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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Herzschlag. Tränen
stiegen ihr in die Augen. Sie beugte sich über ihn und flüsterte
ihm zu, er solle wieder aufwachen, bat ihn inständig darum, aber
sie wusste, dass er ihr diesen Wunsch nicht mehr erfüllen konnte.
Sie ließ sich neben ihm niedersinken, schmiegte sich an ihn, wie
er es in den kalten Nächten bei ihr getan hatte, umarmte ihn und
weinte für den Rest der Nacht.
*
    Marko fand sie am nächsten Morgen mit tränengerötetem Gesicht. Sie war immer wieder kurz eingeschlafen und hatte jedes
Mal zu weinen begonnen, wenn sie aufgewacht war. Bennis
Leichnam war inzwischen schon erkaltet und es zeichnete sich ab,
dass er steif werden würde. Marko empfand viel Mitgefühl, und
Alina stellte überrascht fest, dass er Tränen in den Augenwinkeln
hatte. Für diese zutiefst menschliche Regung liebte sie ihn; sie
schlang die Arme um seinen Hals, weinte noch für Augenblicke in
seine Schulter und küsste ihn dann dankbar auf die Wange.
    Sie fanden eine schöne Stelle unter einem blühenden Hollerbusch und begruben Benni dort. Kurz darauf kam Izeban mit einem Strauß Wiesenblumen zurück und legte sie auf das Grab. Bis
sie fertig waren, hatte Alina den beiden die meisten wichtigen
Dinge aus ihrer Zeit mit Benni erzählt, und nun gab es für sie
keine Zweifel mehr, dass Alina diesem Hund mehr als nur ihr Leben zu verdanken hatte.
    »Wenn er bellte, fielen die Drakken um?«, fragte Izeban verwundert.
»Nur zweimal«, antwortete sie. »Das erstemal, als sie mich in
der Gegend von Tulanbaar kontrollierten, und das zweitemal in
dem Schiff, mit dem wir abstürzten. Aber da waren es gleich vier,
die starben.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist mir wirklich ein Rätsel. Zu anderen Gelegenheiten bellte er sie auch an, aber da passierte nichts. Und als der erste Drakken starb, war ein anderer in
der Nähe, dem nichts passierte.«
Izeban runzelte die Stirn. »Vielleicht hängt es mit der Entfernung zusammen«, meinte er. »Dass sein Bellen nur auf kurze
Entfernung wirkt… vielleicht durch den Ton oder die Lautstärke.
Vielleicht hat es etwas in den Gehirnen der Drakken verletzt oder
zerstört. Oder so ähnlich.« Izeban war anzusehen, dass das Räderwerk in seinem Gehirn angesprungen war. Diese seltsame Sache interessierte ihn.
Marko seufzte und deutete auf das Grab, vor dem er kniete.
»Leider werden wir das nicht mehr herausfinden. Es hätte uns
möglicherweise etwas genutzt.«
Alina nickte stumm. Im Widerstand gegen die Drakken konnten
sie jede nur denkbare Waffe gebrauchen, selbst das Gebell eines
Hundes und auch wenn es nur auf zwei Schritt Entfernung Wirkung zeigte. »Lasst uns versuchen, Roya zu finden«, sagte sie
und erhob sich. »Es gibt inzwischen etliche, die zu rächen sind.
Ich will diese verfluchten Drakken aus meiner Welt haben!« Erschrocken über ihre eigenen Worte blickte sie unsicher zu Marko
und Izeban. Sie hatten es beide bemerkt, aber keiner schien ihr
zu verübeln, dass sie >meine Welt< gesagt hatte. Im Gegenteil.
Marko war schließlich einer der Ersten gewesen, der sie in ihrem
Amt voll und ganz anerkannt und von ihr verlangt hatte, sie solle
fliehen. Alina nickte erleichtert und forderte ihre beiden Männer
zu einem raschen Aufbruch auf.
Sie packten ihre Habseligkeiten, bestiegen das Drakkenboot und
hoben ab.
An diesem Tag bewegten sie sich sehr vorsichtig und tief im
Schutz von Schluchten, Tälern und Bergen. Der Tod von Benni
stand wie eine Mahnung über ihnen, dass sie selbst jederzeit
scheitern und sterben konnten. Alina war sich gewiss, dass sie
ihrem Ziel nahe waren, und sie hatte nicht die geringste Lust,
jetzt noch einmal in Gefahr zu geraten. Sie hoffte nur, dass ihr
Ziel – den Tunnel des unterirdischen Flusses zu finden – sie auch
irgendwie weiterbringen würde. Sie befanden sich nun tief im
Südramakorum, etwa in Höhe der Südspitze des Mogellsees, aber
ein ganzes Stück westlich davon, wie Marko überzeugt behauptete. Die Berge waren in dieser Gegend bereits sehr hoch, die Gipfel
schneebedeckt, die Flusstäler steil und endlos tief. Noch immer
gab es viele Flussarme, aber das Wasser rauschte nun mit Kraft
durch verwinkelte Schluchten, schmale Bergeinschnitte und über
tosende Wasserfälle in die Tiefe.
Der Vormittag verstrich, während sie mehrere parallel verlaufende Flusstäler erforschten, und sie staunten immer wieder, wie
weit sie sich in die stille und zerklüftete Bergwelt hineinzogen. Es
war beinahe ein Labyrinth; sie mussten sich sehr

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