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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Nachtisch servierte man Obst, Oliven und Käse. Bei Gastmählern kamen aufwändigere Fisch-
     und Fleischgerichte dazu. Die Römer des ersten vor- und des ersten nachchristlichen Jahrhunderts verstanden es bei solchen
     Gelegenheiten, einen kostspieligen Kult mit importierten Genüssen zu treiben, der dem unseren heute gleich kommt. Dabei wurde
     zuweilen ein solcher Aufwand betrieben, dass so genannte Luxusgesetze notwendig wurden, z. B. ein Julisches Gesetz unter Augustus,
     das bestimmte, an Werktagen nicht mehr als 200 Sesterzen auszugeben. An den Kalenden, Iden und Nonen und anderen Feiertagen
     waren immerhin 1000 Sesterzen für eine Mahlzeit möglich. Zum Vergleich: Ein Scheffel (
modius
, etwa 8,75 l) Getreide kostete drei bis vier Sesterzen.
    Quintus Poppaeus Sabinus verfügte über das größte
triclinium
(5) in Pompeji mit 87,5 Quadratmeter und einer Höhe von acht Meter, das sich nach Westen hin öffnete. Vermutlich wird er sich
     im Winter mehr in der Stadt aufgehalten haben. Hierher gehörte auch die bronzeverzierte Liege, die man im
tablinum
fand, wo sie wegen der Bauarbeiten dort abgestellt worden war. Sie besteht aus einem mit Bronzebeschlägen besetzten, hölzernen
     Rahmen, der auf stark profilierten Bronzepfosten ruht. Der vordere Teil der Rückenlehne ist mit Figurenschmuck versehen: einer
     Silensbüste, einem geflügelten Eros mit einer Ente in der Hand und einer vollplastischen Herkulesfigur. Drei solcher Liegen
     wurden von maximal neun Personen eingenommen, wobei die Abfolge nicht dem Zufall überlassen blieb. Ehrengast und Hausherr
     nahmen die zum Gespräch günstigste Position ein. Serviert wurde von vorne und alles musste in handgerechte Stücke geschnitten
     sein, da nur eine Hand zur Verfügung stand. Mit der anderen stützte man sich beim Liegen ab.
    |192| Zeichnete sich das große Speisezimmer durch besondere Pracht aus, so charakterisierte das Frühjahrs- und
Herbst- triclinium
(6) eine besondere Eleganz und zeugte zugleich vom Humor des
dominus.
Es verfügte über außerordentlich feine Malereien aus der ersten Phase des so genannten Vierten Stils: in Ranken schwebende
     Eroten, ovale Medaillons mit Porträts im Profil, umgeben von Sphingen, Zweigen mit Vögeln, dazwischen Musikinstrumente. Zu
     einer gepflegten Einladung gehörten auch Musik, Tänze und Rezitationen. Den Fußboden zierte ein Mosaikteppich mit Szenen des
     angenehmen Lebens am Nil. Ein weiteres zum Westen hin orientiertes
triclinium
(7) könnte der Familie gedient haben. In dem benachbarten Raum (8) fand man einige Weinamphoren.
    Die Gerichte wurden in einer kleinen Küche (9) im Westen des Hauses abseits des Wohntraktes zubereitet. Dadurch gab es im
     Haus keine Geruchsbelästigung. Im Untergeschoss befand sich ein kleiner Nutzgarten für Gemüse und Kräuter, denn die Römer
     liebten stark gewürzte Speisen. Um die Abwässer zu nutzen, lag in der Nähe der Küche immer die Latrine (10). Ein schmaler
     Korridor (M) stellte die Verbindung zwischen Küche und Peristyl her. Hier fand man einen sorgfältig in Wolltücher verpackten
     Silberschatz, ein Tafelservice, bestehend aus 118 Teilen, das über einen Zeitraum von 100 Jahren gesammelt worden war. Einige
     Stücke waren sogar geflickt. Bei dem Familiensilber befand sich ein Kasten mit Goldschmuck und Münzen in einem Gesamtwert
     von 1432 Sesterzen. Das Vermögen entsprach dem Durchschnitt einer gut situierten pompejanischen Familie.
     
     
    Badebetrieb
     
    Kehrte man ins Peristyl zurück, gelangte man durch eine Tür an der Westseite in eine kleine, aber erlesene Badeanlage. Prinzipiell
     entsprach die Abfolge der Räume der der großen Thermenanlagen, nämlich einem Auskleideraum (
apodyterium
, 11), hier ein von acht Säulen umstandenes Atrium, dem Laubad (
tepidarium
), auf das hier verzichtet wurde, dem Warmbad (
caldarium
, 12) und dem Kaltbad (
frigidarium
, 13). An das Bad schloss sich eine Sonnenterrasse an. Eine Treppe führte zum Untergeschoss. Die Heizanlage war so geschickt
     positioniert, dass sie sowohl das Wasser erhitzen und die Fußbodenheizung erwärmen konnte, als auch zum Brotbacken geeignet
     war. Ein Ofen mit doppelter Kuppel und |193| einem Luftraum dazwischen sorgte für Heißluft, die durch Luftlöcher in den Hypokaustenboden des darüber liegenden
caldariums
geleitet wurde. Zum Zeitpunkt der Verschüttung wurde allerdings gerade ein neues
praefurnium
gebaut, vermutlich weil man angesichts von neun Bäckereien allein in der
regio
I

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