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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Wichtiges, Dringliches musste passiert sein.
    Nerolaan wurde nun wieder ein wenig schneller. Bald darauf flog
der kleine Baumdrache, in dem der Geist des Urdrachen Ulfa
steckte, auf gleicher Höhe neben ihnen her. Doch er blieb seltsam
weit entfernt; es waren bestimmt hundert Ellen bis zu ihm.
    Ich spüre deine Frage, Leandra, hörte sie endlich seine Stimme;
sie klang seltsam verzerrt. Leider kann ich nicht näher kommen.
Ich musste dich sonst… töten.
    Der Schreck, der sie bei Ulfas letztem Wort durchfuhr, hätte sie
beinahe ihren Halt auf Nerolaans Rücken gekostet. Sie zuckte
zusammen wie unter einem Hammerschlag. Ein stechender
Schmerz, wie von einem glühenden Messer, fuhr durch ihr Hirn.
    Töten?, stammelte sie voller Entsetzen. Warum töten? Was ist
passiert? Habe ich etwas…falsch gemacht?
Für Augenblicke herrschte Schweigen. Sie hatte den Eindruck,
dass Ulfas Entfernung zu ihr noch weiter wuchs. Als er antwortete, klang seine Stimme noch undeutlicher und verzerrter; es war,
als spräche er durch einen endlos langen, hohlen Baumstamm zu
ihr, in dem ein Volk giftiger Wespen umhersurrte. Nein, Leandra,
hörte sie ihn wieder. Du trägst keine Schuld. Aber…es ist etwas
passiert. Etwas Schreckliches. Ich erzählte dir einmal… von den
Spielregeln. Erinnerst du dich? Es war, was würde seine Stimme
unterbrochen, und für ein paar Sekunden hörte sie nur noch Fetzen seiner Worte. Sie suchte ihn mit Blicken in der anbrechenden
Abenddämmerung, aber er war klein geworden, so klein, dass sie
ihn kaum mehr sehen konnte. Die Spielregeln, Ulfa? Was ist mit
den Spielregeln?
Sie wurden gebrochen, Leandra. Jetzt hörte sie ihn wieder deutlicher. Wenn ich bei dir bleibe, dir sage, was passiert ist, oder dir
gar zu helfen versuche, breche ich sie abermals. Das würde alles
nur verschlimmern.
Leandras Atem ging stoßweise. Ulfa!, schrie sie verzweifelt
durch das Trivocum. Bleib hier! Du musst mir sagen, was passiert
ist!
Sie verlor ihn aus den Augen. Kurze Zeit später hörte sie zum
letzten Mal seine Stimme. Sei wachsam, Leandra! Jemand versucht dir übel mitzuspielen! Versuche nach Möglichkeit, keine
Magien mehr zu wirken. Du könntest sonst zu einer Gefahr werden! Zu einer Gefahr für die ganze Höhlenwelt!
Leandra lehnte sich nach vorn, klammerte sich verzweifelt an
Nerolaans Hornkamm fest. Eine Gefahr? Ihr Herz drohte zu zerspringen. Sie sollte eine Gefahr für die Höhlenwelt sein?
Voller Panik suchte sie nach Ulfa, aber der kleine Baumdrache
war nirgendwo mehr zu sehen. Sie spürte, dass er vor ihr geflohen war, vor irgendetwas Namenlosem, das sie an oder in sich
trug, und sie wusste nicht, was es war.
Ihr Herz pumpte verzweifelt Blut ins Nirgendwo, ihr Atmen war
eine Last, ihre Brust und ihre Schultern fühlten sich an, als lagen
sie unter tonnenschwerem Gewicht. Was hatte Ulfa gemeint?
Die grässliche Magie kam ihr in den Sinn, die sie gegen das
große Drakkenschiff gewirkt hatte. War es das? Gab es irgendeine
unergründliche Quelle, ein schwarzes, Tod bringendes Loch in ihr,
das ihr neue Kräfte eingab, die sie aber weder wollte noch beherrschen konnte? Die Spielregeln wurden verletzt, schossen ihr
Ulfas Worte durch den Kopf.
Was für ein neues, schreckliches Rätsel lag hinter diesen Worten?
Hast du das mitbekommen, Nerolaan?, fragte sie nach einer
Weile unsicher ihren Drachenfreund.
Er antwortete nicht gleich. Du hast mit ihm gesprochen, nicht
wahr? Nein, ich habe nichts davon wirklich hören können. Waren
es schlechte Nachrichten?
Leandra holte tief Luft. Nein, es ist schon gut. Sorge dich nicht.
Nerolaan schwieg, aber es war für Leandra nicht schwer zu erraten, dass er ihr nicht glaubte. Er hatte bestimmt gespürt, wie
es ihr während des kurzen Kontakts mit Ulfa ergangen war. Ihr
Herz wummerte noch immer und ihr Atem ging schwer. Nerolaan
hatte wieder zu seinem alten Tempo zurückgefunden und näherte
sich der grauen Wolkendecke unter ihnen.
Können wir zuerst eine Runde über die Stadt fliegen, Nerolaan?
fragte Leandra. Möglichst hoch, knapp unter den Wolken? Nur für
den Fall dass vielleicht doch Drakkenschiffe da sind. Ja, natürlich,
antwortete der Drache. Gleich darauf stießen sie in die Wolken
hinein, und als ein seltsamer Geruch um sie herum aufkam,
wusste sie, dass sie die gewaltige Rauchsäule, die aus dem Händlerviertel aufstieg, durchflogen haben mussten. Eine halbe Minute
später waren sie durch die Wolken hindurch. Jetzt, da es dort
unten dunkler geworden war,

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