Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
Job.«
»W ohnst du in der Nähe?«, fragte ich.
»J a.« Er deutete den Hügel hinauf in Richtung Norden. »D as Haus ist ziemlich gut zwischen den Felsen versteckt, aber es liegt gleich da oben.« Er schaute mich an. »W ieso? Sollen wir hingehen?«
»V ielleicht ein andermal, aber danke für die Einladung«, sagte ich. »I ch war nur neugierig. Leben alle Tracker so?«
»W ie ich und Finn?« Duncan dachte einen Moment lang nach und nickte dann. »J a. Alle, die hierbleiben zumindest.«
Duncan ging ein paar Schritte voraus und öffnete das Eingangstor für mich, aber ich blieb stehen und starrte am Palast hoch. Weinreben rankten sich über die weißen Mauern, die im Sonnenlicht wunderschön glitzerten. Sie waren von einem geradezu blendenden Weiß.
»P rinzessin?« Duncan wartete in der offenen Tür auf mich. »I st alles in Ordnung?«
»W ürdest du dein Leben für mich opfern?«, fragte ich ihn geradeheraus.
»W ie bitte?«
»W enn ich in Gefahr wäre, würdest du dann freiwillig dein Leben opfern, um mich zu schützen?«, fragte ich. »H aben Tracker so etwas schon getan?«
»J a natürlich«, sagte Duncan. »S chon viele Tracker haben ihr Leben für das Königreich geopfert und es wäre mir eine Ehre, dasselbe zu tun.«
»L ass es.« Ich ging zu ihm. »S ollte es einmal zu einer solchen Situation kommen, dann rette dich selbst. Ich bin dein Leben nicht wert.«
»P rinzessin, ich…«
»W ir alle sind es nicht wert, dass man sich für uns opfert«, sagte ich und schaute ihn sehr ernst an. »W eder die Königin noch die Markis oder Marksinna. Dies ist ein direkter Befehl der Prinzessin, dem du gehorchen musst. Rette dich selbst.«
»I ch verstehe das nicht.« Duncan schaute mich völlig verwirrt an. »A ber… wenn es Euer Wunsch ist, Prinzessin.«
»D as ist es. Danke.« Ich lächelte ihn an und ging in den Palast.
13
Gefangen
D er Ballsaal war inzwischen vom Schutt befreit, was Tove sehr ärgerte, aber das Glasdach war noch immer mit Planen überzogen. Tove hatte beabsichtigt, mich an dem Schutt üben zu lassen, aber er beschloss, dass die Plane für den Anfang reichen würde.
Duncan setzte heute aus. Sicherlich machte es seinem Verstand zu schaffen, dass ich so viel daran herumgespielt hatte. Da ich ihn manchmal auch versehentlich mit meinen Gedanken traf, wenn ich mich zu sehr anstrengte, hatten wir ihm gesagt, er solle sich eine Zeit lang vom Training fernhalten.
Ich versuchte schon seit Stunden, die Plane zu bewegen, hatte aber nur ein leichtes Flattern verursacht. Und selbst das war nicht eindeutig gewesen. Tove meinte, wahrscheinlich hätte ich es verursacht, aber ich hegte den Verdacht, dass es ein starker Windstoß gewesen war.
Allmählich tat mir der Kopf weh und ich kam mir vor wie ein Volltrottel, weil ich die ganze Zeit die Arme hob und die leere Luft wegschob.
»E s passiert nichts«, seufzte ich und ließ die Arme sinken.
»S treng dich mehr an«, antwortete Tove. Er lag neben mir auf dem Boden, die Arme unter dem Kopf verschränkt.
»I ch kann mich nicht noch mehr anstrengen.« Mit einem wenig damenhaften Plumps setzte ich mich auf den Boden, weil ich wusste, dass Tove das egal war. Meiner Meinung nach war ihm bisher kaum aufgefallen, dass ich ein Mädchen war. »I ch will ja nicht jammern, aber bist du sicher, dass ich so was überhaupt kann?«
»Z iemlich sicher.«
»U nd was, wenn ich vor lauter vergeblicher Anstrengung eine Gehirnblutung kriege?«, fragte ich.
»D as passiert schon nicht«, sagte er schlicht. Er hob den Arm und ließ mit einer Handbewegung die Plane hochfliegen und an den Seilen zerren, die sie festhielten. Als sich die Plane wieder gesenkt hatte, sah er mich an. »M ach das.«
»K ann ich eine Pause machen?«, fragte ich beinahe flehentlich. Ich schwitzte und mein Haar klebte mir an den Schläfen.
»W enn es sein muss.« Er verschränkte wieder die Arme hinter dem Kopf. »W enn dir das wirklich so schwerfällt, sollten wir vielleicht einen Schritt zurückgehen. Morgen kannst du wieder an Duncan üben.«
»I ch will aber nicht mehr an ihm üben.« Ich zog die Knie an die Brust und stützte den Kopf darauf. »I ch will ihm nicht wehtun.«
»U nd Rhys?«, fragte Tove. »K annst du an ihm üben?«
»A uf keinen Fall.« Ich betrachtete einen Fleck auf dem Marmorboden und dachte nach. »I ch will überhaupt nicht mehr an Leuten üben.«
»A ber nur so wirst du richtig gut«, sagte Tove.
»I ch weiß, aber…« Ich seufzte. »V ielleicht will ich
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