Hoehepunkte der Antike
ihn erwarten sollte. Zunächst suchte er das
Eroberte weiter zu sichern. Dazu erfand er die Rheingrenze. Antike Geographen betrachteten die Germanen nur als Untergruppe
der Kelten. Caesar aber schied sie kulturell, politisch und ethnisch von den Galliern, stempelte damit Ariovist zum Eroberer
und suggerierte dem römischen Publikum, Gallien sei ein abgeschlossenes Territorium und vorgeschobenes Bollwerk gegen germanischen
Furor. Zwei Rheinübergänge sollten römische Macht demonstrieren und ihn präventiv dämpfen. Im Westen liefen die Planungen
bereits über Gallien hinaus: Zwei Invasionen in Britannien 55 und 54 v. Chr. erkundeten ein neues Ziel für Eroberungen. Die
Expeditionen erwiesen sich aber als Fehlschlag. Das armselige, kümmerlich lebende Volk der Britannier besaß nichts, was des
Mitnehmens wert gewesen sein, befand der Biograph Plutarch (
Caesar
23). Die Eroberung Britanniens wurde auf unabsehbare Zeit von der römischen Tagesordnung gestrichen.
Der gallische Aufstand
Die Besetzung Galliens hatte das Land in Gewinner und Verlierer gespalten. Caesar privilegierte Völker, von denen er hoffte,
sie würden loyal zu Rom stehen, und bestrafte andere, von denen er Widerstand befürchtete. Er nutzte Streitigkeiten in und
zwischen den einzelnen Stämmen aus, um sich durch gezielte Parteinahme eine loyale Klientel zu sichern. In den Machtkämpfen
zwischen Stammesoligarchien und einzelnen Usurpatoren diente er sich dem herrschenden Adel an: Rom garantiere die bestehende
Ordnung, langfristig verspreche der römische Frieden eine Stabilisierung der Lage und ein Auf blühen des Handels. Zu denen,
die nicht von Rom profitierten, gehörten die keltischen Priester. Zunehmende Verweltlichung drängte den politischen Einfluss
der Druiden zurück, mit der nachlassenden Autorität schwanden die Privilegien. Für die Masse der Bevölkerung war die Romanisierung
ein ungedeckter |159| Wechsel auf die Zukunft. Seit 58 v. Chr. musste das Land nicht nur die eigene Bevölkerung ernähren. Schon 57 v. Chr. standen
acht Legionen in Gallien, 53 v. Chr. wuchs die Zahl auf zehn. Hilfstruppen und Reiterei ergänzten die Legionen, neben den
Legionären gab es Trossknechte und Treiber. Das Heer benötigte Last- und Zugtiere. An einem durchschnittlichen Kriegstag des
Jahres 52 v. Chr. verzehrte das römische Heer, Mensch und Tier, etwa 90 Tonnen Weizen und 35 Tonnen Gerste. So starben die
meisten Gallier nicht im Kampf, sie verhungerten oder erfroren, nachdem die römischen Truppen die Ernten beschlagnahmt und
Städte, Dörfer und Gehöfte niedergebrannt hatten. Gründe für einen Aufstand gegen die römische Besatzung waren leicht zu sehen,
doch Caesar erkannte die Vorzeichen zu spät. Der Beginn des Aufstandes (
tumultus ac defectio
) traf ihn unvorbereitet. Im Herbst 54 v. Chr. griffen die Eburonen, ein belgisches Volk an der Maas, ein Winterlager an.
15 Kohorten wurden vernichtet, ehe Caesar zu Hilfe kommen konnte. Zum ersten Mal verbrachte er den Winter in Gallien und nicht
in seiner oberitalienischen Provinz. Gegen die Guerilla-Taktik des Eburonenfürsten Ambiorix fand Caesar nur schwer eine Strategie.
Das Jahr 53 v.Chr. verging mit Kämpfen gegen die Germanen und der Jagd nach Ambiorix. Er entkam, doch das Land schien Ende
53 v. Chr. wieder befriedet.
Das siebte und letzte Buch eröffnet Caesar mit einem Ablativ des Irrens:
Quieta Gallia
. Gallien war aber keineswegs ruhig, und wenn doch, hielt diese Ruhe nicht lange vor. Die Erbitterung über die römische Herrschaft
war allgemein geworden. Es bedurfte nur eines Signals, und dieses kam von außen.
Anfang Januar war auf der Via Appia der ehemalige Volkstribun Publius Clodius Pulcher, wie Caesar ein popularer Politiker,
ermordet worden. In Rom herrschte Anarchie. Anhänger des Clodius brannten das Senatsgebäude nieder, viele Senatoren flohen
aus der Stadt. Die Nachrichten von den Wirren erreichten schon bald Gallien. Caesars Position in Rom war gefährdet und so
glaubten die Aufständischen, er könne nicht so bald zu seinem Heer zurückkehren. Zunächst berieten sich die Verschwörer noch
heimlich in Verstecken und entlegenen Waldgegenden, doch die Rebellion breitete sich schnell aus. Das Jahr 52 v. Chr. wurde
das blutigste Jahr der gallischen Geschichte. Caesar stand nach eigenem Bekunden kurz vor einer Aufgabe; das, was er als sein
Lebenswerk betrachtete, schien binnen weniger Wochen
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