Hoehenfieber
wieder entwich ihr ein leises Keuchen.
Nach einigen Minuten kamen sie besser voran.
Sie zog ihren Arm zurück. „Gib mir nur deine Hand, damit ich mich abfangen kann, falls ich stolpere. Dann kommen wir schneller vorwärts.“
Die Wunde an seinem Oberschenkel brannte, aber er hätte Quinn auch mit seiner Verletzung bis ans Ende der Welt getragen, wäre es notwendig gewesen. Trotzdem bereitete es ihm eine gewisse Erleichterung, ihr Gewicht nicht weiter stützen zu müssen.
Das leicht abschüssige, steinige Gelände wich einer mit raren Grasbüscheln bewachsenen Steppe und nach einiger Zeit erreichten sie eine weitere Kaffeeplantage. Diese wirkte trotz der Dunkelheit wesentlich kleiner als die erste und auch nicht halb so gut gepflegt. Die Stauden wuchsen unregelmäßig und in unterschiedliche Höhen, als wären sie nicht fachmännisch gestutzt, sondern durften ihrem natürlichen Wuchs folgen. Teilweise handelte es sich eher um Kaffeebäume als um Büsche, die ihn um Armeslänge und mehr überragten.
„Da ist was“, sagte Dix und blieb abrupt stehen.
Virgin, der noch immer Quinns Hand hielt, fasste auch nach Vanitas Fingern. Auch wenn er Blondchen ziemlich zickig fand, wollte er nicht, dass sie sich fürchtete und sie allein in der Dunkelheit kauerte. Dicht aneinandergedrückt schoben sie sich bis zu den drei anderen vor.
„Ich sehe Licht.“ Nash ließ den Verletzten langsam zu Boden gleiten. „Ich werde mich umsehen. Wartet hier.“
Dix kniete sich an die Seite des Gefangenen. Sollte er irgendwann seine Ohnmacht nur noch vortäuschen, war es besser, vorbereitet zu sein. Sie ließen ihn nicht eine Sekunde außer Acht, damit er sich keine Tricks einfallen lassen konnte. Auch einen einzelnen und verletzten Gegner durften sie nicht als gefahrlos einstufen.
Gespannt warteten sie auf die Rückkehr des Black Boys.
„Eine Hütte. Soweit ich sehen konnte, leben dort ein Mann mittleren Alters und eine Greisin.“
„Keine Frau, keine Kinder?“, fragte Virge.
„Jedenfalls sind sie dann nicht zu Hause. Es gibt nur zwei Zimmer. Die Greisin lag allein im Schlafraum. Der Mann hantiert im Wohnraum herum.“
„Hat er ein Fahrzeug?“ Vielleicht konnten sie ihn bitten, sie bis kurz vor die nächste Stadt zu bringen.
„Nein. Nicht mal ein Moped.“
„Ob er der Besitzer dieser Plantage ist?“
„Möglich. Sieht auch so aus, als würde das Zeug hier rund um seine Hütte wachsen.“
„Was tun wir also?“
„Dix begleitet mich. Wir bitten höflich um Hilfe , und sobald alles geklärt ist, kommt er zurück und gibt Bescheid, während ich aufpasse, dass der Bauer es sich nicht anders überlegt.“
Quinns Gesichtsausdruck zeigte deutlich, was sie sich unter der Bitte nach Hilfe vorstellte. „Seid nett zu den Leuten.“
Sie meinte das wahrhaftig ernst. Was auch sonst? Quinn hatte keine Vorstellung davon, dass ihre Lage noch lange nicht zuließ, nett zu Menschen zu sein, ehe nicht feststand, dass sie ihr Vertrauen verdienten. Im Krieg und in der Liebe ist jedes Mittel recht, hieß es im Volksmund.
Das hier war Krieg. Ein kleiner, persönlicher, doch es ging um Leben oder Tod. Nicht nur in Bezug auf die Flugzeugentführung und die Erpressung, sondern auch wegen des Unsichtbaren. Vielleicht jagte bereits eine weitere Einheit des CT-Teams hinter ihnen her.
Okay, möglicherweise war die Lage nicht ganz so drastisch. Es klang ja schon wirklich dramatisch, doch Vorsicht war immerhin besser als Nachsicht. Die Gefahren waren längst nicht gebannt. „Sie werden den Mann nicht zu hart anfassen. Vielleicht bietet er seine Unterstützung auch freiwillig an.“
Die Zweifel in Quinns Miene erkannte er trotz der Dunkelheit. Im Mondlicht glitzerten ihre Augen und er erkannte Tränen. Sie weinte doch nicht etwa vor Mitleid?
Nonsens! Sie musste Schmerzen haben und biss auf Biegen und Brechen die Zähne zusammen, um es sich nicht anmerken zu lassen. „Möchtest du dich setzen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Besser nicht, ich komm sonst nicht wieder hoch.“
Das mochte ein Grund sein, doch er tippte eher, dass sie nicht noch dichter in die Nähe des Verletzten kommen wollte, der neben ihnen lag.
„Dann stütz dich wenigstens wieder an mir ab.“
Quinn drehte sich und lehnte ihre Schultern an seine Brust. Er schob die Arme unter ihren entlang nach vorn und legte seine Hände übereinander. Ihre direkte Nähe machte ihn nun doch konfus. Er wollte sie gern fester an sich drücken, seine Lippen an ihrem Ohrläppchen
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