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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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die heute eine dramatische Bedeutung erhalten hatte. Denn sie war damals nicht mehr dazu gekommen, die Plakette zu suchen - kurz darauf war sie von den beiden fremden Männern entführt worden.
    Nun bestand die winzige Chance, dass ihre Kleider noch immer in dem Fach lagen - wenngleich es sehr unwahrscheinlich war. Vorausgesetzt, sie konnten die Plakette noch finden. Aber auch wenn ihre Kleider längst fortgeräumt waren, würde sie vielleicht - mithilfe einer kleinen Szene als empörte, ihrer Kleider beraubten jungen Frau - Ersatzkleider bekommen können. Es war riskant, aber die einzige Möglichkeit, die ihnen blieb.
    Hellami hatte noch vorgeschlagen, dass sie den anderen Weg nehmen könnten: mitsamt ihrer Ausrüstung durch den geheimen Gang wieder nach oben und dann durch den Ausgang, den Leandra damals mit den Entführern auf dem Weg zu Guldors Hurenhaus genommen hatte. Aber das war ein äußerst gewagtes Spiel. Leandra erklärte Hellami, dass sie eine Iteration mindestens dritten, wenn nicht gar vierten Grades aufwenden müsste, um dort oben die schwere, verriegelte Tür aufzusprengen. In einer Stadt, in der das freie Wirken von Magie verboten und sicherlich auch überwacht war, würde sie damit möglicherweise ihre Anwesenheit verraten - und dieses Wagnis war einfach zu groß. Es war mehr als klar, dass Chast sie bereits erwartete -nach dem, was Leandra Usbalor angetan hatte. Sie musste überall mit Leuten rechnen, die auf sie angesetzt waren.
    Sie beschlossen, bei der ersten Möglichkeit zu bleiben, und machten sich auf die Suche. Aber es dauerte Stunden, bis es Leandra gelang, die Stelle in dem weit verzweigten Gefüge der Gänge wieder zu finden, an der sie damals überfallen worden war. Sie wollten schon fast aufgeben, als Leandra doch noch den kleinen Seitengang entdeckte. Die Plakette selbst fanden sie dann beinahe sofort auf dem sandigen Grund des flachen Wassers. Sie hatte tatsächlich die ganze Zeit dort unbemerkt überdauert.
    Und als Leandra daraufhin hoffnungsvoll die Haupthalle betrat und die Kleiderausgabe aufsuchte, waren ihre alten Sachen tatsächlich noch da - sie hatten ein gutes Dreivierteljahr lang unberührt in dem Fach gelegen. Kurios, aber erklärbar, denn die Quellen von Quantar waren rund um die Uhr geöffnet. Es gab keinen Feierabend, zu dem ihre nicht abgeholten Kleider aufgefallen wären.
    Und nun stand sie allein in den Straßen von Savalgor und wünschte sich, sie sei unten in der heimeligen, beruhigenden Sicherheit der Quellen geblieben.
    Zögernd bewegte sie sich voran, wusste nicht recht, wohin sie sich wenden sollte. Die einzige Adresse, von der sie eine Ahnung hatte, war die von Marina, einer ihrer damaligen Mitgefangenen. Sie erinnerte sich, dass Marina irgendwo im Viertel der Reichen wohnen musste. Allerdings würde es schwierig sein, die genaue Adresse herauszufinden. Langsam wurde ihr bewusst, dass sie überhaupt keinen Plan hatte. Sie befand sich zwar in Savalgor, aber das war auch alles. So, wie die Zustände in der Stadt jetzt waren, verminderten sich ihre Möglichkeiten nachdrücklich. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich schon vorsehen musste, wenn sie nur durch die Straßen lief. Und auch nicht, dass sie allein, ohne Hellami, sein würde.
    Rechts standen zwei schäbig aussehende Wachleute beieinander und musterten sie mit halb misstrauischen, halb begehrlichen Blicken. Sie machte, dass sie weiterkam.
    In einer Art Eiltempo schritt sie voran, ganz so, als wären ihr Chasts Leute bereits auf den Fersen. Als sie sich nach einer halben Stunde ziellosen Herumlaufens auf einem Marktplatz wieder fand, wurde ihr klar, dass sie sich wie eine Gehetzte durch die Stadt bewegt hatte. Ihre Laune war erheblich gesunken, und sie hatte nicht übel Lust, auf der Stelle zurück in die Quellen zu Hellami zu gehen, wo sie erst einmal wieder in Sicherheit war.
    Diese Stadt, einst der Stolz von Akrania, hatte sich in einen Sumpf von Hoffnungslosigkeit, Missgunst und Angst verwandelt. Savalgor war nie ein prunkvoller Ort gewesen, sah man einmal vom Shabibspalast, der Basilika und ein paar anderen Prachtbauten ab. Nein, seit jeher schon gab es in Savalgor finstere Subjekte, Straßendirnen und ungute Stadtviertel. Aber dennoch -früher hatte sich hier so etwas wie kunterbuntes Leben und Treiben abgespielt; es war eine Stadt der Glücksritter, der Spieler, Händler, Geschäftemacher, Magier und Märkte gewesen. Heute hingegen erschien ihr Savalgor, als sei es unter einem staubigen,

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