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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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furchtbare Gewissensbisse. Sie hätte ihn von Anfang an
nicht so nahe an sich heranlassen dürfen, aber sie wusste nun,
warum sie es getan hatte. Timo besaß Ähnlichkeit mit Victor. Er
war höflich, respektvoll und klug; ein gut aussehender, witziger
Bursche von kräftiger Statur und mit guten Manieren. Und er hatte sich schrecklich in sie verliebt. Nach der ersten Nacht schon
hätte sie es wissen sollen. Auch in der zweiten, der dritten und
sogar der vierten Nacht war es ihr gelungen, ihn auf Abstand zu
halten, jedoch immer mühsamer. In der letzten Nacht aber war er
beinahe durchgedreht. Sie lag in seinem Bett und wusste nicht,
warum sie überhaupt noch dort war, sie hätte längst fliehen müssen. Aber da war diese rätselhafte, kaum erklärliche, aber dennoch vorhandene Ähnlichkeit mit Victor, nach dem sie sich so
sehr sehnte. Und Timo schwitzte und zitterte förmlich vor Verlangen nach ihr. Irgendwann hatte sie ihm nachgegeben. Nun stand
sie mit ihrem Brenner im Lärm und Staub des Stollens, arbeitete
dumpf vor sich hin und fragte sich, ob es irgendwie verzeihbar
war, was sie getan hatte. Sie hatte Victor, ihren Ehemann, betrogen, doch die Umstände des Betrugs waren geradezu grotesk
gewesen. Victors Herz gehörte ohnehin einer anderen, die ganze
Hochzeit war nur ein Schauspiel gewesen. Und sie, die ihn
nichtsdestotrotz liebte, hatte mit einem anderen geschlafen, dabei aber jede Sekunde nur ihn im Sinn gehabt. Sie hatte sogar
seinen Namen geflüstert, sie wusste es; sie wusste auch, dass
Timo es mitbekommen hatte. Offenbar hatte ihm das noch mehr
Ehrgeiz verliehen, und er hatte sie in diesem Liebesakt fast zur
Raserei getrieben. Und dennoch – sie hatte keine Sekunde an ihn
gedacht. Nur an Victor.
    »Wenn du nicht aufpasst«, hörte sie eine heisere Stimme in ihrem Helm, »wirst du dir noch den Fuß abschneiden!« Sie blickte
müde auf. »Hast du mich gehört?«
    Sie ließ den Einstellgriff des Brenners los und starrte in Renashs
erleuchtete Helmscheibe, als sähe sie ihn heute zum erstenmal.
»Was ist mit dir, Mädchen?«, rief er durch den Lärm des Stollens. »Du bist völlig geistesabwesend! Damit bringst du dich
selbst und andere in Gefahr!«
»Ich… ich muss weg von dort«, antwortete sie nach kurzem Zögern. »Weg von Uralbaan.«
»Von Uralbaan?«
Sie nickte. »Ja. Das Dorf, in dem ich bin. Ich…«
Sie unterbrach sich. Mindestens ebenso schlimm wie ihr moralisches Problem war die Tatsache, dass Timo sie inzwischen besser
bewachte als die Drakken und die Bruderschaft zusammen. Sie
war während der ganzen fünf Tage in Uralbaan noch nicht eine
Sekunde dazu gekommen, sich nach einer Fluchtmöglichkeit umzusehen, dabei wurde die Zeit immer knapper. Roya mochte
schon längst die Flussmündung verlassen haben. Jeden Tag, den
Alina vertrödelte, würde Royas Spur schwieriger zu verfolgen sein
– wenn sie denn überhaupt noch zu finden war. Alina musste
dringend etwas unternehmen, und sie brauchte Zeit und Spielraum, sich etwas auszudenken.
Renash schüttelte den Kopf. »Du kannst da nicht weg. Du wurdest dem Dorf zugeteilt und damit Schluss. Die Drakken machen
da keine Ausnahmen.«
»Ich…« Sie suchte nach einem Argument, das schlagkräftig genug war – und eigentlich besaß sie ja auch eines: ihr Problem mit
einem verliebten jungen Mann. Aber das würde Renash wohl
kaum verstehen und mit Sicherheit auch keiner der Drakken. Sie
überlegte, ob sie die Geschichte irgendwie dramatischer darstellen konnte.
Sie ließ ihren Brenner sinken und schaltete ihn ab. »Ich hab ein
Problem«, rief sie durch den Lärm in der Umgebung. »Ein junger
Kerl. Er ist verliebt in mich.«
Renash starrte sie ungläubig an. Damit, dass er an diesem Ort
so etwas hören würde, hatte er sicher nicht gerechnet. »Und…?«,
fragte er verwirrt.
Sie verzog elend das Gesicht. »Ich… ich hab Angst, verstehst
du?«
»Angst?«
»Ja. Weißt du nicht mehr, was passiert ist? Mit diesem Serakis?
Ich… weißt du… ich hab nicht viel mit Männern im Sinn. Nicht
mit… Männern.«
Renash starrte sie nur mit großen Augen an.
»Um es genauer zu sagen: Ich… kann es nicht ertragen, wenn
mir einer zu nahe kommt.«
Den Beweis hatte sie bereits geliefert – und Renash schien zu
verstehen. Er nickte langsam.
Sie spielte die Niedergeschlagene. »Dieser Kerl… er ist grob und
gemein. Aber ich will trotzdem nicht, dass ihm was passiert. Nicht
so wie Serakis, verstehst du?« Sie studierte seine Züge, er schien
ihr zu

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