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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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einiger Zeit kamen Tirao und Faiona gesättigt zurück. Victor glaubte fast sehen zu können, wie aufgebläht die Bäuche der beiden waren.
    Es ist jetzt Mittag, sagte er zu Tirao. Denkst du, wir können es heute noch bis Noor schaffen?
    Ich kenne das Land Noor nicht, erwiderte Tirao. Nach allem, was man sich unter uns Drachen erzählt, soll es dort finster und gefährlich sein. Ich kann nicht sagen, wie schnell wir sein werden.
    Victor schluckte. Finster und gefährlich, echote es in seinen Ohren. Als ob sie nicht schon genügend Schwierigkeiten hätten.
    Am frühen Nachmittag erreichten sie den Landbruch. Und es war wieder wie ein Omen. Hatte man das wilde, von dunklen Wäldern überwachsene Salmland noch einen freundlichen Landstrich nennen können, dann wirkte der Landbruch wie die Grenze zu einem wirklich finsteren Land.
    Sie stießen nach oben durch eine tief hängende Wolkendecke, dann lag plötzlich die obere Kante des Landbruchs vor ihnen - und dahinter eine wahrhaft albtraumhaft erscheinende Welt.
    Dort gab es kaum Helligkeit; kleine Sonnenfenster waren nur spärlich zwischen monströs wirkenden Felspfeilern verteilt, und ihr Licht war grau und ungesund -wenn es so etwas gab. Regungslose Nebelschwaden hingen wie Leichentücher über einer unendlich weiten, felsigen Ebene, die sich seltsam gleichmäßig und flach in die Ferne erstreckte. Alles war von dumpfer, rötlich grauer Farbe, und das Erstaunliche war, dass es hier und dort vereinzelt Bäume gab. Sie trugen jedoch keine Blätter - jedenfalls konnte Victor aus der Höhe keine erkennen -, sondern reckten ihre verkrüppelten und verwachsenen Äste wie Totenfinger in die Luft.
    Victor spürte, wie sich Roya unwillkürlich duckte. Es war kaum zu glauben, dass ihre Welt, ein Ort so voller Licht, Farben und Wunder, auch ein so finsteres Gesicht besaß. Und es war beinahe noch weniger zu glauben, dass sich irgendein lebender Mensch, dem Blut in den Adern pulste und der ein Herz und eine Seele besaß, freiwillig an einen solchen Ort begab, um dort zu leben.
    Natürlich - man konnte die fremdartige, dunkle Faszination dieser Hochebene von Noor nicht verleugnen, und Victors Dichterseele würde eines Tages ganz gewiss eine beklemmende Ballade aus den Eindrücken, die er hier gewann, schaffen. Aber ganz gewiss würde er dieser Welt auch sehr bald wieder entfliehen wollen. Er empfand sie als ein Gift für die Seele.
    Sie glitten in geringer Höhe mit verhaltenem Tempo über die Ebene hinweg. Die Drachen mieden die Nähe zu den wuchtigen Felspfeilern, die wie gigantische Stümpfe abgestorbener Bäume aufragten und irgendwo weit oben in der Dunkelheit mit dem Felsenhimmel verschmolzen. Es war ein seltsam lautloses Dahin gleiten, man mochte gar meinen, dass die Luft auf geheimnisvolle Weise dick und träge geworden war.
    Das Meer ... , sagte Victor zu Faiona. Kannst du das Meer spüren?
    Ja, antwortete der Drache. Es liegt im Westen - noch weit von hier.
    Wie lange werden wir brauchen?
    Faiona antwortete nicht gleich. Noch viele Stunden. Wieder legte sie eine Pause ein. Dies ist kein gutes Land, Victor. Ich kann keine Anwesenheit irgendwelcher Drachen spüren. Wenn hier nicht einmal einer unserer Artgenossen lebt, dann ist das kein gutes Zeichen.
    Das verstehe ich, gab Victor zurück. Ich würde am liebsten gleich wieder umkehren. Aber in Hammagor muss sich der Pakt befinden .
    Faiona antwortete nicht. Sie flog eine weite Kurve um einen breiten Pfeiler und wandte sich Richtung Westen. Tirao folgte ihr.
    Bald wurde das Land unter ihnen noch düsterer, für etliche Meilen gab es kein Sonnenfenster mehr. Victor wandte den Kopf zu Roya, die sich wie ein kleines Kind seitlich an ihn geklammert hatte. Irgendwie hatte er kein gutes Gefühl mehr; die Gewissheit verdichtete sich immer mehr, dass der Pakt keinesfalls auf einem Tisch liegen würde, um einfach mitgenommen zu werden. Aber Victor kam es andererseits immer wahrscheinlicher vor, dass er tatsächlich in der Festung von Hammagor lag. Hätte er in der Rolle von Sardin einen so bedeutungsvollen Gegenstand verstecken wollen, so hätte er sich wohl ebenfalls ein Land wie dieses dafür ausgesucht. Es bot allein durch seine erschreckend finstere Ausstrahlung schon einen Schutz.
    Sie glitten weiter über die Hochebene, und Victor schöpfte Hoffnung, dass sie rasch und unbehelligt ihr Ziel erreichen würden. Doch dann, nach einer Zeit bedrückenden Fluges durch dunkle Zonen, ereignete sich etwas.
    Irgendwo in der Ferne, in

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