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Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2

Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2

Titel: Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Entzweit Band 2
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stand ein schwarzer Topf, in dem der wundervoll duftende Eintopf köchelte, und sie rührte ihn mit einem Holzlöffel um.
    Das Häuschen wirkte so schlicht und ärmlich, wie ich mir eine Trollhütte immer vorgestellt hatte. So musste das Häuschen ausgesehen haben, in dem Schneewittchen mit den sieben Zwergen gelebt hatte. Der Fußboden bestand aus festgetretener Erde, die durch jahrelange Nutzung glatt und schwarz geworden war.
    Mitten in der Küche stand ein großer Tisch aus dicken, narbigen Holzbalken. In einer Ecke lehnte ein Besen an der Wand und unter jedem kleinen runden Fenster stand ein Blumenkasten. Wie in unserem Garten blühten auch hier violette und pinkfarbene Blumen, obwohl es bis zum Frühling noch lange dauern würde.
    »B leibst du zum Abendessen?«, fragte sie und würzte das Essen nach.
    »W as?«, fragte ich, überrascht von der Einladung.
    »I ch muss das wissen.« Sie drehte sich zu mir um und wischte sich die Hände wieder am Kleid ab. »W enn noch jemand mitisst, muss ich mehr Brötchen backen.«
    »O h nein, vielen Dank.« Ich schüttelte den Kopf und begriff, dass dies keine Einladung gewesen war. Sie fürchtete, ich könne vorhaben, mich ihr und ihrer Familie zum Essen aufzudrängen. Mir drehte sich der Magen um.
    »W as willst du also?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und ihre Augen waren so dunkel und streng wie Finns, wenn er wütend war.
    »W as? Sie…«, stammelte ich, überrascht durch ihre Direktheit. »S ie haben mich doch hereingebeten.«
    »D u standest wie angewurzelt vor dem Haus. Ich weiß, dass du irgendetwas willst.«
    Sie griff nach dem Lappen neben der Metallschüssel, die als Waschbecken diente, und begann den Tisch abzureiben, der bereits blitzsauber war. »M ir wäre es lieber, du würdest ohne Umschweife sagen, was es ist.«
    »W issen Sie, wer ich bin?«, fragte ich sehr leise.
    Ich wollte keineswegs meine Machtposition ausspielen, aber ich verstand nicht, warum sie sich mir gegenüber so unhöflich verhielt.
    »N atürlich weiß ich, wer du bist«, sagte sie. »U nd ich nehme an, du weißt auch, wer ich bin.«
    »W er sind Sie?«, fragte ich, obwohl ich es wusste.
    »I ch bin Annali Holmes, Untertanin der Königin.« Sie hörte auf, den Tisch zu putzen, und starrte mich wütend an. »I ch bin Finns Mutter. Und falls du ihn sehen willst, muss ich dir leider sagen, dass er nicht hier ist.«
    Mir wäre das Herz in die Hose gerutscht, wenn mich Feindseligkeit nicht so verwirrt hätte. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir etwas vorwarf, und ich wusste nicht, was das sein könnte.
    »I ch… habe gar nichts vor«, stammelte ich. »I ch habe einen Spaziergang gemacht, weil ich frische Luft schnappen wollte. Ich habe mir nichts dabei gedacht.«
    »D as tut ihr nie«, sagte Annali mit verkniffenem Lächeln.
    »S ie haben mich doch gerade erst kennengelernt.«
    »D as ist richtig.« Sie nickte. »A ber ich kenne deine Mutter ziemlich gut.« Sie wendete sich ab und legte eine Hand auf die Lehne eines Küchenstuhles. »U nd ich kenne meinen Sohn.«
    Jetzt endlich begriff ich, warum sie so wütend war. Ihr Ehemann und meine Mutter hatten vor vielen Jahren eine Affäre miteinander gehabt. Annali hatte davon gewusst. Natürlich konnte sie mich nicht leiden. Das hätte ich mir eigentlich auch denken können.
    Ich war drauf und dran, das Leben ihres Sohnes aus der Bahn zu werfen, so wie meine Mutter einst ihres beinahe ruiniert hatte. Ich schluckte heftig und erkannte zu spät, dass ich niemals hierher hätte kommen dürfen. Ich hatte nicht das Recht, Finn und seiner Familie noch mehr Schaden zuzufügen, als ich das bereits getan hatte.
    »M ama!«, rief eine Mädchenstimme aus dem Nebenzimmer, und Annali riss sich sofort zusammen und zwang sich zu einem Lächeln.
    Ein ungefähr zwölfjähriges Mädchen kam mit einem zerlesenen Schulbuch in die Küche. Sie trug einen Wollpulli über einem zerschlissenen Kleid und wirkte trotz der Wärme im Haus verfroren. Ihr Haar war genauso dunkel und ungezähmt, wie meines in ihrem Alter gewesen war, und ihre Wange zierte ein Schmutzfleck.
    Als sie mich sah, riss sie Mund und Augen auf.
    »D ie Prinzessin!«, japste sie.
    »J a, Ember, das weiß ich«, sagte Annali, so freundlich sie konnte.
    »E ntschuldigung, wo sind nur meine Manieren?« Ember warf das Schulbuch auf den Tisch und machte einen tiefen Knicks vor mir.
    »E mber, das brauchst du bei uns zu Hause nicht zu tun«, tadelte Annali sie müde.
    »S ie hat recht. Ich komme mir

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