Höhepunkte
warte sie auf Erlaubnis. Beglückt und erleichtert stimmte Emmanuelle eilends zu und nickte mit dem Kopf. Die von dem Vibro-Massagegerät beschwerte Hand führte auf der Oberfläche und in den Falten ihres Schoßes mit peinlicher Genauigkeit die vielerprobten Bewegungen aus, genau wissend, was zu tun war, um das Höchstmaß an Lust zu schenken. Sie gönnte ihr, des Erfolgs sicher, nicht die kleinste Atempause, während sie die Wirkung der elektrischen Vibratoren mit der Virtuosität ihrer klopfenden und reibenden Hände unterstützte.
Obwohl Emmanuelle sich zu beherrschen suchte, konnte sie nur kurze Zeit widerstehen. Diesmal überkam es sie mit solcher Heftigkeit, daß sich sogar im Gesicht der Masseuse ein leichtes Erschrecken spiegelte. Noch lange danach, als die Hände schon von ihr abgelassen hatten, wand sich Emmanuelle keuchend und krallte ihre Finger in die weiße Tischkante.
»Die Wände sind zwar schalldicht«, sagte Ariane, als sie sich am Ausgang wiedertrafen, »aber deine Stimme dringt trotzdem durch. Jetzt wirst du mir nicht mehr erzählen wollen, daß dir Mathematik lieber ist.«
Marie-Anne kam an vier aufeinanderfolgenden Nachmittagen zu Emmanuelle. Mit jedem Tag wurde ihr Verhör schärfer; sie verlangte und erfuhr auch genauere Einzelheiten darüber, was sich zwischen ihrer Freundin und deren Mann abspielte und alles über ihre ausschweifenden täglichen Wachträume.
»Wenn du dich all den Männern wirklich hingegeben hättest, die deine Gedanken beschäftigt haben«, bemerkte sie eines Tages, »wärst du eine vollkommene Frau.«
»Dann wäre ich tot«, erwiderte lachend Emmanuelle.
»Wieso?«
»Glaubst du, man kann mit Männern genauso oft Zusammensein, wie man sich selbst Lust verschafft?«
»Warum nicht?«
»Aber mit einem Mann zusammenzusein kostet doch Kräfte!«
»Strengt es dich denn nie an, wenn du dich selbst streichelst?«
»Nein.«
»Wie oft tust du es eigentlich?«
Emmanuelle lächelte verlegen: »Gestern sehr oft. Ich glaube, mindestens fünfzehnmal.«
»Es gibt Frauen, die tun es genauso oft mit Männern.« Emmanuelle nickte. »Ich weiß«, sagte sie. Aber es klang, als hätte sie kein Verlangen danach.
»Weißt du«, erklärte sie, »mit den Männern ist es gar nicht immer so aufregend. Sie tun einem mit ihrer Härte manchmal sogar weh und wissen mitunter nicht einmal, wie sie es anstellen müssen, um uns die höchste Lust zu verschaffen...«
So paradox es war, es gab nur eine Art von Geständnissen, zu denen sich Emmanuelle dem jungen Mädchen gegenüber nicht überwinden konnte. Sie spielte höchstens gelegentlich ungeschickt darauf an, ohne sich darüber im klaren zu sein, ob Marie-Anne überhaupt verstand. Sie wußte selbst keine Erklärung für ihre Schüchternheit und Zurückhaltung, wozu das Verhalten ihrer Besucherin doch keinerlei Anlaß zu geben schien. Sobald Marie-Anne da war, zog sie sich aus: und als Emmanuelle vorschlug, sie solle doch auch ihre Bluse ausziehen, hatte sie nicht einmal dagegen etwas einzuwenden gehabt, und von nun an verbrachten die beiden Mädchen ihre Rendezvous völlig nackt auf der von Laubwerk umrankten Terrasse. Die Erregung, die Emmanuelle in diesen Stunden empfand, führte jedoch nur dazu, daß sie sich selbst noch häufiger streichelte: denn weder traute sie sich, ihre Freundin zu berühren noch diese aufzufordern, sie zu berühren, und dabei sehnte sie sich so sehr danach, daß es ihr den Schlaf raubte. Seltsame Gefühle, keusche und dann wieder ganz schamlose, stritten in ihr. Schließlich fragte sie sich verwirrt und nicht gewillt, darüber nachzudenken, ob diese ihr ungewohnte Zurückhaltung nicht sogar eine höhere Form der Raffinesse war, die ihre Sinne unbewußt entwickelt hatten, und ob nicht vielleicht der Verzicht auf Marie-Annes Körper, zu dem sie sich gegen jeden Instinkt unsinnigerweise zwang, am Ende einen subtileren und perverseren Reiz besaß als eine körperliche Umarmung, so daß für Emmanuelle eine Situation, unter der sie eigentlich hätte leiden müssen - ein kleines Mädchen verfügte über sie nach Lust und Laune, ohne den Gelüsten ihrer Partnerin auch nur im geringsten entgegenzukommen -, zu einem unerwarteten Quell sinnlicher Lust wurde.
So wie ihr aus der versagten Befriedigung eines sinnlichen Begehrens, das ihr von jeher ganz natürlich erschienen war, eine bisher unbekannte Wollust erwuchs, offenbarte sich ihr durch das tiefe Schweigen ihrer kleinen Freundin über ihr eigenes sexuelles Erleben
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