Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
unbedingt eine Familie wollte. Allerdings nicht mit Stefan.
»Ich habe zwei Stiefsöhne aus der ersten Ehe meines Mannes. Aber die sind schon erwachsen und studieren beide«, sagte Bettina. »Wir sehen sie leider nicht sehr oft.«
Ach. Das wusste ich ja gar nicht! Diese Information hatte mir Cornelius verschwiegen. Oder besser gesagt, ich hatte ziemlich schlecht recherchiert.
»Wolltest du keine eigenen Kinder?«, rutschte es mir heraus.
Sie schaute mich plötzlich etwas misstrauisch an. Vielleicht fragte sie sich in diesem Moment, warum ich das wissen wollte. Sicherlich war sie in Anbetracht ihrer früheren Berühmtheit vorsichtig gegenüber Fremden. Andererseits fragten die beiden Frauen auch mir fast ein Loch in den Bauch.
Ähnliches schien Bettina auch durch den Kopf zu gehen. Plötzlich lächelte sie mit einem leichten Anflug von Wehmut im Blick.
»Zuerst nicht. Und mein Mann war sehr froh darüber … Bist du verheiratet?«, beendete sie plötzlich das Kinderthema.
»Ich heirate am Freitag«, erzählte ich, damit die beiden sahen, dass auch ich Persönliches preisgab.
»Wow!«, rief Petra.
»Herzlichen Glückwunsch!«, sagte Bettina.
Ich hatte Mühe, bei ihren Worten erfreut zu lächeln. Die Hochzeit war in meinem Fall tatsächlich kein Grund zum Lächeln. Trotzdem war es etwas anderes, das mir so abrupt die Fröhlichkeit verschlagen hatte: Ich hatte endlich den sehnlichsten Wunsch von Bettina Cornelius herausgefunden. Und ich würde ihn nicht erfüllen können.
Es würde egal sein, was Frank ihr schenkte. Sie würde sich für alles bedanken und vorgeben, sich mächtig zu freuen. Aber letztlich waren ihr Schmuck, Antiquitäten, Häuser, Jachten oder gar Inseln egal.
»Tut mir leid, aber ich muss jetzt raus«, sagte ich und wedelte mir mit der Hand Luft zu, was natürlich nicht wirklich half.
»Mir reicht es auch für heute«, sagte Petra, und auch Bettina erhob sich langsam.
Nach einer kurzen kalten Dusche tauchten wir in ein Bassin mit eiskaltem Wasser. Ich zuckte nicht einmal mit der Wimper, so sehr war ich mit Bettina beschäftigt. Der Gewissenskonflikt, in dem ich mich befand, war gewaltig.
Im Ruheraum tat ich so, als ob ich eingeschlafen wäre, damit ich mich nicht mehr unterhalten musste. Ein paar Minuten, nachdem die beiden aufgestanden waren, ging ich in die Dusche, wo ich ziemlich herumtrödelte. Als ich in den Umkleideraum kam, waren die beiden schon draußen. Ich zog mich an und band meine Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz. Dann nahm ich meine Tasche und ging in Richtung Theke, um das Wasser zu bezahlen. Bettina und Petra saßen an einem kleinen Tisch und tranken Kaffee.
»Sechs fünfzig«, verlangte die Bedienung, und ich war positiv überrascht über den unerwartet günstigen Preis.
Als ich mich wieder umdrehte, erstarrte ich. Bettina umarmte sehr innig einen Mann. Und dieser Mann war nicht Frank Cornelius. Es war der Mensch, den ich hier als Allerletztes erwartet hätte: Alex!
Tausend Gedanken schossen gleichzeitig durch meinen Kopf und machten es unmöglich, auch nur einen davon zu Ende zu denken. Ich begann zu zittern und wäre am liebsten zurück in die Umkleidekabine geflüchtet.
Bettina und Alex hatten sich inzwischen voneinander gelöst, und jetzt hatte Alex auch mich entdeckt. Es schien ihm ähnlich zu gehen wie mir. Er starrte mich an. In diesem Moment wurde mir wieder schmerzlich bewusst, wie gut aussehend er doch war. Allerdings verbarg sich hinter dieser schönen Fassade ein Mensch, der offensichtlich ein falsches Spiel spielte.
»Alex, das ist Britt. Wir haben uns heute kennengelernt«, stellte Bettina uns vor.
»Freut mich … Britt«, kam es gepresst aus seinem Mund.
Mir war übel. Ich vermied es, ihn anzuschauen.
»Mich auch. Muss leider jetzt los«, murmelte ich und deutete auf meine Uhr.
»Natürlich. Die Hochzeitsvorbereitungen! Ich hoffe, wir sehen uns hier bald wieder«, sagte Bettina strahlend. Sicher war Alex der Grund für ihre tolle Laune.
»Alles Gute!«, rief auch Petra mir hinterher.
Ich brummte eine unverbindliche Antwort und verließ fluchtartig das Fitness-Studio.
Kapitel 40
Die unerwartete Begegnung mit Alex hatte mich aus der Bahn geworfen. In meinem Auto brauchte ich erst einmal eine Weile, bis ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. Ich war völlig verwirrt. Was hatte Alex mit Bettina zu tun? War er etwa ihr Geliebter? Aber woher konnten sich die beiden überhaupt kennen? War er gar kein Landwirt, sondern
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