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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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streckte die Hand nach der Terrassentür aus. »Red vor allem nicht mit Janette und Florian über diese Geschich ten. Sei so gut!«
    »He, stopp, jetzt warte mal! Die wollen doch nicht wirklich dich verhaften, oder?«
    »Abele hat halt einen Knall, das sagte ich doch schon!«
    »Aber für einen Haftbefehl braucht er Staatsanwalt und Richter, und die haben vermutlich noch ihre Tassen im Schrank. Was ist hier los, Richard? Wie ist dein Handy vom Truppenübungsplatz in die Höhle gekommen? Mensch, rede mit mir! Sonst kann ich dir nicht helfen!«
    In der Wohnung machte eine Klingel dingdong. Ich sah Hildegard aufstehen und im Flur verschwinden.
    »Es ist auch viel besser«, sagte Richard leise, »wenn du nicht versuchst mir zu helfen.«
    »Und wenn du abhaust? Nimm das Fallrohr. Auch wenn es deinem Anzug nicht gut tun wird. Dein Auto steht nicht vor der Tür. Also bist du nie hier gewesen. Hier hast du mein Handy. Ich rufe dich dann an, wenn die Bullen wieder weg sind.«
    »Das würde mir nur den Vorwurf eintragen, mich der Verhaftung durch Flucht zu entziehen.«
    »Richard, spring einmal über deinen Schatten! Mor gen kannst du dich dann meinetwegen stellen. Aber vorher muss ich wissen, worum es hier geht!«
    »Lisa, das Leben ist kein Räuber- und Gendarmspiel! Wann begreifst du das endlich?«
    »Das nächste Mal.« Ich drückte ihm kurzerhand mein Handy in die Hand, huschte durch die Balkontür hinein, rammte die Tür hinter mir zu und legte den Sperrhebel um. Über die Rückenlehne sprang ich in meinen Sessel, leerte Richards Wasserglas, schob es neben Janettes Weinkelch und nahm meines in die Hand, um daran zu süffeln, als handelte es sich um einen Caipirinha.
    Sekunden später trat Hildegard ein, gefolgt von der Staatsmacht in Gestalt einer Polizistin mit zwei grünen Sternen und einem Polizisten mit vieren. Im Zimmerlicht erwies sich das Blatt Papier in der Tat als rot.
     

28
     
    Es hätte klappen müssen. Richards Abwesenheit schien glaubwürdig. Die Anordnung der Getränke auf dem Tisch sah nicht nach vier Personen aus, und sein Wagen stand nicht vor der Tür. Sie machten nicht einmal Anstalten, auf dem Balkon zu schauen. Doch dann hatte Janette ihren Auftritt. Sie sei von der Presse, und wenn es gegen einen Staatsanwalt gehe, müsse sie das wissen. Die Öffentlichkeit habe ein Recht auf Information.
    Der Polizeihauptmeister schnüffelte dem Promillegrad hinterher und fragte: »Isch der weiße Porsche drauße Ih rer? Mit dem könnet Sie aber nemme fahre.«
    »Nee, das ist meiner«, sagte ich. »Und ich bin noch fahrtüchtig.«
    »Ja!«, rief Janette. »Da hast du Recht, Lisa. Ich bin nicht mehr fahrtüchtig. Da hast du so was von Recht. Eine Freundin von mir ist heute Witwe geworden, mit drei Kindern und nichts wie Schulden auf dem Haus! Da darf man doch wohl mal ein bisschen mehr trinken! Warum schleppst du mich auch hierher? Ich sollte längst zu Hause sein bei Mann und Kind. Stattdessen sitze ich hier herum, während du auf dem Balkon mit deinem Staatsanwalt herumknutschst.« Sie stockte. »Ach, das hätte ich jetzt wohl nicht sagen sollen.«
    Mit einem Satz war der Polizist mit den vier grünen Sternen an der Balkontür und entriegelte sie. Richard lehnte am Geländer, eine Zigarette in der Hand. »Ah, Polizeihauptmeister Seidel, guten Abend.«
    Dem war es sichtlich peinlich. »Ja, Herr Doktor, guten Abend au. Leider müsset mir Sie auffordere, mit uns zu komme. Mir hen hier einen … ähem … Haftbefehl, aus geschtellt vom Ermittlungsrichter am Amtsgericht Reutlinge.«
    »Und was wirft man mir vor?«, erkundigte sich Richard.
    »Des wird Ihne der Ermittlungsrichter erläutern. Des wisset Sie doch. Da hat’s wohl ’ne Leich inner Höhle gebbe, wo ein Gegenstand von Ihne g’funde worre isch, und dann die Explosion eines Transporters bei Meidelstette, glei hier oms Eck, und Sie hen wohl Kontakt mit dere Person g’hett. Mehr ka i Ihne wirklich et sage.«
    »Na«, sagte Richard und wandte sich zum Blumenkasten, um die Zigarette auszudrücken, was die junge Polizistin zum Griff an den Colt veranlasste. »Das wird sich sicherlich alles schnell aufklären.«
    Seidel sah aus, als dächte er: Das sagen sie alle, die Großkopfeten. Er zog hinten aus dem Gürtel die Handschellen. »Aber jetzt muss ich Sie leider erscht mal mitnehme. Herr Dr. Weber, wenn Sie mir bitte Ihre Papiere und Ihren Autoschlüssel aushändigen würden.«
    Richard widerstand der Versuchung, theatralisch die Fäuste auszustrecken. Seidel

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