Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Marko.
Jerik nickte. Er setzte sich in Bewegung und Izeban nahm Rox’
Zügel. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Straße.
»Wenn wir in Savalgor sind«, sagte Jerik, »müssen wir unbedingt…«
»Aha!«, unterbrach ihn Izeban. »So etwas dachte ich mir schon.
Wir sind also nicht entlassen, sobald wir die Stadttore erreicht
haben? So wie Ihr sprecht, benötigt Ihr unsere Hilfe weiterhin!«
»Bei Euch muss man aufpassen, wie man sich ausdrückt, Izeban!«, erwiderte Jerik gutmütig. »Ja, Ihr habt Recht. Die Wahrheit ist: Ich darf es als einen echten Glücksfall bezeichnen, Euch
getroffen zu haben, meine Herren. Nicht nur, dass Ihr mir das
Leben gerettet habt und nun Euer Gaul unseren Fund nach Savalgor transportiert…«
»Mein… Gaul?«, entfuhr es Marko, und selbst Rox blieb stehen,
so als hätte er es verstanden. Jerik grinste. »Verzeiht, Marko.
Mein Blick durchs Trivocum muss schlechter sein, als ich gedacht
hatte. Euer Ross, meinte ich natürlich. Wie auch immer: ich brauche tatsächlich Hilfe – von klugen und tatkräftigen Männern wie
Euch. Jetzt, nachdem in Savalgor diese Palastrevolte stattfand,
habe ich…«
»Eine Palastrevolte?«
»Jawohl. Ich komme aus Savalgor. In der Stadt herrschen Unruhen. Nachdem der Palast nun wieder in der Hand der Shaba ist,
scheint das größte Problem vorerst gebannt zu sein. Aber inzwischen sind vier Tage vergangen und es kann allerlei geschehen
sein. Wir müssen uns beeilen.«
»Soso«, sagte Marko gedehnt. »Eine Revolte im Palast! Interessant. Wisst Ihr etwas über die Shaba?«
Jerik schnaufte. »Sie ist immer noch nicht anerkannt. Die Garde
steht zwar auf ihrer Seite, verhält sich aber still. Der Rat ist entzweit. Eine wirklich schwierige Situation.«
*
Leandra war froh, als sie den Felssims hinter sich gelassen hatte. Der Kopf tat ihr weh und die neuen, sich anbahnenden
Schwierigkeiten hatten ihre anfangs noch zuversichtliche Stimmung getrübt. Gestern noch hatte sie gehofft, Savalgor früh genug zu erreichen, um etwas in Sachen Kryptus unternehmen zu
können. Aber schließlich war sie aus dem Kerker des Palasts ausgebrochen und vor den Augen ihrer Verfolger Richtung Hammagor geflohen – da war es wohl etwas einfältig zu glauben, dass
der Hierokratische Rat tatenlos so lange warten würde, bis sie
wieder zurück nach Savalgor kam. Selbstverständlich hatte man
in der Zwischenzeit etwas unternommen! Und das, was in der
Stadt geschehen war, musste unmittelbar damit zusammenhängen. Nerolaan glitt ruhig durch die Luft, verlor dabei rasch an Höhe und näherte sich der Wolkendecke. Der Wind pfiff Leandra um
die Ohren, aber sie war dankbar dafür. Der dumpfe Kopfschmerz,
der sie seit Tagen immer wieder plagte, wollte nicht weichen.
Manchmal fühlte sie stechende Schübe, dann verebbten die
Schmerzen wieder. Leider nahm die Häufigkeit dieser Anfälle eher
zu. Noch immer fehlte ihr jede Vorstellung davon, was sie da mit
sich herumschleppte. Besonders beunruhigend empfand sie in
diesem Zusammenhang jene Magie, die sie vor zwei Tagen gewirkt hatte, als sie in den Bergen von den Drakken angegriffen
worden waren. Es war eine Ekel erregende, magische Dreckbrühe
gewesen, die sie da erbrochen hatte, und sie hatte damit zu ihrem maßlosen Erstaunen ein ganzes, riesiges Drakkenschiff vernichtet. Doch was war das überhaupt gewesen? Was für eine Art
Magie war das und woher war sie gekommen? Das ungute Gefühl,
dass mit ihr etwas nicht stimmte, vertiefte sich immer mehr.
Sie spürte, wie Nerolaan langsamer wurde. Er stellte die
Schwingen auf, ließ sich aber nur unwesentlich in die Höhe tragen. Innerhalb kurzer Zeit verminderte er sein Tempo so sehr,
dass Leandra glaubte, sie würden in der Luft stehen. Nerolaan –
was ist?, fragte sie besorgt. Der Drache antwortete nicht gleich.
Er segelte sehr langsam, hielt die Balance zwischen Auftrieb und
geringst möglicher Geschwindigkeit. Dabei waren sie noch weit
oberhalb der Wolken – eine ungewöhnliche Höhe für ein solches
Flugmanöver. Ulfa, hörte sie endlich seine Stimme durchs Trivocum. Leandra… es ist Ulfa!
Der große, graue Felsdrache hatte offenbar noch nie zuvor Kontakt mit Ulfa, seinem Urvater, gehabt. Während Leandra sich mit
einer Mischung aus Freude, Erleichterung und Aufregung umblickte, war dieser Moment für Nerolaan offenbar etwas, das ihn vor
Ehrfurcht erzittern ließ. Da sah sie ihn: ein kleiner, grauer Fleck,
der sich von Nordwesten her rasch näherte. Irgendetwas
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