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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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wusste nicht, inwieweit sie sich
Hoffnungen machen sollte, dass er noch rechtzeitig nach Saligaan
gelangt wäre. Sie war nun hier in Freiheit, aber Cleas? Es mochte
gar sein, dass er inzwischen tot war. Der Gedanke war entsetzlich. Dumpfe Trauer machte sich in Alina breit. Sie erhob sich,
packte ihre Sachen und machte sich entschlossen wieder auf den
Weg. Was auch immer ihm widerfahren war, eine Sache hatte
Cleas ganz bestimmt verdient: dass sie das Letzte gab, um Roya
zu finden.
    Den ganzen Nachmittag marschierte sie weiter nach Nordwesten, immer am Wasserlauf entlang. Doch dann wurde der Fluss
schmaler und sie wurde unsicher, ob sie wirklich auf dem richtigen Weg war. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie eine Gegend erreicht, in der sich nach Süden hin eine Passage bot: In dem hohen, felsigen Gipfelkamm, der das Flusstal seit Beginn ihrer Wanderung nach Südwesten hin begrenzte, tat sich ein Sattel auf. Es
würde sie etwa zwei Stunden kosten, dort hinaufzusteigen, dann
aber konnte sie einen Blick in das angrenzende Tal oder vielleicht
noch weiter nach Süden werfen. Sie beschloss, es zu wagen, und
machte sich an den Aufstieg.
    Als die Abenddämmerung einbrach, hatte sie es geschafft.
Müde erreichte sie den höchsten Punkt des Sattels, und als sie
ins angrenzende Tal hinabblickte, stieß sie einen überraschtes
Aufstöhnen aus. Dort unten floss ein weiterer Strom von Nordwesten heran; er verlief unmittelbar parallel zu dem Tal, das sie
bisher durchwandert hatte, und er war wesentlich breiter. Aber
schlimmer noch: Jenseits des Stromes erhob sich nur eine niedere Hügelkette, und dahinter sah Alina im Abendlicht, zwischen
mehreren Pfeilern hindurch, einen weiteren Fluss glitzern. Sie
seufzte laut. Nun kannte sie bereits drei Wasserarme, die von
Nordwesten heranströmten, und wer konnte sagen, wie viele es
in anderen Tälern noch geben mochte? Enttäuscht ließ sie sich zu
Boden sinken. Sie hatte es sich viel zu leicht vorgestellt. Diese
Bergwelt war riesig, erstreckte sich über hunderte von Meilen,
und es war geradezu naiv von ihr gewesen zu glauben, sie könnte
auf Anhieb den richtigen Weg finden. Benni setzte sich neben sie
und sie legte seufzend den Arm um seinen Hals. »Ich bin ein
dummes Huhn«, vertraute sie ihm niedergeschlagen an. »Wie
sollen wir nur in diesem Gewirr von Flüssen den richtigen finden?« Sie saß noch eine Weile da, während das Licht des Tages
immer weiter schwand, und gab sich in ihrem Kummer der
Schönheit der Landschaft und des Sonnenuntergangs hin. Inzwischen war die Dämmerung schon so weit vorangeschritten, dass
es keinen Sinn mehr machte, den Abstieg in das große Flusstal zu
wagen. Der Aufstieg von ihrer Seite her war schwieriger und
langwieriger gewesen, als sie gedacht hatte, und außerdem wusste sie im Augenblick nicht einmal, was sie überhaupt als Nächstes
tun sollte.
»Wir bleiben hier oben, Benni«, sagte sie und erhob sich. »Vielleicht fällt mir heute Nacht irgendetwas ein.«
Sie fand einen geschützten Platz zwischen Felsen und Bergkiefern und richtete sich dort einen Lagerplatz ein. An diesem Abend
hatte Benni nichts erbeutet, und so fiel das Abendessen bescheiden aus: Zwieback, Hartkäse und ein Speckstreifen, den Alina
Benni überließ. Ein Feuer zu entfachen sparte sie sich; sie war so
müde, dass sie sich, als das letzte Licht des Tages geschwunden
war, sogleich zum Schlafen niederlegte. Wie so oft, lag Benni
wärmend bei ihr. Diese Tatsache verlieh ihr zwar auf die Dauer
keine höfische Duftnote, aber sie sagte sich, dass sie sich am
besten daran gewöhnen sollte. Sie würde keine Shaba der Paläste
und der Bälle in Festkleidern sein, sondern eher eine des Untergrunds. Eine, die in Höhlen und Wäldern schlief, bei Nacht auf die
Jagd ging und ihr Leben in derber Kleidung und unter derben
Männern und Frauen verbrachte. Der Traum von feinen Kleidern,
erlesenen Speisen und angenehmen Nächten in Daunenbetten
war mit Sicherheit für lange Zeit ausgeträumt. Bevor sie einschlief, waren ihre Gedanken bei Victor und Marie, und sie hoffte
und wünschte sich, dass es den beiden gut ging.
*
    Als sie am nächsten Morgen von Bennis Gebell und einem jaulenden Geräusch geweckt wurde, war sie zuerst nicht weiter
alarmiert. Noch halb schlaftrunken stemmte sie sich in die Höhe
und seufzte über das Ärgernis einer weiteren Kontrolle, wie sie
bereits schon so viele erlebt hatte. Erst als sie stand und gewohnheitsmäßig nach ihrem Hals tastete, durchfuhr

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