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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Absonderlichkeiten seines Vorgängers Sardin verfallen solle, der aus reiner Wut heraus manchmal einen seiner Untergebenen umgebracht hatte, der vielleicht nur der Überbringer einer schlechten Nachricht gewesen war. Ganz Unrecht hatte Quendras da nicht. Dennoch - häufig verspürte Chast ebenfalls diese Lust. Der Grund, dass Quendras Chasts Zorn nicht zu spüren bekommen hatte, lag schlicht und einfach darin, dass Quendras ein zu wertvoller Mann war. Chast konnte auf ihn nicht verzichten. Er überlegte, ob er seine noch immer vorhandene Wut nicht an Rasnor auslassen sollte. Aber Rasnor war ebenfalls ein wertvoller Mann. Er war zwar ein unangenehmer Kerl, aber er war verteufelt schlau. Chast entschied sich dagegen, ihm etwas anzutun - für den Moment - und atmete vernehmbar aus.
    Rasnor schien sich ein wenig zu entspannen. Valerian hingegen stand noch immer unbewegt da - mit steinerner Miene. Chast musterte ihn einige Sekunden lang, diesen Burschen, den er immer noch nicht recht unterzubringen wusste. Das Feld für diesen Streit schien er jedenfalls seinem älteren Bruderschaftskollegen überlassen zu wollen.
    Chast kam herbeigehinkt und blieb in beherrschender Haltung vor Rasnor stehen, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Er fixierte ihn mit Eiseskälte im Blick, schwieg aber noch.
    Der wahnsinnige Sardin hatte immer wieder seinen mörderischen Launen nachgegeben - wenn ihm sein Zorn befahl, seine Wut auszulassen. Das Stygium mochte wissen, um wie viele seiner fähigsten Brüder er sich damit selbst gebracht hatte. Und - was fast noch wichtiger war - er hatte sich damit immer wieder sämtliche
    Entscheidungen auf die eigenen Schultern geladen. Damit stieg die Möglichkeit, Fehler zu begehen, beträchtlich.
    Chast schnaufte. Ihm war durchaus klar, dass er gar nicht die Zeit hatte, jede Kleinigkeit selbst zu entscheiden. Es gab Leute, die untergeordnete Maßnahmen auf eigene Verantwortung durchzuführen in der Lage waren - eine große Entlastung, derer er sich nur bedienen musste. Selbst so ein Insekt wie dieser Rasnor war dazu in der Lage. Aber ebenso - schmerzlich - klar war ihm auch, dass er es in der Hektik der letzten Monate einfach nicht geschafft hatte, die Bruderschaft von innen her so straff zu ordnen, dass er sich dies gefahrlos erlauben konnte. Im Augenblick rumorte ihm die Ungewissheit im Magen, dass alles Mögliche passieren konnte, wenn er einem seiner Brüder einen zu schwierigen Auftrag erteilte. Die Palette reichte von Irrtümern über Unfähigkeit bis hin zu Verrat.
    Er hatte seinen Sitz im Rat wahrzunehmen und als Oberaufseher der Duuma musste er ständig in Bereitschaft sein. Auch den Posten des Kommandanten der Stadtwache hatte er inne - drei Aufgaben, die er nicht abzugeben wagte - jetzt umso weniger. Aber es war ebenso aberwitzig, sie alle zu behalten. Das, und dazu noch die Bruderschaft zu leiten, war einfach zu viel. Es fehlte ihm an Leuten, denen er wirklich vertraute. Er wusste nur allzu gut, dass er diesen Mist, der in Nordakrania passiert war, selbst zu verantworten hatte. Sein Befehl, die Verantwortlichen beseitigen zu lassen, hätte genau genommen ihn selbst treffen müssen. Er war damit in den Wahn des Sardin verfallen und hatte sich möglicherweise einiger fähiger Leute beraubt.
    Im Moment versuchte er zu erwägen, ob er hier, stehenden Fußes, damit beginnen sollte, eine neue Form der inneren Ordnung für die Bruderschaft einzuführen. Zum Beispiel, dass er diesem Rasnor eine Lektion erteilte. Aber auf diese Weise behagte ihm das nicht. Es wäre zu überstürzt, zu unüberlegt gewesen. Er musste unbedingt mit Quendras über diese Probleme reden. Der kannte sich mit all den Burschen weit besser aus. Wenn es ihm gelang, die Fähigkeiten seiner Leute einzuschätzen, wäre es vielleicht möglich, ein paar Männer zu finden, die er an höheren Stellen einsetzen konnte. Er brauchte dringend Verstärkung im oberen Stockwerk.
    »Also gut, Bruder Rasnor«, presste Chast hervor. »Erkläre es mir. Ich werde ruhig bleiben.«
    Rasnor sprach zögernd. »Der Antikryptus ist sozusagen ... ein Kontradikt des Bruderschaftseides«, sagte er.
    »Ein ... Kontradikt? Was ist das?«
    »Nun ...«, meinte Rasnor, »einfach ausgedrückt: Er ist eine Umkehrung des Eides. Es ist, als würde man das Wort rückwärts aussprechen. So, als wolle man die Wirkung einer Sache aufheben, indem man sie vollständig widerruft. Das ist natürlich nur bildlich gesprochen. In Wahrheit handelt es sich um eine Umkehrung auf

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