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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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beendete eine Verlagerung des Imperiums nach Osten,
     die Pompeius eingeleitet hatte. Zugleich schuf die Romanisierung Frankreichs und in der Konsequenz die Einrichtung der britannischen
     und germanischen Provinzen die Voraussetzungen für eine gemeinsame europäische Sprache und Kultur.
    Der Ort der letzten Schlacht, Alesia (Alise-Sainte-Reine) wurde in der späten Kaiserzeit aufgegeben und blieb lange unentdeckt,
     doch nun |162| ziert ihn eine Statue des Vercingetorix. Auf wirkliche Genugtuung musste der Gallier allerdings mehr als zweitausend Jahre
     warten. Sie kam nicht von Heimatforschern, Historikern, Archäologen oder vaterländischen Vereinen. Es genügten ein Texter
     und ein Zeichner, um Caesar den Nimbus der Unbesiegbarkeit zu nehmen: Goscinny und Uderzo.

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    |163| Das ewige Rom: Der Prinzipat des Augustus
    HEINRICH SCHLANGE-SCHÖNINGEN
     
    Während in den Jahrhunderten der römischen Republik das Kapitol mit dem Tempel der Staatsgötter Jupiter, Juno und Minerva
     den wichtigsten religiösen Bezugspunkt für die Römer darstellte, kam unter Augustus der Palatin als neuer „Höhepunkt“ in der
     Stadtlandschaft hinzu. Die Bauwerke, die hier errichtet wurden, kündeten von den tief greifenden Veränderungen, die Rom unter
     seinem ersten Kaiser erfuhr. Auf dem Palatin befand sich nicht nur das recht bescheidene Wohnhaus des Herrschers, sondern
     in direkter Nachbarschaft ein von Augustus für Apollon errichteter Tempel, der zu den schönsten Bauwerken der Stadt zählte.
     Wertvoller Marmor aus Carrara war verbaut, großartige Werke der griechischen Kunst waren nach Rom gebracht worden, um den
     Tempel zu vervollkommnen, dessen Glanz auf seinen Erbauer abfärben sollte. Ein prunkloses Domizil für den mächtigsten Mann
     im römischen Reich und in allernächster Nähe dazu ein überaus prächtiger Tempel für seinen persönlichen Schutzgott Apollon
     – eine solche Bebauung des Palatins erscheint auf den ersten Blick widersprüchlich und bietet doch den Schlüssel zum Verständnis
     der augusteischen Herrschaft.
     
     
    Der Erste unter Gleichen
     
    Augustus hatte aus der Ermordung seines Adoptivvaters Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. die Lehre gezogen, dass eine
     zu offene Zurschaustellung der Macht, die er mit der Beseitigung der Caesarmörder Cassius und Brutus und zuletzt seines früheren
     Partners Antonius gewonnen hatte, die römische Aristokratie zum Widerstand gegen ihn führen würde, und so suchte er nach einer
     Form der Alleinherrschaft, in der seine eigene Person nicht zu weit über die aristokratischen Standesgenossen herausragen
     würde. Augustus verzichtete deshalb darauf, sich als „neuen Romulus“ feiern zu lassen. Zwar verband sich mit dem mythischen |164| Stadtgründer Romulus der Anfang der Erfolgsgeschichte, die Rom schließlich zur größten Macht der Antike werden ließ, doch
     ein zweiter, für das Selbstverständnis Roms wichtiger Mythos erzählte von der Befreiungstat eines früheren Brutus, dem die
     Vertreibung des etruskischen Königs Tarquinius Superbus und die Gründung der Republik zugeschrieben wurde. Augustus wollte
     deshalb nicht als ein neuer König auftreten. Auch eine religiöse Überhöhung, die aus Augustus einen Gott gemacht hätte, war
     mit dem traditionellen politischen Selbstverständnis der Römer als einer Gemeinschaft gleichberechtigter Bürger unvereinbar.
     Die Lösung, die Augustus für die Gestaltung seiner Macht fand, bestand in einem Kompromiss mit dem Senat, der an der Herrschaft
     über das römische Reich beteiligt wurde und dessen Mitglieder viele der wichtigsten Positionen bis hin zum Konsulat bekleiden
     konnten, während der Kaiser als Prinzeps, d. h. als „erster Mann“, auftrat, der aufgrund seiner besonderen Erfolge und der
     daraus abgeleiteten Autorität die Führungsstellung im Staat einnahm.
    Es entsprach dieser von Augustus über viele Jahre fortentwickelten und nachdrücklich propagierten Positionsbestimmung, dass
     er mit seiner Frau Livia in einem Haus auf dem Palatin wohnte, das an Größe und Bauschmuck weit hinter dem zurückblieb, was
     in den Häusern anderer römischer Aristokraten zu bewundern war. So hatte das Haus auf dem Palatin nur wenige Räume, und Marmor
     war hier nur in geringer Menge verwendet worden. Doch dies war nur die eine Seite dessen, was auf dem Palatin sichtbar wurde,
     ein Wesenszug also auch nur der augusteischen Herrschaftsform. Denn es war doch der Wunsch der Götter gewesen,

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