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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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vernichtet.
    |160| Der Aufstand war komplex und über das ganze Land verbreitet. Caesar vereinfacht die Darstellung, indem er ihn in der Person
     des Arvernerfürsten Vercingetorix personalisiert. Wie ohne die
Annalen
des Tacitus kein Arminius denkbar ist, so schaffen erst die
Commentarii
den nationalen Helden, dem das Frankreich des 19. Jahrhunderts Denkmäler setzte. Vercingetorix wird bereits bei Caesar zum
     Symbol des Kampfes um Gallien, seine Niederlage und sein Tod stehen für die Unterwerfung des Landes. Der Autor des
Gallischen Krieges
wird überraschend zum Biographen, um den Lesern die Gefährlichkeit des Feindes zu enthüllen. Eine kurze Skizze über das Leben
     des Vercingetorix gipfelt in Vorwürfen, die in gedrängter Form Macht, Entschlossenheit und Grausamkeit des Gegners zeigen:
     „Höchsten Eifer verband er mit größter Strenge. Durch Härte der Strafe nötigte er Zögernde. Denn bei einem größeren Vergehen
     ließ er die Übeltäter durch Feuer oder ähnliche Martern qualvoll töten. Bei leichterem Anlass ließ er ihnen die Ohren abschneiden
     oder ein Auge ausstechen“ (7,4,9–10). Später kam noch die Anschuldigung des Kannibalismus hinzu (7,77,12). Im Jahr 52 v. Chr.
     zeigte Caesar nicht nur auf dem Schlachtfeld Härte.
    Vercingetorix bekam bereits in der Anfangsphase den Oberbefehl über die Aufständischen. Sein Ansehen erreichte einen Höhepunkt,
     als er auf einem Landtag in Bibracte von allen gallischen Völkern ohne Gegenstimme als Imperator, wie es Caesar in lateinischer
     Begriff lichkeit ausdrückt, anerkannt wurde. Trotz der auch vom Gegner anerkannten Fähigkeiten als Feldherr waren seine Möglichkeiten
     aber begrenzt. Die gallische Koalition mit ihren heterogenen, nicht aufeinander abgestimmten Truppenteilen befand sich gegen
     die römischen Besatzer von vornherein im Nachteil. Sie konnte gegen die nach sechs Kriegsjahren kampf bewährten Legionen keine
     offene Feldschlacht wagen und sie konnte die gallischen Städte nur schwer gegen die überlegene Belagerungstechnik Caesars
     schützen. Der Kriegsplan, den Vercingetorix vorschlug, war alt und erprobt, doch in dem ausgeplünderten Gallien höchst zwiespältig.
     Mit der Taktik der verbrannten Erde wollte er die Römer an der Verproviantierung hindern, sie damit zum Rückzug bewegen oder
     sie zumindest dazu zwingen, sich zur Futter- und Lebensmittelrequirierung in einzelne kleinere Verbände zu zerstreuen, gegen
     die aus dem Hinterhalt operiert werden konnte. Der Aufstand nahm einen verheißungsvollen Verlauf. Caesar scheiterte beim Versuch,
     Gergovia, |161| den Hauptort der Arverner, zu erobern. Gleichzeitig fielen auch die Häduer, das vom römischen Statthalter bevorzugte Mustervolk,
     von Rom ab. Sein viel beschworenes Glück schien Caesar zu verlassen. Er befand sich in einer verzweifelten Lage. Schon orientierte
     er sich in Richtung römische Provinz, als ein voreiliger Angriff des Gegners ihn wieder in die Offensive brachte. Nach einer
     Niederlage der Reiterei zog sich Vercingetorix mit 80   000 Mann nach Alesia zurück, einer Stadt auf einem von zwei Flüssen geschützten Hügel. Die Schlacht um Alesia wurde zum großen
     Showdown des Krieges, zumindest hat sie Caesar so geschildert. Er versuchte nicht, den Hügel zu stürmen, sondern umgab ihn
     mit einem zehn Meilen langen Wall. Gegen das zu erwartende gallische Entsatzheer schützte er sich mit weiteren Erdanlagen,
     Wassergräben, Mauern und Türmen. Kurz bevor Hunger die Belagerten zur Kapitulation zwang, erschien das Entsatzheer in Alesia.
     Caesar wehrte die Angriffe ab und zwang die Gallier zur Flucht. Damit war auch das Schicksal des Vercingetorix besiegelt.
     Die Eingeschlossenen von Alesia legten die Waffen nieder. Caesar schildert seine größte Stunde in der ihm eigenen unterkühlten
     Art: „Zu Caesar wurden Gesandte geschickt. Er befahl, die Waffen auszuliefern, die Fürsten ihm vorzuführen. Er selbst nahm
     auf dem Wall vor dem Lager Platz. Die Führer wurden dorthin geführt. Vercingetorix wurde ausgeliefert. Die Waffen wurden gestreckt“
     (7,89,3–4).
     
     
    Vercingetorix redivivus
     
    Der Gallische Krieg war der letzte Eroberungskrieg der römischen Republik gewesen, die Kriege, die Caesar noch führte, waren
     Kriege gegen die eigenen Bürger. Das Kapitol verlor den Schrecken, den es für die Nachbarn Roms als Symbol von Macht und Herrschaftswillkür
     gehabt hatte. Die Eroberung Galliens aber veränderte Rom und Europa. Sie

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