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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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eingetroffen sein.“
    „Bei dem Wetter?“
    „Wir können nicht so weit von der Zivilisation entfernt sein, als dass sie nicht vor Beginn des Weltuntergangs hätten eintreffen können“, sagte Dix.
    Quinn schob die Arme um ihren Oberkörper. Zuerst hatte der warme Regen gutgetan, doch allmählich fröstelte ihr.
    Virgin bemerkte ihre Geste und zog sein T-Shirt über den Kopf. „Entschuldige. Ich wollte es dir vorhin schon geben … aber ich dachte … das viele Blut darauf.“ Er rollte es zusammen und wrang es aus. Das hinauslaufende Wasser war beinahe sauber.
    „Woher stammte es eigentlich?“ Quinn entsann sich des Bluts in ihrem Gesicht. Innerlich schüttelte sie sich. Es war nicht ihr eigenes, sie hatte jedoch auch niemanden gesehen, der so schwer verletzt war – nicht einmal die Wunde des halb Unsichtbaren sah derart gravierend aus, ließ sie die verschwundenen Beine unbeachtet. Die doch nicht verschwundenen Beine. Sie bekam das Bild aus dem Flugzeug einfach nicht aus dem Kopf. Nie zuvor hatte sie es erlebt, davon überzeugt zu sein, etwas gesehen zu haben, das sich als Trugbild herausstellte.
    „Das willst du …“, begann Virge.
    „Die Sitzreihe links neben uns hat sich aus der Verankerung gerissen“, sagte Vanita. „Eine Frau …“
    „Schon gut“, fuhr Quinn ihr ins Wort. „Ich will mehr nicht wissen.“ Offenbar hatte Vanita Schlimmeres gesehen als sie, doch sie brauchte keine weiteren Bilder, um zu wissen, dass Albträume sie quälen würden.
    „Lasst uns verschwinden“, forderte Nash.
    Vanitas nüchterne Art, die Dinge zu sehen, hielt wahrscheinlich den Schock von ihr fern. Sie ließ die Schicksale der anderen Passagiere gar nicht erst so weit an sich heran, um sie aus dem Gleichgewicht zu werfen. Quinn wünschte sich, wenigstens einen Bruchteil dieser Fassung aufzubringen. Menschen wie sie wären niemals fähig, als Katastrophenhelfer, Ärzte oder bei anderen Rettungsdiensten zu arbeiten. Sie würden die Lage eher verschlimmern. Genau wie jetzt. Sie fand sich kaum imstande, auch nur noch einen kleinen Finger zu rühren. Doch sie konnte auch nicht hier hocken bleiben.
    Mühsam rappelte sie sich auf. Dass sie sich nicht gerade aufrichten durfte, verschlimmerte die Schmerzen im Unterleib. Nur mit Virgins Hilfe gelang es ihr, sein T-Shirt überzustreifen und anschließend einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    So plötzlich, wie er begonnen hatte, ließ der Regen nach. Selbst der Himmel klarte wieder auf und die Sonne stach durch die aufbrechenden Wolkenberge. In einiger Entfernung lichteten sich die Büsche.
    Quinns Rücken protestierte bei jedem Schritt, den sie in der gebückten Haltung vorwärtsging. Einige Male sah sie zurück, doch die Plantage verbarg die Sicht auf das Flugzeug. Geschätzt mussten sie sich mittlerweile eine halbe Meile von der Unglücksstelle entfernt haben.
    Am Rand der Kaffeeplantage blieben sie stehen. Vor Enttäuschung bekam Quinn einen Schluckauf. So weit die Sicht reichte, erkannte sie nichts anderes als unbeackertes Land. Keine Häuser, keine Siedlung. Nicht einmal Viehställe auf Weiden oder eine Scheune. Durch die schräg über die Landschaft stechenden Sonnenstrahlen zogen sich lange schwarze Schatten über die ebene Fläche. Ob diese allerdings ausreichenden Schutz vor Entdeckung geben würden, sollten sie loslaufen, bezweifelte Quinn.
    „Wir gehen in westlicher Richtung am Rande der Plantage entlang und halten uns weiterhin im Schutz der Büsche“, sagte Nash.
    Das Vorankommen gestaltete sich schwierig.
    Mehrfach mussten sie innehalten und sich durch die Pflanzen kämpfen, weil die Pfade, die sich durch die Reihen der Kaffeepflanzen zogen, quer zu ihnen verliefen und damit zurück zum Flugzeug führten.
    Virgin und Dix schleppten den Verletzten, dessen Kopf haltlos zwischen den Schultern der Männer hin- und herpendelte. Dass der Mann den Strapazen überhaupt standhielt …
    Er lebte doch noch, oder?
    Dummkopf! Die Männer würden sicher keine Leiche mit sich herumschleppen.
    Nash blieb stehen.
    Sie hatten die westliche Begrenzung der Plantage erreicht und es bot sich das gleiche Bild wie zuvor – mit dem Unterschied, dass zumindest ein geschotterter Weg mit breiten Reifenspuren ein Zeugnis der Zivilisation abgab.
    Vor Erleichterung entfuhr Quinn ein lauter Seufzer.
    „Wir müssen warten, bis es dunkel ist“, sagte Nash und ging ein paar Schritte zurück. Er trat einige Zweige platt und schuf eine Fläche, wo sie alle nebeneinander Platz

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