Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
Augen waren heller als Finns und seine Haut war gebräunter, aber die Ähnlichkeit war dennoch so groß, dass ich sofort wusste, dass dies Finns Vater war. Im Gegensatz zu Finn war er jedoch beinahe hübsch, seine Haut war weicher, die Wangenknochen höher. Finn wirkte viel schroffer und kräftiger, und das gefiel mir besser.
»P rinzessin«, sagte Finns Vater schließlich.
»J a, Thomas«, sagte Annali und versuchte gar nicht, ihren Ärger zu verbergen. »E s ist die Prinzessin. Aber jetzt kommt rein, bevor wir hier drin erfrieren.«
»E ntschuldigung.« Thomas verbeugte sich vor mir und machte dann den Weg für Finn frei.
Finn verbeugte sich nicht und blieb stumm. Sein Gesicht war ausdruckslos, die dunklen Augen unergründlich. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich so lange an, bis ich verlegen den Blick senkte. Die Luft war auf einmal zum Schneiden dick und ich wollte nur noch weg hier.
»W as verschafft uns das Vergnügen?«, fragte Thomas, um das Schweigen zu brechen. Er war zu Annali gegangen und hatte seiner Frau den Arm um die Schultern gelegt. Sie verdrehte die Augen, befreite sich aber nicht.
»I ch wollte nur frische Luft schnappen«, murmelte ich. Mein Mund fühlte sich an wie betäubt und ich musste mich zwingen, zu sprechen.
»D ie Prinzessin wollte gerade wieder aufbrechen«, warf Annali ein.
»J a«, sagte ich schnell, dankbar für die Fluchtmöglichkeit.
»I ch bringe dich nach Hause.« Das waren die ersten Worte, die Finn an mich richtete.
»F inn, das wird sicher nicht nötig sein«, sagte Annali.
»I ch muss dafür sorgen, dass sie sicher nach Hause kommt«, sagte Finn. Er zog die Tür auf und ließ die kalte Luft herein, die mir in der plötzlich viel zu heißen Küche herrlich erfrischend vorkam. »B ist du fertig, Prinzessin?«
»J a.« Ich nickte und ging zur Tür. Annali und Thomas winkte ich zum Abschied zu, ohne sie dabei anzusehen. »E s hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Sagen Sie Ember einen Gruß von mir.«
»I hr seid uns jederzeit willkommen, Prinzessin«, sagte Thomas, und ich hörte, wie Annali ihm gegen den Arm boxte, als ich aus dem Häuschen trat.
Ich atmete erleichtert auf und ging auf den Kiesweg. Die Steine gruben sich in meine nackten Füße, aber das gefiel mir, denn es lenkte mich von der unangenehmen Spannung ab, die zwischen Finn und mir herrschte.
»D u musst mich nicht begleiten«, sagte ich leise, als wir am Ende des Kieswegs ankamen. Ab hier war die Straße bis zum Palast glatt geteert.
»D och, das muss ich«, erwiderte Finn kühl. »E s ist meine Pflicht.«
»N icht mehr.«
»E s ist immer noch meine Pflicht, die Wünsche der Königin zu erfüllen, und es ist sicherlich ihr dringlichster Wunsch, dass sich die Prinzessin in Sicherheit befindet«, sagte er beinahe höhnisch.
»I ch bin auch ohne dich vollkommen sicher hier.« Ich beschleunigte meine Schritte.
»W eiß jemand, dass du den Palast verlassen hast?«, fragte Finn, beschleunigte sein Tempo ebenfalls und sah mich von der Seite her an. Ich schüttelte den Kopf. »W oher wusstest du überhaupt, wo ich wohne?«
Ich antwortete nicht, weil ich Duncan nicht verraten wollte, aber Finn kam von ganz alleine darauf. »D uncan? Na großartig.«
»D uncan erfüllt seine Aufgabe zu meiner vollen Zufriedenheit!«, zischte ich. »U nd der Meinung bist du sicher auch, sonst hättest du mich bestimmt nicht in seiner Obhut zurückgelassen.«
»D ie Entscheidung, wer auf dich aufpasst, liegt nun wirklich nicht bei mir«, sagte Finn. »U nd das weißt du auch. Bist du etwa deshalb wütend auf mich?«
»N ein!« Ich ging noch schneller, bis ich beinahe rannte. Das war ein Fehler, denn prompt trat ich auf einen spitzen Stein. »M ist!«
»A lles okay?«, fragte Finn, blieb stehen und sah mich besorgt an.
»J a. Ich bin bloß auf einen Stein getreten.« Ich rieb mir den Fuß. Er blutete nicht und ich versuchte aufzutreten. Es schmerzte ein bisschen, aber ich würde es überleben. »W arum sind wir eigentlich nicht mit deinem Auto gefahren?«
»I ch habe kein Auto.« Finn schob die Hände in die Hosentaschen und verlangsamte seinen Schritt.
Ich humpelte ein bisschen, aber er bot mir keine Hilfe an. Ich hätte sie zwar abgelehnt, aber ich war trotzdem beleidigt.
»U nd als was würdest du den Cadillac bezeichnen, den du immer fährst?«, fragte ich.
»D er gehört der Königin«, sagte er. »S ie leiht mir ein Auto für die Arbeit, genau wie den anderen Trackern auch. Aber sie
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