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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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vermutlich der Tempelaristokratie (den Sadduzäern)
     die Möglichkeit, gegen Jesus einzuschreiten. Eine Aktion gegen den Tempel war seit der Zeit des Propheten Jeremia ein Sakrileg.
    Alle vier Evangelisten berichten von einer Aktion Jesu im Jerusalemer Tempel. Nach den Synoptikern fand sie als Auftakt zur
     letzten Woche Jesu in Jerusalem statt (Markus 11,15ff und Parallelen). Johannes hat sie generell an den Anfang des Auftretens
     Jesu gesetzt (Johannes 2,13–22) und ihr damit einen programmatischen Charakter verliehen, der über der gesamten Wirksamkeit
     Jesu stehen soll. Historisch wahrscheinlicher ist hier die zeitliche Einordnung, wie sie die Synoptiker vornehmen.
    Bei Johannes ist die Tempelaktion mit dem so genannten Tempelwort verbunden, das den Abbruch des alten Tempels zum Inhalt
     hatte (Johannes 2,19). Dieses Tempelwort wird bei Markus und Matthäus im Rahmen des Prozesses und der Kreuzigung Jesu überliefert
     (Markus 14,58; 15,29; Matthäus 26,61; 27,40). Lukas hat das Tempelwort ausgelassen. Er berichtet jedoch in Apostelgeschichte
     6,14 von einem dem Stephanus in den Mund gelegten Ausspruch, der dem Tempelwort sehr ähnlich ist und sich auf eine Aussage
     Jesu bezieht.
    Mit diesem Befund sind folgende Fragen verbunden: Welche Beziehung besteht ursprünglich zwischen Tempelaktion und Tempelwort? |115| Was ist der ursprüngliche Sinn der Aktion am Tempel? Was ist der ursprüngliche Sinn des Tempelwortes?
    Der historische Kern der Tempelaktion findet sich in Markus 11,15– 16.18a.28–33 und führt ins Leben des irdischen Jesus zurück.
     Am ehesten ist seine Aktion im Sinn einer prophetischen Zeichenhandlung zu verstehen, die vollzieht, was sie sagt. Jesus verhindert
     mit seinem Tun einen geregelten Kult, zu dessen Vollzug Opfertiere und das Wechseln von römischem Geld in am Tempel gültige
     Währung zum Kauf dieser Opfertiere nötig war. Inhaltlich geht es weder um eine Kultusreform noch um die Abschaffung des Tempelkultes
     zugunsten einer Spiritualisierung der Vollzüge, sondern um dessen endzeitliche Vollendung und Überbietung, weil die Gottesherrschaft
     sich jetzt vollzieht. Der alttestamentliche Bezug dazu findet sich in Sacharja 14,20f. Dort kommt die Vorstellung zum Ausdruck,
     dass die Heiligkeit des Tempels am Ende der Zeit auf die ganze Stadt übergreift und es keine Händler und Wechsler mehr am
     Tempel zu geben braucht. Dies bedeutet, dass Jesu Handlung endzeitlich (eschatologisch) motiviert ist. De facto verunmöglicht
     Jesus den Kult, jedoch nicht, um einen kultlosen Gottesdienst einzuläuten, sondern um die Endzeit anzusagen.
    Das Tempelwort hat seinen ursprünglichen Ort im Zusammenhang dieser Aktion. Dies wird bei Johannes richtig auf bewahrt. Seine
     ursprüngliche Form ist nur schwer zu rekonstruieren. In etwa könnte es so gelautet haben: „Dieser Tempel wird zerstört und
     ein anderer/neuer wird errichtet werden.“ Die passivische Formulierung weist auf ein Handeln Gottes hin. Wie bei der Tempelaktion
     so ist auch beim Tempelwort der eschatologische Horizont entscheidend. Jesu Wort zielt auf die Ankündigung der endzeitlichen
     Ablösung und Überbietung des Tempels durch eine neue Stätte der Heilsgegenwart Gottes. Die im Anschluss daran gestellte Frage,
     aus welcher Vollmacht Jesus so handle und rede, zeigt, dass sein Verhalten als unerhört und als Störung der öffentlichen Ordnung
     verstanden wurde.
     
     
    Der Passionsbericht – ein besonderer „Höhepunkt“
     
    Der älteste Passionsbericht findet sich in Markus 14,1f.10.32–16,8, wo fortlaufend die Ereignisse der letzten Nacht bis zur
     Hinrichtung und Auffindung des leeren Grabes erzählt werden. Markus konnte bei seiner |116| Darstellung bereits eine Quelle verarbeiten. Die rechtsgeschichtlichen Probleme des Prozesses Jesu sind vielfältig. Es muss
     unterschieden werden zwischen der Verhandlung vor dem Hohen Rat (Synhedrium), in der das jüdische Recht, wie es später in
     der Mischna kodifiziert wurde, gültig war, und dem Prozess vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus, in der römisches
     Recht galt. Die heute bei Markus gebotene Darstellung steht in großer Spannung zum jüdischen Prozessrecht, wonach es bei Kapitalprozessen
     keine Nachtsitzung des Hohen Rates geben darf, wonach zwischen Beweisaufnahme und Urteilsverkündung mindestens eine Nacht
     liegen muss und wonach kein Prozess an einem Feiertag oder am Vortag eines Feiertages stattfinden darf. Der Evangelist Johannes
     berichtet

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