Hoehenfieber
verwundern, dass sie alle stumm wie die Fische blieben.
„Hallo“, sagte Simba.
„Hey“, murmelte Virge und auch ein paar andere begrüßten ihn leise.
Virgin glaubte, das Grauen, das ihnen allen vorschwebte, aus jedem einzelnen Ton zu hören.
„Was ist denn los?“
Max antwortete. „Die drei Gefangenen sind verschwunden.“
„Wie bitte?“ Simba setzte sich. „Sie waren gefesselt im Wagen der Black Boys.“
„Nachdem sie ausgestiegen sind und sich auf den Weg zum Helikopter gemacht haben, sind sie erneut unsichtbar geworden.“
„Aber Powells Männer kennen doch den Trick mit dem Stereogrammblick.“ Simbas Blick drückte Unglaube und Unverständnis aus.
„Sie sind trotzdem vor ihren Augen verschwunden. Wie es aussieht, beherrschen sie nicht nur Neils, sondern eine weitere Art, sich unsichtbar zu machen.“
„Fuck!“, stieß er hervor und Virgin stimmte ihm im Stillen zu.
Gott, wenn Simba das Foto sah, würde er durchdrehen. Die Luft in der Küche war zum Schneiden dick.
Virge war froh, dass ihr Teamleiter den armen Kerl behutsam an das Unvermeidliche heranführte.
Max stand auf und schritt zwischen der Küchenzeile und seinem Stuhl hin und her. Auch seine Nerven waren offensichtlich gespannt. „Sie haben uns eine Falle gestellt.“
„Inwiefern?“, hakte Simba nach.
„Der Überfall war eine Farce. Sie wollten uns mit dem Verschwinden zeigen, dass sie mehr draufhaben als wir.“
„Ja, aber wozu das Ganze?“
Max nahm das Blatt von Wade entgegen und reichte es Simba, während er ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Bitte bleib ruhig, Junge.“
Simba faltete den Bogen auseinander. Er zuckte zusammen, als sein Blick auf das Foto fiel.
Die Vermutung, die Virge an die anderen herangetragen hatte, bestätigte sich. Allem Anschein nach war die Frau Simbas Ziehmutter, von der er eines Abends leise und wehwütig gesprochen hatte.
Wie zu Stein erstarrt, fixierte Simba das Bild. Seine hart arbeitenden Kiefermuskeln verrieten die Qual, die er litt. Nichts hielt ihn mehr auf dem Stuhl, doch ehe er stand, drückten Max und Seth ihn mit Gewalt zurück auf die Sitzfläche.
„Bitte, Narsimha“, sagte Max extrem ruhig.
Simbas Augen schimmerten feucht und sein Blick irrte gepeinigt von einem Gesicht zum anderen. In diesem Moment erkannte Virgin den wahren Schmerz, der im Inneren seines Kollegen tobte und der einen Mann, wie ihn, einen Kerl wie ein Baum, samt Wurzeln aus dem Boden riss.
Die Qual wirkte nicht minder erschreckend als der Anblick der alten Frau auf dem Bild, und plötzlich wandelte sich Simbas Ausdruck zu beinahe der gleichen Unnachgiebigkeit, mit der die Greisin in die Kamera gestarrt hatte.
Obwohl Virgin wusste, dass es sich nicht um Narsimhas leibliche Mutter handelte, glichen ihre Augen sich in diesem Moment.
„Lies den Text unter dem Foto“, bat Max.
Simba schob den Zettel auf dem Tisch ein Stück zurück. Noch während er las, verwandelte sich sein Gesichtsausdruck von Schmerz in Wut.
Virgin beugte sich vor.
Narsimha Mishra Seal Beach, am Ende des Piers
Max Diaz Metro Station Garfield/Mendy
Montague Dixon Redeemed Christian Church, Hawthorne Boulevard
Neil Cepeda Bell Resort, Atlantic Avenue
Wade Hallock Moonlight Rollerway, Glendale
Seth Bane Golden Gate Storage, Santa Fe Springs
Kit Legrand Kindred Community Church, Anaheim
Zero Gilligan Fine Arts International, Irvine
Cindy McForest Fit Kids Gymnastics Center, Torrance
Jamie Dixon Compton Courthouse, West Compton Boulevard
Patricia Dannell Miss Kitty’s Topless Entertainment, Valley Boulevard
Simba blickte auf und musterte erst Jay-Eff, dann Virge. „Wer von euch heißt Kit Legrand?“
Warum auch immer, es war Virgin lieber gewesen, dass niemand seinen richtigen Namen kannte, als könnte er damit verbergen, was er eigentlich war. Ihm fiel es nach wie vor schwer, seine Andersartigkeit zu akzeptieren und nahm dafür in Kauf, dass die Jungs ihm einen recht … peinlichen Spitznamen verpasst hatten. Er senkte den Kopf.
Simba wandte sich an Jay-Eff. „Ich dachte, du heißt John F. – John Fox?“, sprach Simba ihn an, vielleicht, weil er trotz seines innerlichen Durcheinanders Virgins Verlegenheit gespürt hatte und nicht weiter auf ihm oder seinem Namen herumtrampeln wollte. Auch Jay-Eff hatte seinen wahren Namen bislang nicht genannt, und das Team hatte ihn Jay-Eff getauft, weil seine Stimme nach J. F. Kennedy klang.
Jay-Eff schnaubte. „Glaubst du, ich hab Spaß dran, Null zu
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