Hoehepunkte der Antike
Ermordung seines Vaters Philipp II. auf
den makedonischen Thron gelangt – den Thron eines Landes, nach dem noch gut drei Jahrzehnte zuvor kein Hahn gekräht hatte.
Doch Philipp II. hatte es innerhalb von nicht einmal zwanzig Jahren geschafft, aus dem für die Griechen hinterwäldlerischen
Reich im Norden, dessen Bewohner sie eher für Barbaren hielten, einen straff organisierten ,Staat‘ zu machen. Er beseitigte
äußere und innere Feinde durch Gewalt oder diplomatische Einbindung |73| und wurde so schließlich zu einer Bedrohung und Macht, mit der man im östlichen Mittelmeerraum zu rechnen hatte. Nach mehreren
Einmischungen in innergriechische Verhältnisse ließ sich der offene Konflikt mit der Seemacht Athen nicht mehr vermeiden –
zumal in Athen der Redner Demosthenes zum Kampf gegen den Feind aus dem Norden aufgerufen hatte. Athen und der Hellenische
Bund, in dem sich die Gegner Philipps zusammengefunden hatten, trafen am 2. August 338 v. Chr. in der Schlacht bei Chaironeia
auf den starken Makedonenkönig. Nach der vernichtenden Niederlage der Hellenen, zu der in nicht unbeträchtlichem Maße der
junge Sohn des Königs beigetragen hatte, sollte Hellas bis ins 19. Jahrhundert nie wieder frei von Fremdherrschaft sein. Philipp
begründete in Korinth den so genannten Korinthischen Bund, dem alle Hellenen mit Ausnahme der Spartaner angehörten. Als Hegemon
(Bundesfeldherr) ließ er sich dann mit einem Feldzug gegen die Perser betrauen. Während der Vorbereitungen zu diesem wurde
er völlig unerwartet auf der Hochzeitsfeier seiner Tochter ermordet. In dieser Situation war es wichtig, schnell und beherzt
zu handeln, um das Geschaffene zu sichern. Und das tat der junge Alexander: Er entledigte sich in Windeseile der anderen Anwärter
auf den makedonischen Thron und verlor keine Zeit, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. So ließ er sich wie dieser zum
Führer des Thessalischen Bundes, des nächsten Nachbarn Makedoniens, und zum Hegemon des Korinthischen Bundes ernennen. Sein
nächstes Ziel musste die Sicherung der Gebiete im Norden sein, wo es sofort nach Philipps Tod zu Unruhen gekommen war. Dann
zeigte sich, wie unsicher die Hegemonie über Hellas noch war: Als das Gerücht auf kam, der neue König Alexander sei in Illyrien
gefallen, da schöpfte man in Hellas wieder Hoffnung, die verhasste Fremdherrschaft abzuschütteln. Doch der Makedone strafte
dieses Gerücht Lügen – er beendete erfolgreich seine Kämpfe im Norden und zog in Eilmärschen nach Griechenland, das mit Ausnahme
der alten Stadt Theben sofort jegliches Aufstandgebaren einstellte. Es sollte die erste der vier bedeutendsten Städte von
Hellas sein, die vollständig zerstört wurde und sich davon nie wieder erholte. Nun war Griechenland endgültig befriedet, und
Alexander konnte sich dem Projekt widmen, das schon sein Vater begonnen hatte – einem Feldzug gegen das Reich der Perser.
Im Frühjahr 334 v. Chr. überschritt er den Hellespont und begann damit ein Unternehmen, von dem er selbst noch nicht ahnen
konnte, das es |74| ihn bis an die Grenzen der
oikumene
, der bis dahin bekannten Welt, bringen und ihn als Alexander den Großen, den Eroberer und Weltenherrscher, in die Geschichte
eingehen lassen würde.
Für die Perser sah alles zunächst einmal nach einem Beutezug aus, der sich genauso schnell würde abwehren lassen wie die Vorhut
unter Philipp zwei Jahre zuvor. Sie konnten natürlich nicht wissen, wer da auf sie zukam. Deshalb kann man es dem Perserkönig
auch nicht als Fehler anlasten, dass er Alexander nicht sofort mit einem großen Heer entgegenzog. Schließlich war das Abwehren
fremder Eindringlinge in erster Linie Aufgabe der Satrapen, der persischen Statthalter in den betroffenen Gebieten. Und dass
man die Makedonen erst ins Land hereinließ, war Teil der persischen Verteidigungsstrategie: Das Perserreich war groß; jeder
Gegner würde sich darin aufreiben. Womit die Perser jedoch nicht rechnen konnten, war ein junger König, der sich selbst und
vor allem seinem Heer, das noch stark von seinem Vater geprägt war, beweisen musste, was in ihm steckte und der tollkühn genug
war, sich in Situationen zu begeben, die ein älterer und erfahrener Feldherr vielleicht gemieden hätte. Genau diese Unberechenbarkeit
war es, die Alexander so ungemein gefährlich machte. Nicht zuletzt half ihm aber auch eine große Portion Glück, mehr als einmal
hätte eine der folgenden
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