Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
besser abwarten, bis er sich selber meldete? Ich entschied mich, nicht noch einmal anzurufen, und musste auch nicht lange warten. Ein paar Minuten später klingelte das Handy.
»Hallo?«, meldete ich mich sicherheitshalber ganz unverbindlich.
»Bea? Haben Sie vorhin schon mal angerufen?«, fragte ein nervös klingender Frank Cornelius.
»Ja.« Seine Frage bedeutete, dass er vorhin nicht selbst am Apparat gewesen war.
»Hmm … Dann ist Bettina drangegangen. Haben Sie irgendwas gesagt?«
»Nein. Nur ›Hallo‹ und ›Hier ist Bea‹, dann wurde auch schon aufgelegt.«
»Okay … Wir müssen uns dringend unterhalten. Am besten heute.«
»Heute ist gut. Vielleicht in einer Stunde in der Himbeere?«
»Gut. Bis dann.«
Ich legte auf. Der Tonfall seiner Stimme hatte mir überhaupt nicht gefallen. Hoffentlich verlor ich diesen Auftrag nicht.
Hastig nutzten wir die Zeit bis zum Treffen, um noch zwei weitere Geschenkvorschläge aus dem Hut zu zaubern: eine kleine Karibikinsel samt Bungalow, die allerdings das Budget ein wenig überstieg, und eine weitgehend gut erhaltene Burg in Südtirol. Beides war nicht sonderlich originell, aber vielleicht hatten wir Glück und trafen seinen Geschmack.
»Die Vorschläge sind in Ordnung, aber noch immer nicht das, was ich mir vorstelle.« Seine Stimme klar vorwurfsvoll, und ich konnte es ihm nicht verdenken. Jetzt musste ich alles auf eine Karte setzen.
»Ich habe noch eine Idee im Kopf. Aber ich muss mir dafür erst nochmal ein genaueres Bild von Ihrer Frau machen. Ich muss sie sehen.«
»Welche Idee?«, fragte er nach.
Tja. Welche Idee? Wenn ich das nur wüsste. Aber ich musste ihm jetzt glaubhaft machen, dass ich einer Sache auf der Spur war. Nur so konnte ich noch Zeit herausschinden. Eine innere Stimme sagte mir, dass ich sie kennenlernen musste, um herauszufinden, womit ihr Mann ihr wirklich eine Freude machen konnte. Diese Ahnung gab mir eine gewisse Sicherheit. Außerdem hatte ich als Bea noch nie versagt. Und würde es auch in diesem Fall nicht tun. Ich setzte mich noch etwas gerader hin.
»Das kann ich noch nicht sagen. Aber ich verspreche Ihnen, dass ich alles tun werde, damit Ihre Frau das Geburtstagsgeschenk nie vergessen wird.«
Er schaute mich durch die Sonnenbrille eine Weile an. Ich hielt seinem Blick stand. Dann nickte er.
»Am besten gehen Sie ins Fitness-Studio. Dort ist sie regelmäßig zweimal in der Woche. Am Montagnachmittag und am Donnerstagabend. Da fallen Sie am wenigsten auf.«
»Gut.« Ich stand auf. »Dann werde ich am Montag dort sein. Und machen Sie sich keine Gedanken. Sie weiß nicht, wer ich bin, und wird es auch nie erfahren.«
Kapitel 37
Ich war früh aufgestanden, um einen längst fälligen gründlichen Hausputz zu machen. Pauline half mir widerwillig dabei. Um für die nötige Motivation zu sorgen, legte ich laute Musik auf. Den Staubwedel zu den Klängen von Gossip oder den Ärzten zu schwingen machte beinahe Spaß.
Ich dachte über den kommenden Abend nach. Marco und ich würden in Passau ausgehen. Er schien sich wirklich sehr darauf zu freuen. Seit unserer Begegnung hatte er täglich E-Mails geschickt und mir kleine Geschichten von seinen Schweinen, Eltern und Geschwistern – in genau dieser Reihenfolge – erzählt. Während ich seine E-Mails las, stellte ich überrascht fest, dass er sich schriftlich viel besser ausdrücken konnte als mündlich. Es war sogar richtig unterhaltsam, seine Nachrichten zu lesen.
Am Nachmittag blitzte und blinkte das Haus, und ich war zufrieden. Ein aufwändiger Hausputz kostete mich zwar zuerst immer große Überwindung, aber nach getaner Arbeit fühlte ich mich wunderbar.
Danach lag ich gemütlich in der Badewanne und dachte über die Hochzeit selbst nach. Zum ersten Mal. Es würde eine einfache Zeremonie auf dem Standesamt sein. Hinterher könnten wir in Passau essen gehen und dann … Dann stand die Hochzeitsnacht an. Besser, ich dachte darüber jetzt nicht nach. Himmel! Es war alles so verzwickt. Sollte ich es Marco vorher doch noch sagen oder gleich nach der Trauung? Oder ein paar Wochen warten und dann einen Streit provozieren, der zu einer Trennung führte? Irgendwie gefiel mir keine dieser Varianten.
Vielleicht würde ich heute Abend eine Antwort finden, nachdem er meinen Heiratsantrag angenommen hatte. Ich zweifelte nicht daran, dass er ihn annehmen würde. Mir war klar, dass ich nicht seine große Liebe war. Aber ich hatte den Eindruck, dass er unbedingt raus wollte aus seinem
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