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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Heute flogen sie auf Faionas Rücken, wie sie es vorgehabt hatten. Victor hatte sich aus dem Gedächtnis eine kleine Karte gezeichnet und vermutete, dass sie nun den Meerbusen von Mirnor überflogen. Mirnor war eine Hafenstadt am nördlichen Ende des Meerbusens und wohl das letzte besiedelte Fleckchen von Nordwest-Akrania zu nennen. Er hätte gern vorgeschlagen, die Stadt anzufliegen, um sich dort ein paar Vorräte und Decken zu beschaffen, aber das würde nicht gehen. Abgesehen von dem Aufsehen, das sie mit den Drachen erregt hätten, fehlte einfach die Zeit. Jede Stunde war nun kostbar und sie mussten mit hungrigen Mägen ihr Ziel ansteuern. Er nahm sich vor, sich das Festessen seines Lebens zu gönnen, wenn er diese Geschichte heil überstand.
    Die Drachen verzichteten noch immer auf die Futtersuche, als sie die Küste erreichten, denn es gab keine Wolken über dem Meerbusen, und sie sahen eine Gelegenheit, dem schlechten Wetter davonzufliegen. Für eine Weile hielten sie sich nordwärts entlang der Küste.
    Dann deutete Roya aufgeregt ein Stück voraus auf eine Landzunge. »Schau mal«, rief sie. »Könnte das Thoo sein? Die alte Ruinenstadt?«
    Victor blickte in die angegebene Richtung und erkannte ein ungewöhnliches Muster von grauen, verwitterten Mauerkronen und verfallenen Türmen, die sich auf einer felsigen Landzunge erhoben. »Thoo?«, antwortete er. »Was soll das sein? Nie gehört.«
    Roya antwortete nicht und starrte nur hinab. Victors Aufmerksamkeit wurde auf diese Weise ebenfalls wieder auf die Ruinen gelenkt, und mit einem Mal sah er, was an ihnen so besonders war.
    Es war ihre schiere Größe. Erst jetzt wurde ihm klar, dass so etwas wie ein Unterschied zwischen der tatsächlichen Entfernung zu der Landzunge und der scheinbaren Größe der Ruinen bestand. Sie wirkten viel näher als die Landzunge selbst. »Huh!« machte er. »Die sind ja riesig!«
    Roya nickte. »Es gibt eine Menge Sagen um Thoo. Ich hatte mal einen alten Folianten, da stand so einiges drin. Thoo soll einst, noch vor dem Dunklen Zeitalter, die Herrscherstadt gewesen sein. Aber das ist nicht gewiss. Die Geschichtsbücher sprechen davon, dass damals eine Stadt namens Solmontaar die Hauptstadt war, aber deren Lage ist völlig unbekannt. Viele vermuten, dass es in Wahrheit dieses Thoo war. Vielleicht hieß es damals Solmontaar.«
    »Warum ist es so riesig?«, rief Victor ihr durch den Wind zu, während sie sich der Ruinenstadt näherten. Die Mauern und Türme wirkten, als wären sie einst für ein Volk von Riesen erbaut worden, Riesen von der zehnfachen Körpergröße eines Menschen. Der Anblick war ebenso beeindruckend wie gespenstisch.
    »Das weiß niemand. Vielleicht hat man damals auf diese Weise Macht und Größe darstellen wollen. In Thoo soll es viele Geheimnisse geben, aber niemand traut sich hinein. Man sagt, es wäre vom Dunklen Zeitalter besonders schlimm betroffen gewesen und wäre noch heute vollständig stygisch verseucht. Wenn das stimmt, muss es dort furchtbare Monstren geben.« Sie verzog das Gesicht, um ihm ihre Furcht anzudeuten.
    »Warte nur, bis wir in Hammagor sind«, sagte er. »Wer weiß, was das für ein Gemäuer ist. Es liegt noch jenseits des Endes der Welt!«
    Roya stieß ein leises Quietschen aus und klammerte sich an ihn.
    Dann waren sie über die uralte Ruinenstadt hinweg geflogen und die Drachen schwebten nun über dem Meer. Es war eine Wohltat, über die weite Wasserfläche zu fliegen; sie blieben tief und versuchten die vom Wasser reflektierte Wärme und das Licht in sich aufzusaugen. Nach zweieinhalb Stunden erblickten sie wieder Land und erreichten kurz darauf die Gegend, in der nach Victors Annahme Mirnor liegen musste. Die Stadt selbst sahen sie aber nicht.
    Dann gab es kein Halten für die Drachen mehr. Sie luden Victor und Roya direkt an einem sandigen Strand ab und flogen sofort wieder los. Hier gab es wieder eine vielfältigere Vegetation und eine gewisse Anzahl von Goolabäumen, wie Victor bereits gesehen hatte. Er und Roya suchten sich ebenfalls einen davon. Die großen Nüsse waren noch nicht reif und schmeckten holzig und bitter. Aber sie waren trotz allem genießbar und nahrhaft und die beiden schlugen sich nach Kräften den Bauch voll. Roya kam auf die Idee, so viele wie möglich mitzunehmen, um den Drachen noch einen kleinen Vorrat zu sichern. Nach allem, was sie über Noor wussten, würde dort vermutlich für hunderte von Meilen nichts mehr an Nahrung für sie zu finden sein.
    Nach

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