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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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ebenso deutlich zu spüren. Ja, Leandra hatte treffend gesagt, dass sie nicht in diesem Sinne eine Kämpferin sei; dass es ihr kein Vergnügen bereite, mit Schwertern auf Gegner einzuschlagen. So gesehen stellte die Jambala in ihrem Leben eine Nötigung dar. Eine harsche Nötigung sogar. Der Zugriff einer fremden Macht auf ihre Dienste - so rechtschaffen die damit verbundenen Ziele auch sein mochten. Schließlich nahm sie das Schwert.
    Sie wandte sich um und schloss die Rückwand des Waffenschranks und den Schrank selbst. »Komm, lass uns verschwinden«, sagte sie dann.
    Sie verließen die Schmiede und betraten wieder die vorderen Räume von Marthis' Behausung. Hellami bemerkte, dass das kleine Licht noch immer strahlte - und ihr nun abermals folgte. Leandra musste viel geübt haben. Sie war offenbar in der Lage, ihre Magie sogar dann zu kontrollieren, wenn sie einer ganz anderen Tätigkeit nachging.
    »Was ist mit einer Nachricht? Sollten wir Marthis nicht wenigstens eine Nachricht hinterlassen?«
    Leandra nickte. »Ja, du hast Recht. Komm, ich werde sie hier auf den Küchentisch legen.«
    Als Hellami die Küche erreichte, machte sich Leandra schon an ihrem Rucksack zu schaffen. »Ein wenig Papier hat Vater mir schlauerweise eingepackt«, sagte sie. »Schau mal, ob du irgendwo einen Kohlestift oder eine Feder und Tinte findest.«
    Während Leandra das Papier hervorholte, ihren Rucksack gleich wieder sorgsam zusammenpackte und verschnürte und auch die Jambala an der dem Rücken zugewandten Partie die Rucksacks mit den Lederschnüren der Scheide befestigte, sah sich Hellami um. In einer Kiste unter einer Bank fand sie eine ganze Hand voll Kohlestifte.
    »Hier!«, sagte sie und reichte Leandra einen davon.
    Leandra setzte sich und begann zu schreiben.
    »Und du meinst, es ist Marthis recht, wenn wir einfach eine seiner Waffen klauen?« Sie hielt ihr Schwert in die Höhe.
    »Das ist sicher in Ordnung. Er war ein guter Freund von Munuel und ist auch so etwas wie ein Magier. Er stammt aus Tharul, weißt du?«
    Hellami nickte. »Ja, du sagtest schon, dass die Waffen aus Tharuler Stahl sind. Das ist doch die Stadt der berühmten Waffenschmiede, nicht wahr?«
    »Genau. Ich bin sicher, er würde es erlauben. Uns verbindet der Kampf gegen die Bruderschaft.« Sie schrieb ihre Notiz zu Ende. »So.«
    Sie erhob sich entschlossen, schulterte ihren Rucksack und legte das Papier mitten auf den Tisch.
    Hellami ließ es sich nicht nehmen, einen Blick darauf zu werfen. »Hm. Das sagt nicht viel aus, was hier steht. Du hast nicht mal deinen Namen darauf geschrieben.«
    Leandra schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich. Wer weiß, wer diesen Zettel in die Hände bekommt. Findet ihn hingegen Marthis, dann wird er schon wissen ...«
    Damit, dass in diesem Augenblick mit lautem Krachen die Tür auffliegen würde, hatte keine von ihnen gerechnet. Hellami prallte erschrocken zurück und Leandras Hand fuhr sofort über die linke Schulter in Richtung der Jambala, deren Griff zwischen ihrem Rücken und dem Rucksack hervorragte.
    Es war nicht Marthis, der gekommen war.
    Es waren fremde Männer und es waren viele. In Sekunden hatten sich schon fünf durch die Tür gedrängt und sie hatten ihre Schwerter gezogen. Dann kam ein weiterer Mann herein, er war groß und trug eine dunkle Mönchskutte.
    Leandra stöhnte auf.

9 ♦ Abgründe
     
    Leandra hatte den Namen »Chast« schon auf der Zunge. Doch einen Augenblick später erkannte sie, dass nicht er es war. Eine unsägliche Erleichterung überkam sie. Wer auch immer dies sein mochte, sie rechnete sich schon Momente später wieder Aussichten aus, entkommen zu können.
    Jeder durfte es sein, nur Chast nicht. Für Chast würde sie zuvor ein besonders tiefes Durchatmen brauchen. Und sie hatte sich vorgenommen, dass sie es sein würde, die sich für diese Begegnung entschied - nicht er. Es war noch lange nicht soweit. Sie hatte vor, sich zu wappnen und sich auf diese Begegnung gründlich vorzubereiten. Sie wollte nichts dem Zufall überlassen.
    Der hoch gewachsene Mönch, der ihr nun gegenüberstand, fünf Schritte entfernt, streifte langsam seine Kapuze zurück. Darunter kam ein Gesicht zum Vorschein, das sie glaubte schon einmal gesehen zu haben. Es war ein Gesicht wie aus Stein, mit dunklen Augen, die in tiefen Höhlen lagen, und einem kurz geschorenen schwarzen Kinnbart. Die Wangen waren hohl, die Wangenknochen schon fast überzeichnet scharf, sodass man den Knochenschädel, der unter der Haut lag,

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