ein Mann mit mir flirtete, wenn über ihm eine große Leuchtschrift mit den Worten Achtung, ich flirte mit dir! erscheinen würde.
    »Einer attraktiven Frau wie dir sollten eigentlich die Verehrer nur so hinterherrennen«, riss Willy mich aus meinen Gedanken.
    Ach, das hatte er nett gesagt! Vielleicht sah ich ja doch hübscher aus, als ich mich fühlte? Und: Ja, er hatte recht! Sie sollten mir wirklich hinterherrennen, dachte ich trotzig. Nur, wo waren die Männer, wenn man sie dringend zu einem Marathonlauf der besonderen Art brauchte?
    »Ich glaube, du gehst das alles völlig falsch an, Hannerl. Mach dir doch eine Gaudi aus deinem Heiratsvorhaben.«
    »Eine Gaudi? Willy, ich muss heiraten. Das ist doch nicht spaßig!«, warf ich ein.
    »Du siehst das alles nur vom Geschäftlichen her. Das ist total negativ und bringt dich nicht weiter. Es gibt tolle Männer da draußen. Und sicher ist einer dabei, der dir gefällt oder den du sogar gerne heiraten möchtest.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte ich unsicher.
    Nach meinen nicht unbedingt berauschenden Erfahrungen in puncto Männer, und vor allem mit Simon, hatte ich so meine Zweifel, ob ich je den Richtigen finden würde. Trotzdem hatte der Gedanke, dass irgendwo ein passender Mann herumlief, der mir gefiel und dem ich gefiel, etwas Tröstliches.
    »Wie lange bist du denn schon Single?«, fragte er neugierig.
    »Ach, schon ziemlich lange. Drei oder vier

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