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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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genannten kleinen Leute
     erstrebenswert. So ahmten sie in ihrem Geschmack nach, was sie anderswo sahen. Die Malereien gaben der nicht mittellosen Unterschicht
     das Gefühl sozialer und kultureller Zugehörigkeit und Prestigegewinn.
    Kennen wir den Patron unseres Hauses namentlich? Über das Bronzesiegel und den Ring seines freigelassenen Prokurators Quintus
     Poppaeus Eros konnte sein Name verifiziert werden. Er hieß Quintus Poppaeus Sabinus. Strittig ist, ob er direkt zur Familie
     der Poppaea Sabina, der zweiten Frau Neros, gehörte oder ob er selbst Freigelassener des |189| stadtrömischen Zweiges dieser Familie war. Bildungsstand und Ansehen in der Stadt sprechen eher für Ersteres, der Name seiner
     Frau, eine Vatinia Primigenia, für Letzteres. In jedem Fall gab aber die Nähe zum Kaiserhaus Reputation in einer Landstadt
     wie Pompeji.
    Insula 10 in der regio I mit dem Haus des Menander (grau unterlegte Fläche)
    Innerhalb des Hauses lassen sich auf insgesamt 1700 Quadratmeter vier Bereiche differenzieren: 1. die herrschaftlichen Wohn-
     und Repräsentationsräume, 2. eine Thermenanlage, Küche und Nutzgarten, 3. ein Wirtschaftstrakt mit Vorratsräumen und Stallungen
     und 4. der Bereich der Dienerschaft.
    Zum Zeitpunkt der Verschüttung wurden gerade umfängliche Restaurierungs- und Modernisierungsarbeiten durchgeführt. So hatte
     man in Raum (1) gleich neben dem Eingang eine Treppe zum ersten Stock und zwar zu den Räumen an der Frontseite eingebaut und
     sie in Stein |190| hoch geführt. Diese Maßnahme war notwendig, weil die Räume im Obergeschoss links des Atriums vom Haus abgetrennt und zu einer
     eigenen kleinen Wohnung (
cenaculum
, Eingang II) ausgebaut worden waren.
    Quintus Poppaeus Sabinus besaß genügend Geld, um immer der letzten Mode zu folgen. Dies zeigen die Malereien im so genannten
     Vierten Stil und die Umgestaltung der das
tablinum
einrahmenden Tuffsäulen. Ihre Akanthuskapitelle waren abgemeißelt, die Kanneluren ausgefüllt und die Säule geglättet und mit
     farbigem Stuck überzogen worden. Der Hausherr konnte sich auch von Konventionen lösen und Sinn für Praktikabilität entwickeln.
     Einen überflüssig gewordenen Gang (4) ließ er zu einem Wandschrank umbauen, um hier ein 16-teiliges Keramikservice aus einer
     kampanischen Werkstadt aufzubewahren. Es ahmte Geschirre aus der berühmten Werkstatt von Arezzo nach.
     
     
    Was auf den Tisch kommt
     
    Mit dem Betreten des Peristyls, einem von Säulengängen umstandenen Garten, gelangte man in die Privatsphäre der Bewohner.
     Weit ab vom Straßenlärm konnte hier eine kunstvoll arrangierte Naturidylle genossen werden, die mit ihrem Wasserbecken, Buchsbäumen
     und ihren Statuen sorgfältig geplant war. Durch die Malereien an den Wänden und Schranken zwischen den Säulen holte man sich
     die ,wilde‘ Natur herein. Konkret wurden Tiergruppen und Jagdszenen dargestellt, dazu kamen an drei Seiten Reiher und Pflanzen
     und an den Säulen aufgemaltes Efeu und Orleanderbüsche. Zu dieser Ausstattung gehörte eine archaisierende Marmorstatue des
     Apoll. Auf schöne Durchblicke oder gute Ausblicke achteten die Römer, wo immer sie bauten, und sie genossen diese am liebsten
     beim Essen mit Freunden.
    In vornehmen Häusern legte man Wert auf mehrere Speisezimmer (
triclinia
) je nach Jahreszeit und Lichteinfall. Das
Winter- triclinium
sollte sich nach Westen öffnen, um die Wärme der untergehenden Sonne und deren Farbenspiel zu genießen. Das
Sommer- triclinium
dagegen sollte nach Norden gewendet sein, um die Sonne und deren schwüle Hitze zu meiden. Frühlings- und
Herbst- triclinia
sollten sich nach Osten orientieren. Sie sind dann zu der Zeit, wenn man sie nützt, wohltemperiert (vgl. Vitruv 6,4)
    |191| Die Hauptmahlzeit der Römer, die
cena
, wurde nämlich erst nach dem Bad am Spätnachmittag bzw. Abend eingenommen. Wie noch heute im Süden war das Frühstück ganz
     bescheiden: ein Glas Wasser, einige Oliven, etwas Brot. Um die Mittagszeit nahm man das
prandium
ein, unserem Brunch vergleichbar, bestehend aus warmen und kalten Speisen: Fisch, Fleisch, Gemüse, Käse und Früchte. Dazu
     gab es mit Wasser verdünnten Wein. Die
cena
dagegen war aufwändiger mit Vorspeisen, Hauptgericht und Dessert. Nach Martial (10,48) konnte sich eine Alltagsabendmahlzeit
     wie folgt zusammensetzen: als Vorspeise Lattichsalat, Lauch und Ei mit Thunfisch; der Hauptgang bestand aus Grünkohl mit Würstchen,
     Getreidebrei und Bohnen mit Speck. Als

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