Hoehepunkte der Antike
sein Brot nicht mehr im Hause herstellte. Da die anderen Räume unbeheizt waren, behalf man sich dort mit einem metallenen
Heizbecken, das mit Holzkohle betrieben wurde.
Die normale Wasserversorgung in Pompeji erfolgte über Lauf brunnen. Das hätte aber für eine solche Badeanlage nicht genügt.
Deshalb verfügten vornehme Häuser über Wasserleitungen, die von einem Hochbehälter, der für Druckausgleich sorgte, abgeleitet
wurden. Der Wasserverbrauch wurde über den Durchmesser der Rohre berechnet, während das Wasser von den Lauf brunnen kostenlos
war. Als Brauchwasser konnten Besitzer solcher Anwesen auch immer auf das Zisternenwasser zurückgreifen.
Alles in allem brachte das Anheizen einer solchen Badeanlage auch für eine reiche Familie einen erheblichen Kostenaufwand.
Deshalb dürfen wir sie uns nicht ständig in Betrieb vorstellen. Nicht nur die Dienerschaft, sondern auch die engere Familie
des Herrn besuchte von Zeit zu Zeit die öffentlichen Bäder. Schließlich traf man sich dort auch mit Bekannten oder besprach
geschäftliche Abmachungen.
Frauen und Männer badeten in der Regel getrennt. Die Forums- und Stabianerthermen verfügten über eine Männer- und Frauenabteilung.
Andere Thermen regelten die Trennung durch unterschiedliche Öffnungszeiten. Der Vormittag war für die Frauen reserviert, die
ein As bezahlen mussten, der Nachmittag und Abend war den Männern vorbehalten, denen nur ein halbes As abverlangt wurde. Eine
Vorstellung vom Leben in einer solchen Thermenanlage vermittelt Seneca in einem Brief aus Baiae, wo er sich über einem Bad
eingemietet hatte, um seine Konzentrationsfähigkeit zu prüfen:
Von allen Seiten umdröhnt mich vielfältiger Lärm: Ich wohne nämlich direkt über einem Bad. Stelle dir nun alle Arten von Geräuschen
vor, die dem Ohr äußerst unangenehm werden können: Wenn kräftigere Männer trainieren und ihre mit Bleigewichten beschwerten
Fäuste schwingen, wenn sie sich anstrengen oder so tun, dann höre ich Stöhnen, sooft sie den angehaltenen Atem ausstoßen,
Zischen |194| und heftiges Aufatmen. Wenn ich an einen Menschen geraten bin, der träge und mit dieser ordinären Einsalberei zufrieden ist,
höre ich klatschen, sooft die Hand auf die Schulter schlägt, die je nachdem, ob sie gewölbt aufschlägt, den Ton wechselt.
Wenn aber noch ein Ballspieler dazukommt und die Bälle zu zählen beginnt, dann ist es ganz aus. Füge nun hinzu einen Streithammel
und einen ertappten Dieb und einen, dem seine eigene Stimme im Bad gut gefällt; füge die hinzu, die in das Schwimmbecken mit
einen gewaltigen Platsch-Geräusch springen! Außer diesen Menschen, deren Stimmen unverstellt sind, denk dir noch den Haarauszupfer
hinzu, wie er seine dünne und schrille Stimme, um sich besser bemerkbar zu machen, immer wieder anhebt und niemals schweigt,
außer während er die Achselhöhlen leer zupft und einen anderen zwingt statt seiner zu schreien. Denk dir ferner die verschiedenen
Anpreisungen und einen Wurstverkäufer, einen Zuckerbäcker und alle die Verkäufer der Garküchen, die ihre Ware mit eigener
charakteristischer Tonart verkaufen.
(Seneca,
Epistulae morales
56,1)
Trotz der niedrigen Eintrittspreise konnten sich offenbar nicht alle Bürger das Bad regelmäßig leisten. Die viel gerühmte
antike Hygiene war wohl auch sozial gestaffelt, denn sonst hätte man nicht in Herculaneum bei einer Frau Läusebefall gefunden.
Zwischenhandel für landwirtschaftliche Produkte
Kehren wir nach diesem kleinen Exkurs ins Peristyl zurück An dessen Südwand erlaubte das angrenzende Haus nur eine Reihe von
Nischen und ein Zimmer. Die erste Nische rechts (14) beherbergte das Herz des Hauses, nämlich den Altar für den Ahnenkult.
Mit der oben geschilderten Abgussmethode (
calchi
) gelang es einige aus Wachs oder Holz gefertigte Skulpturen im Umriss zu retten. Es sind die einzigen erhaltenen Ahnenbilder
(
imagines maiorum
) aus Pompeji. Sie wurden bei öffentlichen Opfern oder Begräbnissen von Familienangehörigen in einer Prozession (
pompa funebris
) über das Forum geführt, bevor die Leiche vor die Mauern der Stadt getragen, in einer
ustrina
verbrannt und in einer Urne bestattet wurde. Der Begriff „Nobilität“ kommt von
noscere
, „kennen“. Von solchen Prozessionen her kannte man alle bedeutenden Mitglieder |195| einer Familie auch aus der Vergangenheit, weil sie immer wieder der Öffentlichkeit präsentiert
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