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Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Titel: Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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Elternhaus, um auf eigenen Beinen zu stehen. Ich servierte ihm quasi einen Top-Bauernhof auf dem Silbertablett. Womöglich sah er sogar eine Chance, hier in Zukunft ebenfalls seine geliebten Ferkel großzuziehen. Das war zumindest meine Theorie. Ob sie stimmte, würde ich heute Abend herausfinden.
    Was würde ich auf der Hochzeit überhaupt tragen? Ein richtiges Hochzeitskleid wäre wohl eher eine Farce. Hm … Trotz allem wollte ich eine schöne Braut sein, wenn ich schon mal heiratete. Plötzlich kam mir ein Gedanke.
    Ich stieg aus der Wanne, trocknete mich ab, wickelte ein Handtuch um meine nassen Haare und schlüpfte in einen Bademantel.
    Kurz darauf war ich auf dem Dachboden und öffnete den uralten Kleiderschrank, der im hintersten Eck des riesigen Raumes stand. Darin hatten Tante Luise und ich nach dem Tod von Oma einige besondere Kleidungsstücke verstaut.
    Geschützt in durchsichtigen Plastikhüllen hingen hier außerdem einige alte Anzüge meines Großvaters und vermutlich sogar meines Urgroßvaters und einige weitere auf altmodische Art sehr schöne Gewänder. Und – trara – die Hochzeitskleider der Gruber-Frauen! Sorgsam holte ich die Kleider samt ihren Hüllen heraus und nahm sie mit nach unten in mein Zimmer.
    »Was hast du denn da?«, fragte Pauline neugierig und schleckte an einem Schokoladeneis. »Sind das Brautkleider?«
    Ich nickte lächelnd. »Ja!«
    »Coool.«
    »Fass bitte nichts an mit deinen Schokoladenhänden!«
    »Ich bin doch kein Kindergartenkind mehr«, maulte Pauline.
    Ich holte meine schönste weiße Spitzenunterwäsche aus der Wäscheschublade und zog sie an. Wenn ich schon in diese Kleider schlüpfte, dann musste auch das Darunter stimmen.
    Dann befreite ich das erste Kleid aus der Hülle. Ich kannte es von Fotos. Es war das Hochzeitskleid meiner Mutter. Vorsichtig schlüpfte ich hinein. Es war ein richtiges Prinzessinnenkleid aus Satin mit viel Schnickschnack und Rüschen. Der Duft eines blumigen Parfüms setzte sich nur schwach gegen den modrigen Geruch durch, den das Kleid im Laufe der Jahre auf dem Dachboden angenommen hatte.
    »Machst du mal zu?«, bat ich Pauline, die inzwischen mit ihrem Eis fertig war. Sie wischte sich die Finger an ihrer Jeans ab und zog den Reißverschluss an meinem Rücken hoch. Es passte. Und zwar wie angegossen – es war mir sogar ein kleines bisserl zu weit. Ich konnte es kaum fassen. Denn seit ich mich erinnern konnte – und das war immerhin schon eine ganze Weile –, war meine Mutter immer sehr schlank gewesen. Sie trieb regelmäßig Sport und achtete akribisch auf ihr Gewicht.
    Irgendwie freute es mich, dass sie auch einmal meine Figur gehabt hatte. Denn oft genug hatte ich mir wenig schmeichelhafte Bemerkungen zu meinen überflüssigen Pfunden von ihr anhören müssen.
    »Willst du das zur Hochzeit anziehen?«, fragte Pauline mit leichtem Entsetzen in der Stimme. »Das ist ja grääässlich …«
    Ich schmunzelte. Für den heutigen Geschmack war es das wohl. Ich schaute in den Spiegel. Es war ein seltsamer Anblick, mich mit einem Handtuch um den Kopf gewickelt in einem Hochzeitskleid zu sehen. In dem Kleid meiner Mutter.
    Plötzlich war mir mein Vater ganz nah. Er hatte dieses Kleid damals berührt, als er meine Mutter zum Traualtar geführt hatte, als er sie umarmt, als er mit ihr getanzt hatte. Und vielleicht hatte er es meiner Mutter in der Hochzeitsnacht auch eigenhändig ausgezogen. Vorsichtig strich ich über den glatten Satinstoff. Es war das Kleid der Liebe meiner Eltern. Und das sollte es auch bleiben.
    »Bitte mach es wieder auf«, sagte ich heiser und mit brennenden Augen.
    »Gott sei Dank, ich dachte schon, du willst es wirklich anziehen.«
    Ich schlüpfte aus dem Kleid und verpackte es wieder sorgsam. Ich schaffte es plötzlich nicht mehr, auch in das Brautkleid meiner Oma zu schlüpfen, und brachte beide wieder zurück auf den Dachboden.
    Vor lauter Hochzeitskleidern hatte ich völlig die Zeit vergessen. Ich schaute auf die Uhr und erschrak. In einer halben Stunde würde Marco kommen, und ich rannte immer noch im Bademantel und mit feuchten Haaren herum.
    Rasch flitzte ich ins Bad und föhnte meine Haare. Sie waren noch nicht mal zur Hälfte trocken, da klopfte Pauline an der Tür. Ich schaltete den Föhn ab.
    »Ja?«
    »Da ist jemand für dich!«
    »Marco?«
    »Wenn Marco der schönste Mann ist, den ich außer Robert Pattinson je gesehen habe, dann ja.«
    Er war schon wieder zu früh gekommen. Ob das ein generelles Problem von

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