Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Unterhaltung nicht sonderlich hilfreich für mich. Petra beschwerte sich über ihre boshafte Schwiegermutter, die ihr ständig vorwarf, sich nicht genug um den Haushalt zu kümmern.
Bettina lachte. »Hast du ihr immer noch nicht gesagt, dass du schon längst eine Haushälterin beschäftigt hast?«, fragte sie grinsend.
Die Freundin schüttelte den Kopf. »Um Himmels willen, nein! Dann müsste ich mir ja auch noch anhören, wie ich das schwer verdiente Geld ihres Sohnes aus dem Fenster schmeiße …«
Probleme mit Schwiegermüttern kannte ich bisher nur vom Hörensagen. Das Singledasein hatte durchaus auch seine Vorteile, wenn man es von allen Seiten betrachtete.
Während sich die beiden unterhielten, stellte ich überrascht fest, dass sie nicht aus der Puste kamen. Im Gegensatz zu mir. Ich bekam schon nach wenigen Minuten kaum noch Luft. Das Display des Crosstrainers meldete, dass mein Puls bereits auf über 140 Schläge angestiegen war, und ich spürte, wie rot mein Kopf von der ungewohnten Anstrengung geworden war. Ich musste künftig definitiv mehr für meine Kondition tun. Die Spaziergänge mit Fanny reichten offensichtlich nicht aus.
Ich verlangsamte mein Tempo, damit ich noch einige Minuten durchhielt. Dabei beobachtete und belauschte ich die beiden Frauen weiter. Ihre Unterhaltung drehte sich nur um Belanglosigkeiten. Es gab nichts, das mir half, Bettina Cornelius besser einzuschätzen. Doch dann machte sie eine Bemerkung, die mich aufhorchen ließ.
»Manchmal frage ich mich, ob er mich noch so liebt wie am Anfang …«
Petra sah sie erstaunt an. »Wie kommst du denn darauf? Dieser Mann vergöttert dich.«
»Ja. Das tut er, aber weißt du …«, begann sie.
»Was?«
Ich vergaß fast, meine Beine zu bewegen, so sehr konzentrierte ich mich auf das Gespräch.
»Ach … nichts … Wann kommt Peter denn jetzt von seiner Geschäftsreise zurück?«, lenkte sie vom Thema ab.
Schade. Das hätte jetzt vielleicht interessant werden können. Wie sie nur darauf kam, dass ihr Mann sie weniger lieben könnte? In Erwartung, dass ich doch noch etwas erfahren würde, hielt ich tapfer durch, bis die beiden sich endlich genug aufgewärmt hatten. Gott sei Dank hatte ich das überstanden!
Aber ich hatte mich zu früh gefreut oder meine körperlichen Kräfte deutlich überschätzt. Als ich vom Crosstrainer stieg, gaben plötzlich meine Beine nach. Ich knickte ein und landete bäuchlings auf dem Teppichboden. Na toll!
»Hast du dich verletzt?« Bettina kniete neben mir und schaute mich besorgt an.
Ich schüttelte den Kopf und rappelte mich mühsam wieder auf. »Nein«, sagte ich keuchend. »Alles gut.« Mehr brachte ich nicht heraus.
Jetzt stand ich direkt vor ihr und sah, dass die außergewöhnliche Schönheit ihrer Gesichtszüge von keinerlei Make-up hervorgehoben wurde. Sie war wirklich eine beeindruckende Frau, und ich konnte immer mehr verstehen, warum ihr Mann so verrückt nach ihr war. Wäre ich ihr Mann, wäre ich auch verrückt nach ihr. Und nicht nur wegen ihres Aussehens. Mit ihrer Ausstrahlung zog sie einen unwillkürlich in ihren Bann.
Sie reichte mir lächelnd eine Flasche Wasser. »Ich hab noch nicht davon getrunken.«
»Danke!« Ich nahm einen tiefen Schluck. Tat das gut. Wie hatte ich nur vergessen können, mir Wasser mitzubringen?
»Bist du das erste Mal hier?«, fragte sie interessiert.
Ich nickte. Langsam kam ich wieder etwas zu Atem.
»Ja. Ich habe wohl ein wenig übertrieben«, gestand ich und war froh, wieder einen ganzen Satz sagen zu können.
»Das kenne ich von mir. Aber anders macht es keinen Spaß, nicht war?«
»Absolut nicht!«, stimmte ich ihr zu.
Wir lächelten uns an.
»Ich besorg dir eine neue Flasche Wasser.«
»Ach. Musst du nicht«, winkte sie ab.
»Oh doch!«
»Gleich fängt unser Yoga-Kurs an. Hast du Lust mitzukommen?«
Eigentlich hatte ich mich zwar völlig unauffällig verhalten wollen, aber dazu war es jetzt zu spät. Egal, Bettina würde mich ohnehin nach diesem Tag nie wiedersehen, und wenn ich direkten Kontakt zu ihr hatte, konnte ich sie vielleicht tatsächlich etwas näher kennenlernen.
»Sehr gerne, Bettina!«, sagte ich und bemerkte sofort meinen Fehler.
»Du kennst mich?«, fragte sie.
Jetzt musste ich schnell die Kurve kriegen.
»Wer kennt dich nicht?«, sagte ich und lächelte.
»Alle kennen sie«, bestätigte ihre Freundin »Aber mich nicht. Ich heiße Petra«, ergänzte sie, und wir schüttelten uns die Hand.
»Britt«, stellte ich mich vor, und
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