Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
ihm war? Ich kicherte.
»Ja. Das kann nur er sein. Biete ihm was zu trinken an, ich beeil mich«, rief ich durch die Tür.
»Musst du nicht!«, rief sie zurück.
Lächelnd schüttelte ich den Kopf und föhnte mich rasch fertig. Ich schminkte mich nur sehr wenig. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Marco das gar nicht so wichtig war.
Dann flitzte ich ins Schlafzimmer und riss die Schranktür auf. Was zog man denn heutzutage zu einer Verabredung mit einem fünfundzwanzigjähren Mann an, dem man einen Heiratsantrag machen wollte? Ich griff nach dem roten Kleid. Beim letzten Mal hatte es mir zwar wenig Glück gebracht, aber das konnte es ja heute wieder gutmachen. Inzwischen war ich ziemlich aufgeregt.
Als ich in die Stube kam, war Pauline allein. Sie stand am Fenster und schaute hinaus.
»Wo ist denn Marco?«, fragte ich verwundert.
»Draußen. Er redet mit Max.« Sie wandte den Blick nicht von ihm ab.
Ich stürzte sofort ans Fenster. Tatsächlich. Die beiden standen neben Marcos Wagen und unterhielten sich. Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Ich musste hinaus. Sofort. Doch bevor ich mich umdrehte, sah ich, wie Max dem schönen jungen Mann freundschaftlich auf die Schulter klopfte. Gleich darauf stieg Marco in den Wagen. Er würde doch nicht wegfahren?
Rasch eilte ich hinaus. Doch ich konnte nur noch kurz das Heck sehen, dann bog der Wagen ab und war verschwunden.
»Marco!«, rief ich laut hinterher, obwohl es völlig sinnlos war.
»Servus, Hanna!«, rief Max winkend und schlenderte auf mich zu.
»Wo fährt Marco denn hin?«, fragte ich.
»Zurück nach Hause.«
»Wie bitte?«
»Ich sagte, zurück nach …!«
»Das hab ich schon verstanden«, unterbrach ich ihn scharf. »Aber warum fährt er nach Hause?«
»Weil ich es ihm gesagt habe.«
Wütend packte ich ihn am Arm. »Was genau hast du ihm gesagt?«, fragte ich drohend, und meine Augen waren nur noch schmale Schlitze.
»Wenn ich es dir sage, wirst du dich wahrscheinlich mächtig aufregen!«
»Ich werde mich so oder so mächtig aufregen. Also sprich!«
Max trat einen Schritt zurück, so als ob er einen Sicherheitsabstand zwischen uns bringen wollte.
»Naja … ich habe ihm erzählt, dass der Hof ziemlich verschuldet ist, und ihn gefragt, ob er genug Kapital hat, um ihn vor der Zwangsversteigerung zu retten.«
Es verschlug mir komplett die Sprache. Und das kam nicht oft vor. Ich versuchte zu verstehen, was es bedeutete, dass der einzige noch in Frage kommende Heiratskandidat weg war. Es gab nur ein Wort dafür: Katastrophe!
Damit hatte Max mir finanziell das Genick gebrochen. Ich spürte, wie jegliche Farbe aus meinem Gesicht wich und meine Beine zitterten. Dann wurde es dunkel um mich herum.
Langsam kam ich wieder zu mir. Ich lag mit hochgelagerten Füßen auf dem Sofa im Wohnzimmer und spürte einen kühlen Waschlappen auf meiner Stirn. Als ich die Augen öffnete, sahen mich Max und Pauline sorgenvoll an.
»Hanna! … Gott sei Dank!«, sagte der Mensch, der eben mein Leben zerstört hatte.
»Verschwinde!« Ich sagte es leise, aber in einem Ton, der ihn zurückweichen ließ.
»Bitte hör mir zu, ich muss dir etwas Wichtiges sagen«, bat er, und ich merkte ihm an, dass er tatsächlich ein schlechtes Gewissen hatte.
»Geh!«
»Ich will dir aber …«
Ich setzte mich auf, und dabei rutschte der Waschlappen herunter. Immerhin hatte der Ärger meinen Kreislauf wieder in Schwung gebracht.
»Geh! Ich will dich nie, nie wieder sehen!«
»Ich sehe, es geht dir wieder besser. Ich komme dann morgen vorbei und …«
»Raus!«, schrie ich, und er erkannte, dass es für ihn wirklich am besten war jetzt zu gehen.
Kapitel 38
Nachdem Max verschwunden war, wollte Pauline unbedingt wissen, was los war. Zuerst versuchte ich sie abzuwimmeln, schließlich musste ich meine kleine Schwester nicht mit meinen Problemen belasten.
»Schon gut, Pauline«, sagte ich mit bemüht fester Stimme.
»Quatsch mit Soße. Nix ist gut. Sag mir jetzt sofort, was los ist!«
»Hör mal, du bist noch viel zu jung …«
»Ooooh meiiin Goooottt. Ihr Erwachsenen … echt ey. Glaubt ihr denn wirklich, wir könnten uns zu reifen Menschen entwickeln, wenn ihr uns ständig von allem, was blöd ist, verschont? Ich will nicht in Watte gepackt werden. Und schon gar nicht, wenn ich sehe, dass es dir schlecht geht. Konflikte und Probleme gehören zu unserer Entwicklung dazu!«
Ich war baff, solche Worte aus dem Mund einer Dreizehnjährigen zu hören.
Und
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