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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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hässlichen Leichentuch der Angst bedeckt.
    Überall standen diese Wachleute herum ... nein, berichtigte sich Leandra, sie lungerten herum. Sie bedachten die Leute mit missgünstigen Blicken, blafften Herumtreiber an und gierten nach den wenigen Frauen, die hübsch zu nennen waren und sich dabei auf die Straße wagten. Ihr fiel auf, dass es in der Tat ausgesprochen wenig Kinder auf den Straßen gab - war die Stadt früher doch voll von ihnen gewesen. Alles, was sie an jüngeren Leuten sah, schienen abgerissene, verrohte Kleingauner von der Sorte zu sein, der man nicht einmal tagsüber in einer Seitengasse begegnen wollte. Und alles, was sie hier an Unterdrückung sah, war das Vielfache dessen, was sie aus Angadoor kannte, und schon dort war sie in höchstem Maße unglücklich gewesen. Bedrückt lief sie weiter.
    Sie wusste nicht, wonach sie eigentlich Ausschau hielt. Wohl nach irgendeinem Ansatzpunkt, der ihr eine Idee lieferte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich zusammen mit Hellami hier irgendwo ein Zimmer in einem Gasthaus zu nehmen und dann die Stadt zu erforschen. Sie hatte Marina und Azrani ausfindig machen wollen, um dann zusammen mit den Mädchen einen Plan auszuhecken, wie man Alina aufspüren könnte. Ein sehr ungewisser Plan ohnehin, dazu noch reichlich blauäugig und auf eine große Portion Glück bauend - aber sie hätten schon irgendetwas zuwege gebracht.
    Wie die Dinge aber im Augenblick standen, sah alles sehr finster aus. Sie traute sich nicht einmal, jemanden zu fragen, wo das Viertel der reichen Leute war, um sich dort vielleicht nach Marina durchzufragen.
    Unschlüssig langte sie in der Mitte des Marktplatzes an und sah sich um.
    »He, du!«, rief jemand.
    Erschrocken wandte sie sich um.
    Durch die auf dem Marktplatz umherlaufenden Menschen bahnte sich ein großer Mann den Weg zu ihr, und sie sah gleich, dass er zur Stadtwache gehörte. Er hatte einige Bewaffnete im Gefolge. Leandra rutschte das Herz ein Stück tiefer.
    Der Mann baute sich vor ihr auf. Er war anderthalb Köpfe größer als sie, ein Riese beinahe; seine Uniform sah ein wenig ordentlicher aus als die, die sie bei den anderen Soldaten bisher erblickt hatte.
    »Wie ist dein Name?«, fragte er.
    Leandra blickte unsicher zu seinen Leuten. Es waren vier, und sie gereichten ihrem Wachleutnant, oder was der große Bursche auch immer war, nicht unbedingt zur Ehre. »Floris«, erwiderte sie schnell.
    Der Mann schob sich die Zunge in die Wange und tippte mit der Fußspitze rhythmisch auf den Boden. Er sah nicht unbedingt aus wie ein böser, grober Kerl, aber das sagte im Augenblick nicht viel.
    »Soso. Floris also. Wo kommst du her, Floris?«
    Leandra hatte sich noch nichts ausgedacht, wollte aber nicht durch Stotterei auffallen. »Aus Tulanbaar«, antwortete sie.
    »Gut. Dann hast du sicher eine Reiseerlaubnis. Zeig sie mir!« Er streckte fordernd die Hand aus.
    Sie versuchte ein verlegenes Grinsen. »Eine Reiseerlaubnis? Also ... so etwas hab ich nicht.«
    Der Mann nickte und zog die Hand wieder zurück. »Na, das fängt ja gut an. Weißt du, was ich für einen Befehl habe? Ich meine, was die gesamte Stadtwache für einen Befehl hat? Er klingt seltsam, aber er lautet, dass wir nach gut aussehenden jungen Frauen Ausschau halten sollen. Jede davon, die keine völlig korrekten Papiere bei sich hat, ist festzunehmen und zum Stadtkommandanten zu bringen. Was sagst du dazu?«
    Sie grinste verkniffen. »Soll das ... ein Kompliment sein?«
    »Unter anderen Umständen wäre ich vielleicht dazu zu überreden, ja«, erklärte der Mann. »Im Augenblick aber bist du ganz klar eine Verdachtsperson. Kannst du den Verdacht irgendwie ausräumen?«
    Leandra war ein wenig beeindruckt vom Stil und der ruhigen Selbstsicherheit des Soldaten. Früher einmal mochte er vielleicht ein hoch angesehener Offizier gewesen sein - als die Zeiten noch besser waren. Sie war sicher, dass sie ihn in ein geistreiches Gespräch hätte verwickeln und vielleicht sogar beeindrucken können -wären da nicht seine niederen Kumpane gewesen, die sie mit geilen Blicken anglotzten.
    »Ich lebe schon seit Monaten hier in Savalgor«, antwortete sie, einer Eingebung folgend. Sie deutete über die Schulter. »Mein Vater hat einen Stand hier auf dem Marktplatz. Wir sind damals, als die Reisebeschränkungen verhängt wurden, gar nicht mehr aus Savalgor fortgekommen.«
    Der Offizier blickte auf und sah in die Richtung, in die sie gedeutet hatte. »Ein Stand? Nun, dann wird dein Vater sicher

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