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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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an der Wand in die Hocke.
    »Die Puppe würde ich nicht von der Bettkante stoßen«, bemerkte einer der beiden Kommissare noch ganz unter dem Eindruck des Gesprächs mit Winnies schöner Witwe. »Ja, was isch denn hier los?!«
    »Sieht aus, als wäre schon jemand vor uns hier gewesen und hätte nach etwas gesucht«, bemerkte der andere, den ich der markig in die Tiefe gepressten Stimme wegen für Abele zu halten geneigt war. »Und zwar nicht durch die Tür, sondern durchs Fenster! Tät mich nicht wundern, wenn der Einbruch nur fingiert wäre, so wie der gemeldete Diebstahl des Transporters. Das wird die Spurensicherung feststellen.«
    Eigentlich hieß das KTU, Kriminaltechnische Untersuchung oder wenigstens Spusi. KHK Abele war einer, der sein Vokabular aus dem Fernsehen bezog. Einer, der vom Durchsuchungsbefehl sprach statt vom Beschluss. Ein Fernsehkommissar halt, den ein böses Schicksal in die Kleintransporterwirklichkeit einer PD Reutlingen verschlagen hatte.
    Geduckt flüchtete ich bis zur Gebäudeecke. Auf dem Hof war niemand, als ich zwischen den Drahtrollen und Rohren hervortrat. Im Wohnzimmer saßen Eva und ihre drei Kinder in den Schlafanzügen auf dem Sofa aneinander gedrängt. Janette war damit beschäftigt, zwei Gläser aus einer Flasche Billigwhiskey zu füllen. Auf dem Couchtisch lag zwischen den Zeitungen, Fernsehmagazinen und Zeitschriften ein auffällig teures Benzinfeuerzeug, die bläulich schimmernde Titan-Version eines Zippos. 225 Euro hatte ich unlängst für so ein Geschenk an einen Herrn, der schon alles hatte, ausgegeben.
    »Das hat der Besuch heute Vormittag liegen lassen«, sagte Eva, als ich das Zippo nahm.
    Was war los mit Richard?, fragte ich mich. Verlor sein Handy, ließ sein Feuerzeug liegen.
    »Das hätte ich wohl auch der Polizei übergeben sollen«, sagte Eva. »Da habe ich gar nicht mehr dran gedacht. Der Kommissar war sehr interessiert an dem Herrn und was der wohl gewollt hat. Leider kann ich mich an den Namen nicht mehr erinnern, Schneider oder Schmied, irgendein Handwerkerberuf, aber an das Auto, an das erinnere ich mich. Eine dunkle S-Klasse mit getönten Scheiben. Die Buben waren ganz hin und weg davon, nicht wahr?«
    Der Kleine schlief, aber der Größere nickte mit dem Kopf in Evas Armbeuge.
    »Fährt dein Richard nicht S-Klasse?«, bemerkte Janet te, schob Eva das Whiskeyglas hin und nahm einen großen Schluck aus ihrem. »Was wollte der denn von euch?«
    »Irgendetwas wegen eines Handys, das Winnie kürzlich bei dieser Bergung am Lippertshorn gefunden hat oder so. Winnie hat ziemlich geflucht. Ich habe nicht alles mitgekriegt, was sie besprochen haben. Nachdem er weg war, hat Winnie den Transporter mit den Kisten aus der Halle beladen. Sie standen da schon über ein Jahr. Das wollten die Bullen auch alles ganz genau wissen. Mir war ja auch nicht recht, dass Winnie den Schrott aus Münsingen hier zwischengelagert hat. Ich habe immer schon gedacht, wer weiß, ob nicht doch noch was explodiert. Obgleich Winnie immer gesagt hat, es sei nur Schrott. Und heute Abend ist er dann …« Eva schluckte. »Er sei inner Stunde wieder da, hat er gesagt. Und ich habe ihm noch Vorwürfe gemacht, weil er wieder nicht da ist, wenn die Kinder ins Bett gehen. Und er hat gesagt, es sei die letzte Fuhre.« Tränen quollen ihr aus den Lidern. Sie wischte sie weg, schüttelte sich und rüttelte an den Kindern und zwang Muttermunterkeit in die Stimme. »Na, solltet ihr nicht jetzt auch endlich in die Heia?«
    »Wir müssen dann auch mal«, sagte Janette. »Ich ruf dich an, ja? Wenn du Hilfe brauchst, ich bin sofort bei dir, jederzeit. Du schaffst das!« Sie umarmte Eva noch einmal.
    Ich steckte das Zippo ein.
     

27
     
    »Ich könnte Laura und mich jederzeit alleine durchbringen!«, nuschelte Janette auf dem Weg zum Auto.
    »Und die Raten für euer Haus?«, fragte ich beim Aufschließen der Beifahrertür.
    »Ich brauche das Haus nicht! Florian wollte es unbedingt.«
    Ich half Janette auf den Beifahrersitz, eilte um Brontë herum, setzte mich hinters Steuer und fuhr erst einmal weg von diesem Unglückshaus. »Kennst du eine gewisse Hildegard Obermann in Hohenstein?«
    »Frau Obermann?« Janette kicherte. »Aber klar doch kenne ich die! Das ist nämlich die Rektorin der Grundschule, in die meine Tochter geht.«
    »Meinst du, man kann sie nachts um halb zwölf noch stören?«
    »Was willst du denn von der?« Janette gab sich einem ausgiebigen Gekicher hin.
    Die Straße schlängelte sich in die

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