Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
ausgerechnet dieses eine Mal so, dass
sie nicht kommen konnte, sich verspätet hat oder… nun, vielleicht
sind ihr einfach zu viele Drakken dort unten in den Flusstälern.«
Marko seufzte, aber er fügte sich. Zum Glück. Denn am nächsten
Tag schien sich tatsächlich etwas ändern zu wollen. Zwei graue
Felsdrachen erschienen über der Hochebene und zogen den ganzen Vormittag lang ihre Kreise. »Habt Ihr Tirao schon einmal gesehen?«, wollte Marko von Alina wissen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie. Aber selbst wenn: Ich
bezweifle, dass ich einen Felsdrachen vom anderen unterscheiden
könnte. Jedenfalls auf diese Entfernung.« Sie deutete in die Höhe.
»Der eine ist kleiner. Denkst du, es ist eine sie?«
Marko blickte zum Felsenhimmel auf und zuckte die Achseln. Inzwischen war deutlich, dass die beiden Drachen hier irgendetwas
suchten. Sie kreisten schon seit Stunden über der Flussmündung,
allerdings weit in der Höhe, eine gute Meile, wie Alina schätzte.
»Ich frage mich, ob man es von hier unten aus sehen könnte,
wenn jemand auf dem Rücken säße.«
Izeban, der hinzugetreten war, nickte überzeugt. »Ich habe
scharfe Augen. Ich glaube nicht, dass da jemand auf einem der
Drachen sitzt.«
Sie warteten eine weitere Stunde, legten noch einmal kräftig
Holz nach, und als das Feuer hell brannte, warf Marko mehrmals
einen großen Armvoll frisches Geäst hinein, das er umliegenden
Büschen entrissen hatte. Jedes Mal stieg eine beißende Qualmwolke auf. Er hoffte, dass die Drachen das mitbekamen. Vielleicht
taten sie es, aber sie reagierten nicht. Zeitweise war nur einer
von ihnen zu sehen; gegen Abend wagten sie sich in den großen
Felsbogen und flogen eine weite Runde ins Innere des Tunnels
hinein. Sie blieben ihnen aber trotzdem fern. Schließlich ging der
Tag zu Ende, ohne dass sie eine Möglichkeit gefunden hätten, mit
ihnen Kontakt aufzunehmen.
Auch die Nacht über hielten die drei Menschen das Feuer in
Gang, aber die Drachen schliefen jetzt irgendwo oder hatten sich
versteckt. Am nächsten Morgen jedoch waren sie wieder da. Izeban verlor die Geduld und sagte, er wolle das Drakkenboot holen
und hinauffliegen. Marko hielt das für keine gute Idee, denn wenn
es für die Drachen einen Erzfeind gab, dann waren es sicher die
Drakken. Alina jedoch wandte ein, dass Drachen sehr intelligent
waren und dass sie den Zusammenhang richtig knüpfen würden –
zumal Izeban nicht schnell fliegen konnte. Er versprach, ganz
langsam in ihre Richtung aufzusteigen und sich sehr zurückhaltend zu geben.
Dann marschierte er los, während Alina und Marko abwarteten.
Überraschenderweise brachte diese Idee den Durchbruch. Doch
Izeban hatte einige Schrecksekunden auszuhalten, denn kaum
war er in das Refugium der Drachen eingedrungen, griffen sie ihn
an. Zum Glück nicht ernsthaft, denn das hätte er nicht überlebt.
Sie schossen plötzlich in engen Bahnen um das Drakkenschiff
herum, so schnell, dass Alina eine Vorstellung davon bekam, wie
ein Luftkampf zwischen einem Drakkenschiff und einem Drachen
aussah. Als der kleinere der beiden plötzlich eine weiß glühende
Wolke ausstieß, die Izebans Flugboot nur knapp verfehlte, stieß
Alina einen ängstlichen Laut aus und griff nach Markos Arm.
Er legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.
»Ich glaube, Ihr müsst Euch nicht sorgen«, sagte er und deutete in die Höhe. »Da, seht! Es war nur ein Warnschuss! Wenn sie
ihn wirklich angreifen wollten, würde er längst nicht mehr dort
oben fliegen.«
Bang beobachtete Alina die Drachen und Izebans Flugboot. Er
ließ sich wieder tiefer sinken und zog das Boot in einer weiten
Schleife über das Flusstal wieder in Richtung des Tunneleingangs.
Eine Viertelstunde später schwebte er über der Ufersandbank
und ließ das Boot niedergehen. »Es ist Tirao!«, rief er begeistert,
als er aus der Seitentür sprang und zu ihnen gerannt kam.
Marko trat ihm entgegen. »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte
er streng.
Izeban hob die Hände. »Ich… ich kann es nicht genau sagen. Irgendwie überkam mich das Gefühl, dass er es ist. Und der andere
Drache ist ein Weibchen. Sie hat einen leicht rötlichen Schimmer.
Der große allerdings – huii! Das ist vielleicht ein Riese! Der frisst
kleine Drakkenschiffe wie unseres zum Frühstück!«
Marko blickte wieder hinauf. »Was machen wir jetzt? Keiner von
uns ist Magier. Wir können nicht mit ihm reden wie Leandra.«
Sie schwiegen eine Weile. Dann sagte Alina leise:
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher