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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Papiere haben. Was ist das für ein Stand?«
    Leandra wandte sich um. Sie versuchte schnell den notwendigen Überblick zu bekommen. »Da vorn«, sagte sie und deutete voraus. »Hinter den Wagen da. Wir sind Korbflechter. Kleine Körbe, große Körbe, Stühle, Truhen ...«
    »Schon gut ...« Der Offizier winkte ab. »Führ uns hin!«
    Leandra holte tief Luft. Sie war kaum eine Stunde in der Stadt und steckte schon bis zum Hals in Schwierigkeiten.
    Sie warf dem Offizier einen kurzen Blick über die Schulter zu und setzte sich dann langsam in Bewegung. Der Mann gesellte sich zu ihr, schritt mit seinen langen Beinen neben ihr her und irgendwie kontrollierte seine ruhige, gemessene Autorität die unmittelbare Umgebung. Die Leute machten ihnen Platz und sie marschierten gemessenen Schrittes durch die Menge.
    Das Kompliment, eine gut aussehende junge Frau zu sein, tat ihrer Eitelkeit zwar gut, war aber im Augenblick so ziemlich das Letzte, was ihr weiterhalf. Leandra wusste plötzlich, dass sie gut daran getan hätte, sich ein wenig unansehnlich zu machen - mit ein bisschen Dreck im Gesicht, schmutzigen Kleidern und verfilzten Haaren. So sahen nämlich alle hier aus.
    Ihr Herz pochte dumpf, denn sie wusste, dass sie jetzt handeln musste, und zwar schnell. Sie umrundeten einen Wagen. Im nächsten Augenblick brach sie zur Seite aus und begann zu rennen.
    Sie kam nicht weit.
    Genau genommen waren es nur drei oder vier Schritte. Der Offizier hatte offenbar mit so etwas gerechnet und sofort reagiert. Er machte ein paar lange Schritte und packte sie gleich darauf am Arm. Mit sanfter Gewalt zog er Leandra zu sich heran.
    »Ah. Also doch kein Vater«, stellte er fest. Er hatte nicht einmal eine Waffe gezogen.
    Irgendetwas faszinierte Leandra an diesem Mann und sie hätte sich gern die Zeit genommen, ihn ein wenig näher kennen zu lernen. Zu diesem Zeitpunkt war das aber das Letzte, wozu sie Gelegenheit hatte. Sie holte Luft. Mit ihrer neu gewonnenen Übung baute sie eine plötzliche dritte Iteration auf und stieß dem Mann eine Zusammenballung magischer Gewalt in den Magen, dass er zurücktaumelte. Das verschaffte ihr ein paar Sekunden und im nächsten Augenblick rannte sie schon wieder los.
    Überraschte Rufe erhoben sich hinter ihr, und ein kurzer Blick über die Schulter zeigte ihr, dass der Offizier keuchend und mit verblüfften Blicken auf dem Pflaster des Marktplatzes saß und sich den Magen hielt. Seine Leute setzten sich eben in Bewegung, um sie zu verfolgen.
    Aber da war sie schon um die Ecke.
    Sie rannte, so schnell sie nur konnte, und hatte schon nach wenigen Augenblicken das Gefühl, dass sie die Soldaten würde abhängen können. Mit der Gewandtheit ihres jungen, leichten Körpers flitzte sie zwischen den Leuten hindurch, fast ohne dabei jemanden zu berühren, während sie hinter sich schon den ersten Lärm eines Zusammenpralls vernahm, der sich zwischen einem ihrer Verfolger und einem Passanten ereignet haben musste.
    Sie kam gut durch, brachte fünfzig oder mehr Schritte und zwei Dutzend Leute zwischen sich und die Soldaten und strebte dem nördlichen Ende des Marktplatzes entgegen. Vor ihr, jenseits der breiten Palastbrücke über die Savau, erhob sich der große Stützpfeiler, in dessen Fels der Shabibspalast mit seinen genau eintausend Fenstern hineingehauen war. Und nun sah sie sich dem nächsten Problem gegenüber.
    Unweit von ihr endete der Menschentrubel des Marktplatzes, und weiter vorn sah sie mehrere Dutzend Soldaten, die entlang des monumentalen Treppenaufgangs zum Palastportal aufgereiht waren. Würde sie in diese Richtung weiterrennen, wäre es aus mit ihr. Instinktiv schlug sie sich nach links in eine Gasse zwischen den äußeren Ständen und Wagen des Marktplatzes, wusste aber gleich, dass sie dort nicht sicher war. Früher einmal war der Markt viel größer gewesen, und damals hätte sie vielleicht eine Chance gehabt, sich in der Menge verstecken zu können. Nicht aber heute.
    Angstvoll blickte sie sich um, aber im Augenblick war keiner ihrer Verfolger auszumachen. Dafür aber erblickte sie im Vorbeirennen jemand anderes. Jählings blieb sie stehen; dachte angestrengt nach, woher sie das Gesicht kannte. Es war ein großer hagerer Kerl, etwas älter schon, und er hatte ihr verblüfft hinterher gesehen.
    Dann wusste sie es.
    Sie nahm sich ein paar Sekunden Zeit, sich gründlich umzuschauen. Noch hatte sie nicht gefunden, wonach sie suchte. Sie rannte weiter, wusste, dass es hier in unmittelbarer Nähe

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