Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
verstand nicht annähernd, was er
meinte.
Er erklärte ihr dennoch vielerlei Dinge, zum Beispiel, dass es in
dem Boot Maschinen gab, die es vorwärts und rückwärts und auf
und ab bewegen konnten; er versuchte es mithilfe der Hebel und
Pedale vorzuführen. Dabei aber wurde der Flug gehörig unruhig,
denn das Boot reagierte auf jede noch so kleine Bewegung seiner
Hände und Füße. Wie man es beschleunigte, hatte er immer noch
nicht herausgefunden. Izeban erklärte, dass sie wegen ihres langsamen Tempos dazu übergegangen waren, sehr niedrig zu fliegen
und so zu tun, als suchten sie die Gegend ab. Dabei waren sie
bisher noch keinem anderen Schiff aufgefallen, obwohl sie eigentlich einen sehr unruhigen und langsamen Flugstil harten.
»Wie lange habt ihr denn bis hierher gebraucht?«, wollte Alina
wissen.
»Von Savalgor?«, fragte Izeban. Er lächelte verlegen. »Nun, es
waren etwa sechs Tage, nicht wahr, Marko?«
Alina hätte beinahe laut aufgelacht. »Sechs Tage?«, rief sie.
»Da ist man ja zu Pferd schneller!«
Izeban hob einen schulmeisterlichen Zeigefinger und sagte, milde lächelnd: »Nicht im Hügelland, verehrte Shaba. Und schon gar
nicht im Gebirge!«
Alina seufzte. »Das stimmt natürlich.« Sie blickte seitlich aus
dem Fenster und versuchte sich vorzustellen, wie schnell im Vergleich dazu ein gesunder Benni dort unten am Ufer wäre. Sie kam
zu dem Schluss, dass der Hund nicht einmal allzu schnell würde
rennen müssen, um Schritt halten zu können. »Und ihr kommt
nicht dahinter, wie man dieses Ding schneller macht?«
»Wir haben alles ausprobiert!«, sagte Marko von hinten und
auch Izeban schüttelte bedauernd den Kopf.
Alina streckte die Hand nach der großen, schrägen Tafel mit den
Lichtern und Schaltern aus. »Und das hier? Das sind doch…«
»Nicht berühren!«, rief Izeban laut und hob die rechte Hand.
Alina zuckte erschrocken zurück. Izeban schnaufte. »Verzeiht,
Shaba. Ich habe erst nach Tagen und nur mit Mühe herausbekommen, wie man das Boot so weit einschaltet, dass man schweben kann. Eigentlich… schweben wir nur. Und schaukeln es dabei
irgendwie vorwärts.« Wieder lachte sie auf. »Wir… schaukeln?«
»Ja, Shaba«, gab Izeban zu. »Mehr zu erwarten, wäre vermessen. Ich bin schon froh, dass wir es überhaupt einigermaßen hinbekommen haben. Wenn Ihr irgendetwas berührt, könnte es sein,
dass Ihr etwas einschaltet, das wir noch nicht verstehen. Und
dann wird es gefährlich! Uns ist das schon ein paar Mal passiert.«
Marko meldete sich wieder von hinten. »Kann man wohl sagen.
Ich habe einmal einen halben Wald abrasiert, und ein anderes Mal
hatten wir Glück, dass wir langsam flogen. Wir sind gegen eine
Felswand geknallt. Und dann die Landung in dem Bachbett, wisst
Ihr noch, Izeban?« Die beiden lachten, aber Alina glaubte aus
ihren Gesichtern heraushören zu können, dass ihnen der Schreck
noch immer in den Gliedern saß. »Wo sollen wir uns nun hinwenden?«, wollte Marko wissen. »Direkt nach Nordwesten?«
»Wir müssen den Tunnelausgang des unterirdischen Flusses suchen«, meinte Alina. »Ihn zu finden dürfte nicht leicht sein. Ich
habe den Eindruck, hier gibt es eine Menge Flusstäler.«
»O ja«, bestätigte Izeban. »Die ganze Gegend ist von Flussarmen durchzogen, es sind Aberdutzende, kleine und große. Manche durchfließen enge Schluchten, andere breite Täler. Wir haben
uns langsam von Süden nach Norden vorgearbeitet.«
»So viele? Was für ein Glück, dass ihr mich da gefunden habt.«
»Über der Absturzstelle des Drakkenbootes, in dem Ihr wart«,
antwortete Izeban mit seiner sanften Stimme, »stand eine
schwarze Rauchsäule von gut einer Meile Höhe. Sagt lieber: Ein
Glück, dass Euch andere Drakkenboote nicht vor uns gefunden
haben.«
Marko deutete nach Nordwesten. »Wenn der gesuchte Fluss unter dem Hauptkamm durchfließt, sollten wir dorthin, wo die Berge
höher werden.« Alina blickte wieder aus dem Fenster. Sie glitten
in vielleicht fünfzig Ellen Höhe über der Flussmitte nach Nordwesten. Vor ihnen erhoben sich mächtige Bergriesen, aber man konnte nur schwer sagen, ob es dahinter nicht noch viel höhere gäbe –
dafür flogen sie zu tief. Doch Marko hatte Recht, sie mussten
wahrscheinlich noch ein ganzes Stück weiter in diese Richtung.
»Können wir denn nicht höher gehen und versuchen, die Gegend von oben zu überblicken?«, schlug sie vor.
Izeban blickte in die Höhe. »Lieber nicht. Dort oben würden wir
auffallen, so langsam, wie wir
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