Hoehepunkte der Antike
militärischstrategische Bedeutung war anfänglich
groß, sie galten als
propugnacula
(Bollwerke) Roms in Italien (z. B. Sutrium im Faliskergebiet; Luceria, Venusia, Paestum und Benevent um Samnium).
Conubium
(= die Fähigkeit, eine voll rechtsgültige Ehe mit einem römischen Bürger bzw. einer römischen Bürgerin einzugehen) und
commercium
(= die Fähigkeit, rechtsgültige Handelsgeschäfte unter römischem Recht abzuschließen) verbanden die Siedler mit Rom, das häufig
die eigentliche Heimatstadt war und wohin sie auch zurückkehren konnten (
ius migrandi
). Zum Kriegsdienst waren sie verpflichtet. Beide Arten von Kolonien bildeten ein wichtiges soziales Ventil für die Metropole,
die sich so ihrer stetig zunehmenden landlosen Schichten entledigte.
Ein Großteil des eroberten Gebietes, rund drei Viertel, wurde durch bilaterale Verträge mit den Unterworfenen abgesichert,
die formal eigenständig blieben. Es ist dies das so genannte Bundesgenossen- bzw. Foedussystem. Die Alliierten bzw.
socii
behielten ihre eigene Staatsbürgerschaft und innere Autonomie (Sprache, Verwaltung, Religion, Rechtssprechung), verloren aber
ihre außenpolitische und militärische Selbständigkeit. Je nach den Umständen der Unterwerfung gab es Abstufungen in den Konditionen.
Interne Streitigkeiten entschied Rom häufig im Sinne der lokalen Aristokratie. Untereinander standen die
socii
in keiner Verbindung, weshalb auch nicht von einem Bund gesprochen werden kann. Rom übernahm den Schutz und verpflichtete
die Bundesgenossen zur Heeresfolge bei seinen Kriegen (Soldaten in derselben Anzahl wie Rom und Sachleistungen). Damit verfügte
die Hegemonialmacht Rom über ein riesiges militärisch nutzbares Menschenreservoir (nach Schätzungen im 3. Jahrhundert v. Chr.
über 150
foedera
mit rund 360 000 wehrfähigen
socii
), war mit dessen Verwaltung und Erhaltung aber nicht sonderlich belastet. Es ist dieses System, das die ständige Kriegsführung
erst erlaubte. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich das fehlende römische Bürgerrecht dann zunehmend zum Nachteil
für die Alliierten.
In der Stadt Rom nahm die Zahl der Einwohner stetig zu, deren Anzahl |136| um 270 v. Chr. auf ungefähr 90 000 geschätzt wird. Der städtische Ausbau erlebte ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. einen deutlich Aufschwung, wie die so genannte
Servianische Stadtmauer und zahlreiche neue Tempelbauten besonders zwischen dem späten 4. und frühen 3. Jahrhundert v. Chr.
zeigen. Häufig wurden sie aus der Beute bzw. den Tributzahlungen unterworfener Völkerschaften finanziert. Auf kulturellem
Gebiet verstärkte sich der griechische Einfluss. Erste geprägte Bronze- und dann Silbermünzen ließ Rom im ausgehenden 4. Jahrhundert
v. Chr. in griechischen Münzwerkstätten in Kampanien herstellen. Kriegsbedingte Massenversklavungen erhöhten die Zahl der
Sklaven. Zur Versorgung der Bevölkerung Roms waren regelmäßige Nahrungsmittel-, besonders Getreideimporte aus Etrurien, Inneritalien
und Kampanien notwendig. Den Tiberverkehr sicherte ab der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. ein Militärlager (
castrum
) an der Flussmündung bei Ostia. Im Jahr 312 v. Chr. entstand unter dem Zensor Appius Claudius Caecus die erste große Wasserleitung
Roms (
Aqua Appia
). Ebenfalls 312 v. Chr. wurde die erste feste Überlandstraße gebaut – die Via Appia von Rom nach Capua. Weitere Straßen zur
militärischen, im Endeffekt aber auch wirtschaftlichen Erschließung der eroberten Gebiete folgten im 3. Jahrhundert v. Chr.
Rom war nun bereit, die Grenzen Festlanditaliens zu überschreiten und in die Großmachtpolitik des westlichen Mittelmeerraumes
einzusteigen.
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|137| Über die Alpen: Hannibals Elefantenzug
KLAUS GEUS
Hannibal – es ist nicht viel, was wir über eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Antike wissen. Schon damals war relativ
wenig über den berühmtesten Sohn Karthagos bekannt. Das Wenige müssen wir mühsam aus den Werken der Griechen und Römer – den
geschworenen Feinden der Karthager – herausfiltern. Außerdem stammen unsere Quellen aus einer teilweise sehr viel späteren
Zeit, in der das Porträt Hannibals (247–184 v. Chr.) schon mit zahlreichen Legenden überwuchert war. Etwa 200 Jahre nach seinem
Tod zeichnete ein römischer Historiker folgendes Bild von ihm:
Ein Höchstmaß an Kühnheit bewies er, wo es galt, Gefahren aufzusuchen, ein Höchstmaß an Klugheit, wenn er sich mitten
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