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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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wurden. In der gleichen Nische
     stand auch ein jugendlicher, tanzender Lar, Schutzgott des Hauses. Meistens werden sie als Zwillinge gedacht. Solche Lararien
     gab es meist mehrfach in einem Haus, um alle Räume unter ihren Schutz zu stellen, in diesem Haus einer im Atrium, den im Peristyl
     und einen in der Küche. Man brachte den Lares tägliche Speiseopfer dar.
    In eine der anderen Nischen (15) gehört der namengebende Menander, ihm gegenüber war wohl Euripides abgebildet. Theatermasken
     verweisen zusätzlich auf ein lebhaftes Interesse des Sabinus am griechischen Theater. Für einen gebildeten Römer war es selbstverständlich,
     dass er zweisprachig mit Latein und Griechisch aufwuchs.
    Pompeji verfügte über zwei Theater und stand mit szenischen Aufführungen ganz in der griechischen Tradition. Allerdings wurde
     das zweite kleinere und gedeckte Theater von römischen Kolonisten eingerichtet und in Latein bespielt. Größter Beliebtheit
     bei allen Bevölkerungsgruppen erfreute sich das Amphitheater, wo Circusspiele stattfanden. Wollte man in Pompeji zum
duumvir
(einem der beiden Bürgermeister) gewählt werden, war es äußerst hilfreich, Spiele zu stiften. Eine Inschrift lautet:
     
    Im ersten Duumvirat bei Spielen zu Ehren des Apollo auf dem Forum einen Festzug (pompa), Stiere, Stierkämpfer, Banderilleros,
     drei Paar Stecher, römische Boxstaffeln und griechische Spiele mit vollständiger Solistenkapelle und allen Pantomimen … und
     10   000 Sesterzen an die Stadt für das Duumvirat.
    (Inschrift CIL X 1074d)
     
    Kehren wir in unser Haus zurück. Das letzte Zimmer (16) in diesem Trakt war angelegt wie ein typisches Schlafzimmer: In überwölbten
     Nischen standen zwei Betten, davor war wie ein ,Bettvorleger‘ ein Mosaik eingelegt und mit Flechtband verziert. Passend zum
     Sujet stellt es eine Liebesszene zwischen einem Satyr und einer Nymphe dar. Im Zuge der Umbauarbeiten sollte dieser Raum zu
     einer Bibliothek mit Regalen an drei Wänden umgestaltet werden.
    Links vorbei an diesem Zimmer führte eine schmale Rampe in den Wirtschafts- und Bedienstetentrakt, vorbei an einigen Lagerräumen
     (17, 17a und b), in denen Amphoren abgelegt waren. Ihre Aufschriften halten |196| fest, was sie einst enthielten und woher sie kamen: eine besondere Honigart, Sorrentiner Wein, Essig aus Alexandria. Weitere
     Amphoren im Stall (18) bezeugen mit ihren Aufschriften den guten Geschmack des Hausherrn, z. B. Trockenbeerauslese aus Rhodos
     (
vinum passum Rhodium
) oder Fischsoße erster Klasse (
liquamen flos primum
). Pompeji war berühmt für seine ausgezeichnete Fischsoße,
garum
genannt, die man zum Würzen der Speisen verwendete. Insgesamt fand man im Haus siebzig Amphoren, davon dreißig leere.
    Diese Tatsache und die weiteren Funde im Hof (19) mit eigener Einfahrt (IV), dem Stall und der Remise erhellen, womit in diesem
     Haus Geld verdient wurde, nämlich den Produkten von einem oder mehreren Landgütern aus der Umgebung. Sie wurden offensichtlich
     hier für den Verkauf zwischengelagert. Für den Transport setzte man Wagen, aber auch Lasttiere ein. Darauf deuten die Metallreste
     eines zweirädrigen Karren (
cisium
), Zaumzeug, Gehänge und Fibeln aus Bronze, eine Tränke und ein Fresstrog hin. Die Zugtiere konnten Lasttiere nicht ersetzen,
     da in fast allen römischen Städten ein Fahrverbot bei Tag bestand. Dies entlastete den ohnehin schon lebhaften Verkehr in
     den Geschäftsstraßen.
    Für die städtischen Eliten, aber auch allgemein für die römische Nobilität, deren politische Funktionen ehrenamtlich wahrgenommen
     wurden, galt vom Selbstverständnis her als einzig standesgemäße Verdienstmöglichkeit der Ertrag aus der Landwirtschaft. Bei
     den in der Kaiserzeit gewachsenen Repräsentationsansprüchen war das Streben nach Rentabilität unerlässlich. Deshalb ließ man
     ein Minimum an Sklaven unter der Leitung eines unfreien Gutsverwalters (
vilicus
) arbeiten, damit sie das ganze Jahr über beschäftigt waren. Nur zur Erntezeit setzte man Tagelöhner ein oder verkaufte die
     Ernte vom Feld. Darüber hinaus spezialisierte man sich auf ertragreiche Produkte wie Oliven und Wein. Lediglich in der Nähe
     einer Stadt wie in unserem Fall lohnte sich auch der zusätzliche Anbau von Gemüse, Weizen, Obst und Blumen. Blumenbindereien
     hatten einen guten Absatz mit Girlanden für öffentliche Gebäude und Kränzen für private Feste.
    In einer so fruchtbaren Umgebung wie die in Kampanien wird man Schaf

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