Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
etwas seltsam vorkommt.«
»Aber du kannst ja auch nichts dagegen tun«, meinte ich, »außerdem ist es meine Sache und nicht deine«, setzte ich hinzu, weil ich jetzt nicht mehr darüber reden wollte und weil mich seine Fürsorge plötzlich fast erdrückte.
»Es ist nicht nur deine Sache, Hanna. Schließlich geht mich der Hof genauso viel an wie dich!«, sagte er in sehr energischem Ton.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ach? Du bist dir ja ganz schön sicher, dass du das Erbe bekommst!«
»Ziemlich.« Er grinste plötzlich.
Dieses Gespräch hatten wir schon geführt, und ich wollte es nicht schon wieder tun. Heute ließ ich mich nicht mehr von ihm provozieren, dazu fehlte mir jetzt die Kraft.
»Wir werden es am Ende ja sehen«, sagte ich einfach.
Ich ließ ihn stehen und ging hinein ins Badezimmer, um mein verheultes Gesicht wieder zur restaurieren. Schließlich würde ich bald Besuch bekommen.
Als ich in die Küche kam, war er immer noch da.
»Musst du nicht irgendwas arbeiten?«, fragte ich, während ich Geschirr aus dem Schrank holte und es auf ein Tablett stellte.
»Gleich …«
Ich öffnete eine Kuchenhaube und schnitt den saftigen Nusskuchen mit Schokoüberzug an, den ich nach Tante Luises Rezept gemacht, aber ein bisserl abgewandelt hatte.
»Sag mal, wieso hast du dich eigentlich so aufgebrezelt?«, fragte Max plötzlich.
Ach! Das fiel ihm aber früh auf! Er war seit fast einer Stunde bei mir und hatte wohl gerade erst bemerkt, dass ich heute einen Jeansrock und ein blau-weiß gestreiftes T-Shirt trug, das ich mir von Pauline ausgeliehen hatte. Darüber eine rote Bluse und eine modische lange Kette. Außerdem war ich nach der Heulattacke wieder frisch geschminkt und trug meine Haare offen.
»Ich bekomme Besuch.«
»Dieser Alex?«, blaffte Max.
Schön wär’s. »Nein. Nicht dieser Alex. Und jetzt würde ich hier gerne noch alles in Ruhe vorbereiten.«
»Du wirfst mich raus?« Er schnappte sich ein Stück Kuchen und biss ab.
»Ich habe jetzt einfach nur keine Zeit mehr für dich«, sagte ich bemüht ruhig. »Und ich verspreche dir, dich zu holen, wenn hier wieder was passiert.«
Da er sich nicht von selbst in Bewegung setzte, schob ich ihn entschlossen in Richtung Tür.
»Der Kuchen ist übrigens gut«, sagte er mit vollem Mund.
»Wenn etwas übrig bleibt, bringe ich ihn dir heute Abend noch vorbei … oder morgen früh«, setzte ich hinzu, da ich nicht wusste, ob ich am Abend überhaupt da sein würde.
»Und jetzt raus mit dir!«
Endlich war Max weg, und ich wurde einigermaßen nervös. Gleich würde mein erster Kandidat kommen: der geschiedene Landwirt. Pauline war mit Willy unterwegs. Ich hatte ihn nicht lange überreden müssen, mit meiner Schwester einen Tagesausflug in die Westernstadt Pullman City im nahen Bayerischen Wald zu machen. Pauline war Feuer und Flamme gewesen. Vor allem als sie erfuhr, dass man dorthin auch Hunde mitnehmen durfte.
Ich deckte den Tisch im Garten und stellte einen Sonnenschirm auf. Doch mein Besucher verspätete sich. Dafür hatte ich Verständnis, mir passierte das ja auch ständig. Nach fast einer Stunde schlich sich jedoch langsam ein Gefühl von Ärger ein. Wenn er sich noch mehr verspätete, würde er den ganzen Zeitplan für diesen Tag durcheinander bringen. Er war schließlich nicht der einzige Mann, den ich mir heute anschauen wollte.
Der Schokoladenüberzug auf dem Kuchen war inzwischen geschmolzen. Ich nahm den Kuchenteller und ging ins Haus, um ihn noch eine Weile in den Kühlschrank zu stellen.
Wo der Mann nur blieb? Vielleicht war ihm etwas dazwischengekommen, und er hatte eine Mail geschickt? Doch mein Handy zeigte keine Nachricht an.
Nach fast zwei Stunden klingelte endlich das Telefon. In wenigen Worten erklärte er mir, dass er doch nicht kommen würde, und sagte ganz offen, dass er noch andere Frauen kontaktiert hatte. Eine dieser Frauen interessierte ihn mehr als ich.
Na wunderbar. Und das hatte er am Tag vorher noch nicht gewusst? Oder heute Vormittag? Oder vor einer Stunde? Nicht ärgern, Hanna, sagte ich mir, das gibt nur unschöne Falten. Und die konnte ich jetzt nicht auch noch gebrauchen. Ich schaute auf die Uhr. Bis der Schweinebauer kam, hatte ich noch etwas Zeit. Ich nutzte die Pause, um mit Daniela zu telefonieren.
Wir vereinbarten, dass ich morgen nach München ins Büro kommen würde, um verschiedenes zu klären und auch die endgültige Vorschlagsliste für Simon zu erstellen. Im Gegensatz zu früher war
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