Höhepunkte
voyeuristischen Polaroids der Touristen aufdonnern?«
»Kann sein.«
»Wie wär’s mit einem wohlsortierten Aufgebot an Mösen und Schwänzen?«
Sie drehte sich herum und setzte sich langsam auf. »Was?«
»Sie haben mich schon richtig verstanden.«
Es klopfte. Pope lächelte sie breit an. »Ah, sehr gut. Die Vorstellung kann gleich losgehen.«
Er öffnete die Tür. Sechs junge Brasilianer, drei Männer und drei Mädchen, kamen nacheinander herein. Obwohl keiner von ihnen über zwanzig war, schienen sie von der luxuriösen Umgebung nicht im geringsten eingeschüchtert. Sie lehnten sich lässig an die Wand und blickten abwartend zwischen Pope und Susan hin und her. Einer der Jungen flüsterte seinem Nachbarn etwas ins Ohr, worauf der sie kurz ansah und zustimmend nickte.
Tobias Pope klatschte gebieterisch in die Hände. »Meine Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Danke. Also, was ich wünsche, ist folgendes: Jeder von Ihnen möchte bitte der Reihe nach vortreten und in nicht mehr als drei - ich sagte drei, tres - Sätzen klipp und klar erklären, warum er oder sie eine Hure ist. Jawohl, HURE. Ich will keine hasenherzigen Beschönigungen hören wie Freudenmädchen, Gigolo oder armes ausgebeutetes Opfer des Systems.« Er klatsche wieder in die Hände. »Die Damen haben den Vortritt.«
Ein zierliches Mädchen im weißen Bikini trat vor. »Ich heiße Maria. Ich bin eine Hure, weil ich keine Ausbildung habe.« Sie sah ihn unsicher an.
»Der übliche Vorwand, aber immerhin überzeugend. Vielleicht lernen Sie ja noch was draus. Die nächste.«
Ein hochgewachsenes Mädchen im weißen Strandkleid trat vor. »Ich heiße Rosana, und ich bin eine... Hure, weil ich eine kranke Mutter und viele kleine Geschwister habe.«
Tobias Pope pfiff sie gellend aus.
Das dritte Mädchen trat vor. Sie trug hochhackige schwarze Pumps, enge schwarze Radfahrerhosen, ein weitausgeschnittenes schwarzes T-Shirt und sah finster drein. »Wie ich heiße, geht niemanden was an, und ich bin eine Hure, weil es sich auszahlt. Genau wie die anderen, die nur Schiß haben, es zuzugeben, damit man sie nicht wegschickt.«
Pope warf den Kopf zurück und brach in beifälliges Lachen aus. »Bravo, senhorita! Das lasse ich mir gefallen! Zufällig weiß ich von Ihrem ehrenwerten Vermittler, daß Sie Thalia heißen, aber das will ich Ihnen noch mal durchgehen lassen.«
Thalias Miene verfinsterte sich noch mehr.
Er grinste immer noch über ihren Auftritt, während er mit einer abwinkenden Geste zu den Jungen hin fortfuhr: »Ihr Kerle seid alle gleich und könnt meinetwegen anonym bleiben. Ich werde euch Eins, Zwei und Drei nennen, das genügt. Und weshalb ihr Huren seid, ist sowieso klar: aus Faulheit und Dummheit, wie all eure compadres .«
Die Jungen stießen sich feixend mit den Ellbogen an.
Susan beobachtete Thalia fasziniert. Wenn sie das Pech gehabt hätte, als arme Brasilianerin auf die Welt zu kommen, wäre es ihr wahrscheinlich nicht anders ergangen als diesem Mädchen; Thalia hatte nicht nur eindrucksvolle Kurven, sondern auch Charakter, und ihre mürrischen Züge zeugten von beachtlicher Intelligenz. Ihr Blick schweifte abschätzend durch den Raum und registrierte blitzschnell alle tragbaren Wertgegenstände -Lampen, Radios, Vasen -, um sich dann plötzlich auf Susan zu heften und sie wie mit drei Messerstichen in Gesicht, Brust und Unterleib zu durchbohren. Susan errötete. Thalia verzog höhnisch das Gesicht.
»Dies ist meine Freundin Susan, die von Ihnen gefickt zu werden wünscht. Nacheinander, versteht sich, und dann vielleicht uma tortilla als grandioses Finale. Bilden Sie jetzt eine Schlange, ohne zu drängeln, wenn ich bitten darf.«
Die Brasilianer stellten sich unbeholfen hintereinander auf. An ihrem albernen Gekicher und Geschubse merkte man gleich, daß sie keine Übung im Schlangestehen hatten. Die Jungen standen vorne, voller Eifer und Ungeduld, und die Mädchen dahinter. Maria und Rosana verglichen unbekümmert ihren billigen Modeschmuck und ihren Nagellack, gerade so, als warteten sie an einer Bushaltestelle.
Thalia bildete das Schlußlicht. Schweigend, mit unbewegter, verächtlicher Miene starrte sie vor sich hin. Bei ihrem Anblick wurde Susan plötzlich angst und bange zumute.
Pope ging die Reihe entlang und händigte den Jungen Kondome aus. »Jeder kommt nur einmal dran, also macht das Beste draus. Nächste Woche müßt ihr wieder die alten Schachteln aus Florida bedienen. Die große Lover-Show könnte
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