Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
komisch und gemein vorkam, ihn alleine auf dem Flur stehen zu lassen.
Ich wusste zwar, dass er als Bodyguard engagiert war, aber er war kein Anzugträger mit Funkgerät, sondern ein netter Typ in Skinny Jeans. Das machte es mir viel schwerer, ihn als Angestellten zu behandeln.
»I ch verstehe nicht, warum es Euch hier nicht gefällt«, sagte Duncan und sah mein Zimmer bewundernd an.
»E s gefällt mir doch«, sagte ich, aber ob das stimmte, wusste ich nicht.
Ich hatte mein Haar zu einem unordentlichen Knoten aufgesteckt getragen, den ich jetzt löste. Erleichtert fuhr ich mir durch die wirren Locken. Duncan betrachtete meinen Schreibtisch und betatschte meinen Computer und meine CD s. Wären es wirklich meine gewesen, hätte mich das aufgeregt, aber das Zimmer war bereits komplett ausgestattet gewesen, als ich hier einzog. Obwohl dies hier mein Reich war, hatte ich nicht das Gefühl, dass mir hier irgendetwas gehörte.
»W arum seid Ihr dann abgehauen?«, fragte Duncan und studierte die Trackliste einer CD .
»I ch dachte, das wüsstest du.« Ich stieg ins Bett und kuschelte mich in die unzähligen Decken und Kissen. Ein Kissen stopfte ich mir zusammengeknüllt unter den Kopf, damit ich ihn besser sehen konnte. »D u schienst doch ganz gut Bescheid zu wissen.«
»W ann?« Er legte die CD weg und schaute mich an. »I ch sehe doch nie so aus, als wüsste ich Bescheid.«
»D as ist wahr.« Ich grinste ihn an und schob mir eine dunkle Locke aus der Stirn. »A ber als du bei mir zu Hause warst, um mich wieder hierherzuholen, dachte ich, du wüsstest es.«
Bei unserer ersten Begegnung hatte er irgendetwas gesagt. Ich wusste nicht mehr genau, was es gewesen war, aber es hatte den Eindruck vermittelt, er wisse über Finn und mich Bescheid. Oder wenigstens darüber, weshalb Finn entlassen worden war. Wegen seiner unangemessenen Gefühle für mich.
Obwohl ich mir dieser Gefühle gar nicht mehr so sicher war. Falls sie jemals echt gewesen waren, existierten sie wahrscheinlich nicht mehr. Wir hatten in diesem meinem Bett gelegen, uns geküsst und im Arm gehalten. Ich hatte mehr gewollt, aber Finn hatte abgewehrt und gesagt, er wolle mich nicht aus der Bahn werfen. Aber vielleicht hatte er sich nur nicht getraut zu sagen, dass er mich nicht wollte.
Wenn er mich gewollt hätte, wäre er niemals ohne ein Wort verschwunden. Niemals.
»I ch weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, sagte Duncan kopfschüttelnd. »I ch habe nie verstanden, wieso Ihr gegangen seid.«
»D ann habe ich es mir eingebildet.« Ich rollte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Bevor er mir weitere Fragen stellen konnte, wechselte ich schnell das Thema. »W as war denn eigentlich mit euch Jungs los?«
»W ann?« Duncan betrachtete jetzt die kleine Sammlung Bücher in meinem Regal.
Sie waren nicht schlecht, aber da Rhys und Rhiannon sie ausgesucht hatten, entsprachen sie nicht unbedingt meinem Geschmack.
»B ei mir zu Hause. Ihr seid abgehauen und sofort danach haben mich die Vittra entführt. Was habt ihr gemacht? Wo wart ihr denn?«
»W ir sind nicht sehr weit gekommen. Finn wollte in der Nähe bleiben, weil er dachte, Ihr würdet es Euch irgendwann anders überlegen und doch mitkommen.« Duncan zog ein Buch heraus und blätterte abwesend darin. »A ber beim nächsten Häuserblock haben die Typen uns aufgelauert. Der blonde Kerl hat uns nur angeschaut, dann verloren wir das Bewusstsein.«
»L oki«, seufzte ich.
»W er?«, fragte Duncan und ich schüttelte den Kopf.
Die Vittra mussten mein Haus beobachtet und die Gelegenheit genutzt haben, Finn und Duncan zu überraschen. So hatte Loki sie ohne Probleme außer Gefecht setzen können. Finn hatte Glück gehabt, dass er so glimpflich davongekommen war. Kyra hätte sich mit Sicherheit an ihm ausgetobt.
Sie musste bereits bei unserem Haus gewesen sein und es Loki überlassen haben, Finn und Duncan zu neutralisieren. Loki schien kein großer Fan von Gewalt zu sein. Wäre er nicht rechtzeitig aufgetaucht, hätte Kyra mich wahrscheinlich umgebracht.
»M oment.« Duncan kniff nachdenklich die Augen zusammen. »H abt Ihr geglaubt, wir hätten Euch einfach so im Stich gelassen?«
»I ch wusste nicht, was ich glauben sollte«, sagte ich. »I hr seid einfach gegangen, und das hatte ich nicht erwartet. Ich wollte zwar nicht mit euch kommen, aber ihr seid so widerspruchslos abgehauen, dass ich dachte…«
»S eid Ihr deshalb dauernd so trübsinnig?«
»I ch bin überhaupt nicht trübsinnig!« Ich
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